Michael Liendl: „Wollen etwas Großes schaffen“

Nach der erfolgreichen Qualifikation für die Meistergruppe mit dem WAC spricht der „Alpen-Maradona“ über die WAC-Ziele, das Ligaformat und das Nationalteam.

Gegen die Admira einen Sieg zum Ziel gesetzt, durch ein Remis Platz 4 erreicht – nach dem Einzug in die Top-6 der österreichischen Bundesliga vor der Punkteteilung liefert Topscorer Michael Liendl Einblicke in die aufreibenden Momente der vergangenen Wochen.

Im Live-Video auf Instagram sagt die Nummer 10 der Lavanttaler: „In Hartberg haben wir uns viel mehr erhofft. Zur Halbzeit hätten wir mit zwei Toren führen müssen, dann passieren uns individuelle Fehler“. In der 21. Runde hätte der WAC im Duell mit dem Ex-Verein von Trainer Christian Ilzer schon alles klarmachen können, hatte vor der Pause zahlreiche Topchancen. Nach einer fragwürdigen gelb-roten Karte für Marcel Ritzmaier und einem Gegentor, das aus einer Abseitsposition des Hartbergers Fabian Schubert und einem Schnitzer von WAC-Tormann Alexander Kofler heraus entstanden ist, waren die Lavanttaler nur zu einem 1:1 gekommen. „Das war schon ein Nackenschlag, wenn man sieht, wie gut wir aufgetreten sind“, gibt Liendl auf Nachfrage von Sky-Kommentator David Eder zu.

Gegen die Admira in der letzten Runde vor der Punkteteilung durfte man nur nicht verlieren, um den Einzug in die Meistergruppe aus eigener Hand zu schaffen. Zwischenzeitlich war Wolfsberg aber mit 1:2 in Rückstand geraten. „Wir sind super reingestartet mit der frühen Führung. Nach dem Rückstand hatten wir dann aber schon ein mulmiges Gefühl. Dann merkst du, du kannst es vielleicht doch noch verspielen, obwohl du schon ewig lange in den Top-6 warst.“ (Anm.: Vor dem Spiel gegen die Admira war der WAC schon 15 Runden in Folge unter den ersten Sechs der Tabelle gelegen).

Für drei Punkte braucht es Liendl

Liendl ist mit 17 Scorerpunkten (7 Tore, 10 Vorlagen) aktueller Topscorer der österreichischen Bundesliga. Wolfsberg hat in dieser Saison zudem nur gewonnen, wenn Liendl direkt an einem Tor beteiligt war. „Ich weiß schon, dass ich der Mannschaft immer helfen kann. Den positiven Druck nehme ich an, sonst ist es ja auch fad. Aber es kann sich schon mal ändern. Es wird sich ja nicht ausgehen, dass ich in jedem Spiel treffe oder einen Assist liefere. Die anderen müssen schon auch was beitragen“, erläutert Liendl schmunzelnd.

Angesichts der beeindruckenden Werte kommt auch das Thema Nationalteam immer wieder auf – berücksichtigt wurde Liendl von Teamchef Franco Foda bekanntlich nicht: „Es ist keine Wehmut da. Aber wenn du sehr gut performst und bei den Scorerpunkten vorne dabei bist, schielst du schon ein wenig hin. Ich weiß aber auch, dass ich keine Zwanzig mehr bin. Darum habe ich auch nicht auf die Einberufung spekuliert. Aber klar, wenn man Topscorer in der Liga ist, spricht das schon für sich“, ist sich der WAC-Ersatzkapitän seiner Bilanz bewusst.

Im „kuriosen“ Ligaformat etwas „Großes“ schaffen

Vor der Saison hatte Liendls Klub das Erreichen der ersten Sechs vor der Punkteteilung als Ziel ausgegeben und das wurde erreicht. Wohin geht die Reise für den Rest der Saison? „Wir sind nicht nur oben dabei, damit wir dabei sind. Wir wollen auch in der Verlosung um die internationalen Starplätze dabei sein. Wir wollen was Großes schaffen, den ersten Step haben wir erreicht.“

Im Rahmen der Liga-Reform im vergangenen Sommer könnte man im Falle eines schwachen Saison-Endspurts als möglicher Sechster in der Endtabelle aber leer ausgehen, was das internationale Geschäft betrifft. Für Liendl ist es „kurios, dass sich sogar der Achte in einer gewissen Konstellation noch fürs internationale Geschäft qualifizieren kann. Aber ich bin ein Riesenfan von der Reform, weil es vom Anfang bis zum Ende spannend ist. Natürlich hat sich auch der Siebente am Ende was verdient, aber für den Sechsten ist es dann ein Wahnsinn. Vor allem, wenn eben vielleicht auch der Achte noch reinspringt (abhängig davon, wer Cup-Sieger wird, Anm.). Aber ich bin keiner, der nörgelt. Es ist gut so, wie es ist – vor allem für die Fans“, hält Liendl fest.

Unzweifelhaft ist, dass Liendls Leistungen auch in der Meistergruppe großen Einfluss auf die Ergebnisse des WAC haben werden. Neben Michael Novak ist Liendl der einzige Wolfsberger, der in allen 22 Bundesligaspielen dieser Saison zum Einsatz gekommen ist – immer von Beginn an, versteht sich. Trainer Christian Ilzer macht zu keinem Zeitpunkt einen Hehl daraus, welche Bedeutung Liendl für sein Team hat. Wer an über der Hälfte der erzielten Tore beteiligt war, soll aus Sicht des Vereins naturgemäß gehalten werden. Gespräche zu einer Vertragsverlängerung über die aktuelle Saison hinaus laufen – wenngleich Liendl zu einem möglichen Wechsel ins Ausland sagt: „Im Fußball kann man nichts ausschließen.“ Wohl auch nicht, dass der WAC in dieser Saison tatsächlich etwas verhältnismäßig Großes erreicht.

Beitragsbild: GEPA

Skylights: 22. Runde