Nachgetreten – Runde 17: SV Mattersburg

Letzte Woche hatten wir das taktische Experiment von Ivica Vastic mit der Fünfer-Abwehrkette gegen Rapid zum Thema und mussten dessen Umsetzung scharf kritisieren. Auch vergangene Runde wartet der Mattersburg-Trainer wieder mit einer taktischen Überraschung auf – dieses Mal ist die Umsetzung aber richtig gut geglückt:

Bis kurz vor Spielbeginn hält Ivica Vastic die Umstellung geheim, dass Spielmacher Jano nicht in der Startaufstellung steht. Der Spanier stand bisher bei allen Meisterschaftsspielen in der Startelf! Noch interessanter ist der Aspekt, dass Manuel Prietl in seine Rolle als zentraler Aufbauspieler schlüpft. Prietl, der bisher eher als „Löcherstopfer“ und Absicherer hinter den spielstarken Mittelfeldakteuren aufgetreten ist, hätte man diese Rolle kaum zugetraut. Er setzt seine Aufgabe aber richtig gut um und hat einen wesentlichen Anteil daran, dass sich die Burgenländer nach der 1:6-Schlappe gegen Rapid in der UPC Arena spielerisch mehr als nur rehabilitieren.

 

Szene 1 zeigt einen für Mattersburg im Sturm-Spiel typischen Spielaufbau mit Prietl als zentrale Anspielstation und Ballverteiler. Anhand der Pässe sieht man in dieser Szene auch sehr gut den großen Aktionsraum des defensiven Mittelfeldspielers. In keinem anderen Spiel machte Prietl bisher mehr Pässe als gegen Sturm in dieser neuen Rolle.

 

Szene 2 zeigt, dass dieses Aufbauspiel nicht nur brotlose Kunst ist, sondern von der Vastic-Truppe auch bis in die vorderste Zone gefährlich fertig gespielt wird: Prietl lässt sich wieder zwischen die breit stehenden und sich stets anbietenden Innenverteidiger fallen und gemeinsam mit Tormann Kuster wird selbst gegen hohen Druck von Sturm mit Kurzpassspiel aufgebaut. Prietl ist es auch, der durch seinen Laufweg und dem folgenden Pass zu Farkas den Angriff in die nächste Phase bringt. Dieser Angriff ist für das Mattersburg-Spiel gegen Sturm auch deshalb sehr typisch, weil speziell über Farkas sehr effizient nach vorne gespielt wird. Die Mattersburger-Heatmap der Ballaktionen zu diesem Spiel verrät, dass über die rechte Seite nicht nur etwas Übergewicht besteht, sondern vor allem auch bis ins Angriffsdrittel vorgespielt wird, wo dann Tormöglichkeiten geschaffen werden können. Vor dieser Torchance durch Perlak bedient Farkas zunächst Röcher und sofort machen sich 3 Mattersburger Offensivspieler in hohem Tempo auf den Weg in den Strafraum. Röcher geht bis fast zur Grundlinie durch und legt dann auf Perlak zurück.

 

 

SVM-Heatmap

 

Fazit: Auch wenn Mattersburg aus einer Reihe guter Aktionen gegen Sturm kein Kapital schlagen kann, ist vor allem die spielerische Leistung der Burgenländer nach dem Rapid-Heimfiasko äußerst positiv zu bewerten. Vastic ließ sich mit der Herausnahme von Jano und der neuen Rolle von Prietl wieder etwas einfallen und überraschte damit wohl auch den Gegner, denn Sturm kommt in dieser Partie erst in der zweiten Halbzeit richtig ins Spiel.

Mattersburg zeigt, dass sie selbst herbe Niederlagen schnell wegstecken können, dass sie taktisch flexibel sind, ihre Spielstärke nicht verloren haben und speziell mit Farkas auf der rechten Seite einen Spieler haben, der viel Druck nach vorne bringt.