Nächster Sieg gegen Zverev: Sinner fix im Halbfinale

Alexander Zverev trottete mit genervter Miene ans Netz – als er dem „Weltbesten“ gratulierte, konnte er aber schon wieder lächeln. Der Deutsche hat bei den ATP Finals trotz einer lange guten Leistung einen Überraschungscoup gegen Jannik Sinner verpasst. Beim 4:6, 3:6 aus seiner Sicht stand sich Zverev, der ganze sieben Breakchancen liegen ließ, teilweise selbst im Weg.

Etwas mehr als eineinhalb Stunden bekämpften sich die beiden besten deutschsprachigen Tennisspieler – dann verwandelte der Südtiroler Sinner seinen ersten Matchball und versetzte die 12.000 Fans in der ausverkauften Inalpi Arena in Ekstase. Das abschließende Gruppenspiel gegen den Kanadier Félix Auger-Aliassime am Freitag (sei mit Sky Stream live bei den ATP-Finals dabei!) wird für Zverev nun zum K.o.-Spiel im Rennen um den Halbfinaleinzug.

Krimi gegen Shelton! Auger-Aliassime wahrt Finals-Aufstiegschance

Sinner ist Platz eins in der Gruppe Björn Borg bereits vor dem abschließenden Match am Freitag gegen den schon ausgeschiedenen Shelton sicher. Zverev und Auger-Aliassime machen sich das zweite Halbfinalticket im direkten Duell aus. Der Weltranglistendritte Zverev kassierte nach dem Sieg über Shelton gegen Sinner die fünfte Niederlage im direkten Duell in Folge, die vierte in diesem Jahr. „Es war sehr eng. Ich habe in den wichtigen Momenten sehr gut serviert und mein bestes Tennis abgerufen, als es darauf angekommen ist, ich bin sehr happy über meinen Auftritt“, resümierte Sinner.

Zverev: Sinner „hatte zwei Chancen und hat beide genutzt“

„Ich hatte mehr Breakbälle als er, und ich habe mich sehr gut von der Baseline gefühlt. Aber er hatte zwei Chancen und hat beide genutzt“, sagte Zverev: „Für mich hat sich das Match enger angefühlt als das Ergebnis. Es war eine qualitativ hochwertige Partie.“

Vor allem der erste Satz verlief sehr ausgeglichen, das entscheidende Break musste Zverev erst nach Abwehr von zwei Satzbällen zum 4:6 hinnehmen. Im zweiten Durchgang nahm die Nummer zwei der Welt dem Gegner bereits zum 4:2 entscheidend den Aufschlag ab und gab diesen Vorteil nicht mehr aus der Hand. Das auch, da er selbst fünf Breakchancen von Zverev abwehren konnte. Nach 1:37 Stunden verwertete Sinner vor rund 13.000 Zuschauern seinen ersten Matchball. Der viermalige Grand-Slam-Turniersieger ist nun seit 28 Spielen auf Hallen-Hartplätzen ungeschlagen.

Sinner: „In entscheidenden Momenten gut aufgeschlagen“

„Das war ein sehr enges Match. Ich habe in den entscheidenden Momenten sehr gut aufgeschlagen“, sagte Sinner im Anschluss: „Ich versuche immer, das beste Tennis zu spielen, wenn es darauf ankommt und das hat heute geklappt.“

Sinner, der seine beeindruckende Serie in der Halle ausbaute, hat die Teilnahme an der Vorschlussrunde hingegen sicher. Zudem feierte er seinen fünften Sieg gegen Zverev in Folge und den dritten innerhalb von rund zweieinhalb Wochen.

Er erwarte ein „sehr, sehr schweres Match“ gegen den „besten Spieler der Welt auf diesem Belag“, hatte Zverev im Vorfeld gesagt. Sinners jüngste Statistiken auf Hartplätzen in der Halle lasen sich in der Tat beängstigend gut: Mit einer Siegesserie von 27 Spielen im Rücken startete der Italiener in die Partie.

Doch Zverev machte es ihm zu Beginn schwer. Er nistete sich gleich in Sinners erstem Aufschlagspiel ein und schnupperte – letztlich erfolglos – am Break. Wie schon bei seinem Auftakterfolg gegen Ben Shelton wirkte er konzentriert und physisch auf der Höhe. Die „brutalen“ Aufschläge, vor denen Sinner im Vorfeld gewarnt hatte, wuchtete Zverev erneut hochprozentig über das Netz.

Zverev zeigt gegen Sinner erneut Nerven

Weil aber auch Sinner gewohnt gut servierte, blieb der erste Satz einer mit wenigen spektakulären Ballwechseln – und zum Unmut Zverevs ging er dann auch noch verloren. Sinner reichte eine kleine Schwächephase für das entscheidende Break – den dritten Satzball bei Zverevs Aufschlag verwandelte er.

Der Hamburger zeigte sich nicht geschockt und blieb auf Augenhöhe, doch Sinner spielte in den engen Momenten sein bestes Tennis. So wehrte er früh im zweiten Satz drei Breakbälle des Deutschen ab, ohne dass man Zverev, der kurz darauf eine weitere Gelegenheit ungenutzt ließ, einen Vorwurf hätte machen können.

Alcaraz vor großem Ziel: „Schwierig, nicht daran zu denken“

Die verpassten Chancen nagten sichtlich an Zverev. Nach einer vermeintlichen Fehlentscheidung begann er nun mit dem Schiedsrichter zu diskutieren und brachte sich damit vorentscheidend selbst aus dem Konzept. Sinner holte das Break zum 4:2 und ließ sich nicht mehr einfangen.

Der kommende Gegner Auger-Aliassime hatte sich zuvor nach einem Dreisatz-Krimi gegen den US-Amerikaner Shelton durchgesetzt. In das Match gegen Zverev geht er mit viel Selbstvertrauen – beim letzten Duell in der dritten Runde der US Open hatte er Zverev eine bittere Niederlage zugefügt.

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(SID/Red/APA).

Beitragsbild: Imago.