Tour de France: Bergauf, bergab, zu Fuß – Froome siegt als ganz Großer

 

Paris (SID) – Chris Froome war die Tour der Leiden anzusehen. Die rechte Schulter blutete, das Gesicht hatte Schrammen davongetragen, doch der beste Radfahrer der Welt nahm sich nach seinem dritten Sieg bei der Frankreich-Rundfahrt nichts anderes vor, als Geschichte zu schreiben. „Dreimal habe ich jetzt die Tour gewonnen. Und ich werde sicherlich noch sechsmal zurückkommen, um sie weitere Male zu gewinnen“, sagte der Brite.

Nach einer Tour, die er im Stile der großen Patrone wie Eddy Merckx, Bernard Hinault oder Miguel Indurain beherrschte, muss man Froome glauben. Natürlich hat auch der Brite damit kämpfen müssen, dass man ihm den Missbrauch mit Doping-Mitteln vorwarf.

Froome allerdings legte offen, was man nur offenlegen kann: Blutwerte, Kraftdaten, Trainingswerte. Und in seinem Sinne muss man sagen: Froome hat alles getan, was man für die Glaubwürdigkeit des Radsports tun kann. Er wurde mit Urin bespritzt, 2015 war das. Dabei hat er nichts gemacht, was nur irgendwie einen Anlass dazu gab. Froome ist so gut, wie ein sauberer Radfahrer nur sein kann.

Bei der Tour 2016 wusste der gebürtige Kenianer, dass er am Berg womöglich angreifbar ist. Und was machte Froome: Er attackierte auf einer Abfahrt, in atemberaubender Manier auf der neunten Etappe. Er fuhr wenige Tage darauf im Flachen bei starkem Wind bis auf Weltmeister Peter Sagan allen davon. Froome dominierte die Zeitfahren. So holte er sich seinen Vorsprung.

Vor allem aber: Froome blieb menschlich. Nichts von all dem, das er machte, hatte den Hauch des Anrüchrigen. Alles blieb nachvollziehbar. Er veranstaltete am Berg keine Kirmesrennen, sowie es der Däne Michael Rasmussen und der Spanier Alberto Contador 2007 taten. Der große deutsche Radsport-Kommentator Klaus Angermann sagte dereinst: „Wenn eine Leistung zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist sie eben auch nicht wahr.“

Froome, so wie er sich in diesem Jahr zeigte, wirkte immer ehrlich. Er stand für das, was die Tour de France so unwiderstehlich erscheinen lässt. Wie er am Mont Ventoux verzweifelt den Berg hinaufrannte, als sein Rad nur noch ein Haufen Schrott war.

Wie er nach seinem Sturz am Freitag, blutend und unter Schmerzen auf dem Rad seines Teamkollegen Geraint Thomas das Ziel erreichte. Dort seinem niederländischen Teamkollegen Wouter Poels um den Arm fiel, ihm diesen Tag widmete, weil er nur durch die Stärke der überragenden Sky-Mannschaft so gut sein kann.

Froome ist ein Dominator. Er hat von seinem großen Teamkapitän Bradley Wiggins gelernt, dem er sich konsequent unterordnen musste. Und wenn Froome sagt, er will nach der Tour auch Olympia-Gold im Straßenrennen und im Zeitfahren gewinnen, dann muss man dies nicht nur ernst nehmen, man muss ihm dies auch wünschen. Froome hat, nicht weniger als das, einen nach so vielen Dopingsünden am Boden liegenden Radsport gesundet.

Und wer diesen Sport liebt, der muss Christopher Froome lieben. Froome ist der Sieger einer Tour de France, die nach vielen Jahren wieder ohne Doping als alles bestimmendes Thema auskam. Das hat dieser Sport verdient. Und er hat einen Champion wie Froome verdient.

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