US-Justiz ermittelt gegen russische Athleten

Russland steht wegen des Verdachts von Staatsdoping gut elf Wochen vor Beginn der Olympischen Spiele in Rio de Janeiro unter erheblichem Druck. Um den Vorwürfen auf den Grund zu gehen, ermitteln die US-Justiz, das Internationale Olympische Komitee (IOC) und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA).

Im schlimmsten Fall droht Russland der Ausschluss von Rio. Das hält angesichts der schweren Vorwürfe gegen Russland bei den Winterspielen 2014 in Sotschi selbst IOC-Präsident Thomas Bach für möglich.

Das US-Justizministerium ermittelt laut „New York Times“ wegen möglicher Verschwörung und Betrugs. Das Blatt berief sich am Dienstag auf zwei namentlich nicht genannte Quellen, die mit dem Fall vertraut seien. Die US-Staatsanwaltschaft für den östlichen Bezirk von New York sei federführend. Die Behörde habe russische Offizielle, Athleten, Trainer sowie Anti-Doping-Verantwortliche im Visier, hieß es.

Auf dpa-Anfrage sagte Nellin N. McIntosh: „Es ist Politik des Justizministeriums, etwaige Ermittlungen nicht zu kommentieren. Ich kann das also weder bestätigen noch dementieren.“ Ermittlungen der USA wie diese sind schon bei geringsten vermuteten Verbindungen in die Vereinigten Staaten möglich, oder wenn eventuell Gelder über eine US-Bank geflossen sind.

Der ehemalige Leites des Moskauer Anti-Doping-Labors, Gregori Rodschenkow, hatte in der vergangenen Woche der „NYT“ gesagt, er habe systematische Manipulationen im russischen Team während der Sotschi-Spiele mitorganisiert. Rodschenkow, der jetzt in Los Angeles lebt, behauptet, 15 der russischen Medaillengewinner in Sotschi seien gedopt gewesen. Dafür gibt es bisher keine unabhängigen Beweise. Die US-Justiz hat nach den Informationen der Zeitung auch Rodschenkow selbst im Visier.

Das Internationale Olympische Komitee und die Welt-Anti-Doping-Agentur schalteten sich ebenfalls ein und brachten Untersuchungen auf den Weg. Die WADA stellte ein Ermittlerteam zusammen, um die Vorwürfe zu untersuchen.

IOC-Präsident Bach schrieb in einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (Mittwoch): „Die Teilnahme der russischen Athleten an den Olympischen Spielen in Rio 2016 hängt auch stark von den Ergebnissen der WADA-Untersuchung ab. Sollte es Hinweise auf ein organisiertes und flächendeckendes Doping-System geben, das weitere Sportarten betrifft, müssten die Internationalen Verbände und das IOC die schwierige Entscheidung zwischen kollektiver Verantwortung und individueller Gerechtigkeit treffen“, schrieb der deutsche IOC-Chef weiter.

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