„Neuer Tiefpunkt“: Internationale Presse spottet über Trump & Infantino
Die Auslosung der WM 2026 bewegt Fußball-Fans auf der ganzen Welt. In der internationalen Presse wird besonders die Show rund um US-Präsident Donald Trump kommentiert.
England
The Mirror: „Was eigentlich eine Feier des schönen Spiels bei der Auslosung der WM hätte sein sollen, artete stattdessen in eine düstere Zurschaustellung politischer Speichelleckerei eines Mannes aus.“
The Telegraph: „Gianni Infantinos erniedrigendes Verhalten vor Donald Trump ist ein neuer Tiefpunkt. Der FIFA-Präsident hat in der Vergangenheit zwar schon so manchen Unsinn im Namen der Redekunst von sich gegeben, aber das hier war etwas ganz anderes.“
The Guardian: „Es war ungefähr so spannend wie das Lesen eines Wörterbuchs oder das Verfolgen der Wahlergebnisse aus Nordkorea. Immerhin gewann Donald Trump den ersten FIFA-Friedenspreis bei einer kitschigen und protzigen WM-Auslosung, die ganz im Zeichen des wohl wertvollsten Egos der Welt stand.“
Italien
La Gazzetta dello Sport: „Infantino, Trump und die gesamte FIFA-Crew losten nach über anderthalb Stunden selbstverliebter, barocker und politisch fragwürdiger Inszenierung endlich bis zum Abendessen die zwölf Gruppen aus. Der Friedenspreis für Trump, ein persönliches Geschenk, ist weniger akzeptabel. Und es ist schlichtweg inakzeptabel, dass zwölf Minuten Sendezeit für einen politischen Werbespot verschwendet werden, der die Qualitäten des US-Präsidenten preist. So etwas geht nicht. Sollte Fußball nicht für alle da sein? Das hier wirkt wie der Fußball einer herrschenden Elite.“
Frankreich
Le Monde: „Von allen Staatschefs, die sich in diesem Jahr bei Donald Trump einschmeicheln wollten, hat Gianni Infantino die Messlatte am höchsten gelegt. Der Preis scheint wie geschaffen für den Bewohner des Weißen Hauses, der verärgert darüber war, im Oktober den Friedensnobelpreis nicht erhalten zu haben. Donald Trump rühmt sich regelmäßig damit, seit seiner Rückkehr an die Macht im Januar acht Kriege beendet zu haben. Diese Behauptung ist stark übertrieben.“
Spanien
Marca: „Der US-Präsident war der unbestrittene Star der Auslosung. Er wirkte wie ein Baby bei einer Taufe, eine Frau bei einer Hochzeit und ein Toter bei einer Beerdigung. Er nahm eine Auszeichnung entgegen, hielt eine Rede und zog die Kugeln. Es ist „seine“ Weltmeisterschaft. (…) 48 Mannschaften nehmen teil, was eine Debatte darüber auslöst, ob das zu viele sind. Sollte die Weltmeisterschaft für alle zugänglich sein? Unbedingt. Ist es einer Mannschaft wie Curacao unwürdig, 0:10 gegen Deutschland zu verlieren? Auch hier gilt: Ja.“
El País: „Die Vereinigten Staaten mögen sich zwar nicht mit Fußball auskennen (ihre Nationalmannschaft gehört nicht zu den Favoriten), aber sie kennen sich mit Showbusiness aus. Ein Geschäft, in dem sich Donald Trump wie ein Fisch im Wasser bewegt.“
El Mundo: „Trump, Trump und nur Trump. Der Protagonist der WM-Auslosung am Freitag in Washington war weder der Fußball noch die Todesgruppe, sondern der Präsident der Vereinigten Staaten. Persönlichkeiten wie ihn bezeichnet man in diesem Land als „larger-than-life“, größer als das Leben, und die Inszenierung rund um seine Person und seine Obsessionen hat deutlich gemacht, dass die kommenden Monate ganz von seiner Präsenz geprägt sein werden.“
Kanada
The Globe and Mail: „Wenn der US-Präsident Fußball für seine Zwecke nutzt, spielt der FIFA-Präsident normalerweise mit. Bei der WM-Auslosung setzt sich das Werben fort.“
USA
New York Post: „Ein surreales Spektakel im Kennedy Center, das von peinlich bis bizarr reichte und bei dem Präsident Donald Trump mit den Ticketverkäufen der FIFA prahlte, sagte, die Amerikaner sollten Fußball ‚Football‘ nennen, und über Pelé meinte: ‚Ich nehme an, er ist einer der Größten.“
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