Peter Vogl: „Kuljic ist kein Mensch, dem ich eine kriminelle Handlung zutraue“

Vor knapp zehn Jahren wurde er mit zehn Toren in 14 Spielen zum Torjäger beim LASK. Danach konnte man sich nicht mehr über einen neuen Vertrag einigen. Sanel Kuljics Forderungen waren zu hoch – deshalb war er zu Beginn der Saison 2003/04 auch vereinslos. Bis ihn der damalige Zweitligist SV Josko Ried engagierte. Dass er damals bei den Innviertlern unterschrieb, hing auch damit zusammen, dass ihm Rieds Ehrenpräsident Peter Vogl als Anwalt rechtlich zur Seite stand und die finanziellen Hürden der schwarzen Vergangenheit ausräumte.

Mit  sprach Johannes Brandl, Österreich-Reporter von Sky Sport News HD.

Wie würden sie den Charakter Sanel Kuljic beschreiben?

Als wir ihn damals zur geholt haben, haben wir zunächst seine bekannten finanziellen Probleme in Ordnung gebracht. Das war ein längerfristiges Konzept. Ich gehe davon aus, dass er seine fußballerischen Qualitäten auch deshalb abrufen konnte, weil er in Ried den Rücken frei hatte. Wir haben von Beginn an ein Korsett um ihn geschnürt, damit er seine finanziellen Probleme schnell in den Griff bekommt. Er ist ein gutmütiger Chaot, der immer wieder finanzielle Schwierigkeiten hat, aber er ist kein Mensch, dem ich eine kriminelle Handlung, so wie sie im Raum steht, zutraue. Und schon gar nicht glaube ich, dass er ein Wettpate sein soll. Wobei man schon sagen muss, dass ein Spieler mit solch einem finanziellen Hintergrund natürlich schon ein Opfer sein kann.

Das heißt Sie glauben, dass Kuljic möglicherweise auch eher unglücklich in diese Misere geraten ist?

Ich will keine Mutmaßungen anstellen, dazu kenne ich zu wenig Hintergründe. Aber wenn er in etwas hineingeraten ist, dann ist das eine Mischung aus Gutmütigkeit, Dummheit und einer persönlich nicht sehr sorgfältigen Einstellung zum Geld.

Wir haben erfahren, dass Sanel Kuljic auch schon in Kindheitstagen als ein gewisses Schlitzohr galt, können Sie das bestätigen?

Sie können alle Mannschaftskameraden und alle, die mit ihm in Ried gearbeitet haben fragen, er ist  – mit Ausnahme seiner Schlampigkeit in Bezug auf seine wirtschaftlichen Sachen – überhaupt kein Problemboy. Er hat sich in die Gemeinschaft eingefügt, war sehr verlässlich und gutmütig, aber eben auch schlampig, hat keine Post geöffnet.

Wie beurteilen Sie als Außenstehender die möglichen Manipulationsversuche und was wirft das für ein Licht auf den Fußball in Österreich?

Tatsache ist, dass Spieler und Funktionäre und alle die im Fuball tätig sind und Einfluss auf den Ausgang eines Spieles haben, strengen Regeln unterworfen sind und an sowas nicht teilnehmen dürfen. Aus meiner Sicht gehört das streng geahndet, allein schon im Sinne des Sports. Ich warne davor, das ganze jetzt als Wettgeschichte zu sehen. Es kann auch andere Gründe haben. Man sollte niemanden aufgrund von bruchstückhaften Informationen vorverurteilen. Dennoch ist Wettbetrug zu ahnden und entsprechend sportrechtlich zu verfolgen und zu bestrafen. Wenn es außerhalb des Sports zu kriminellen Handlungen gekommen ist, dann sollten alle Verbände und Vereine die Justiz unterstützen.