ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner fordert: “Sportminister sollte den Fußball noch mehr unterstützen“

Wien, 18. Mai 2015. Zu Gast bei „Talk und Tore“ am Sonntag, 17. Mai 2015 waren ÖFB-Sportdirektor Willibald Ruttensteiner, Admira-Kapitän Richard Windbichler und Sky-Experte Heribert Weber. Hier einige Aussagen des von Gerfried Pröll moderierten Live-Talks.

– Ruttensteiner: “Wenn wir gegen Russland punkten, spielen wir in Frankreich“
– Admira-Spieler Richard Windbichler: “Ich habe es satt, gegen den Abstieg zu spielen“
– Sky-Experte Heribert Weber: “Magath wäre ein starkes Signal für einen autoritären Trainer“

 

 

Willi Ruttensteiner:
…kann bei Oliver Lederer keine Ausnahmen machen: „Das hat er bewiesen, er macht einen tollen Job. Das habe ich auch immer gesagt. Er ist auch in der A-Lizenz ein wunderbarer Trainerkandidat gewesen, der dort super Leistungen bringt. Ich habe selbst mit ihm schon über Fußball diskutiert und bin wirklich von ihm als Person angetan. Die Trainingsbeobachtungen bei der Admira sind einfach positiv. Alles, was er dort sagt, hat Hand und Fuß. Aber es gibt eine Bestimmung, und ich bitte da schon um Verständnis, dass wir da sind, diese Bestimmungen einzuhalten. Und die lautet, am Beginn einer Saison hat er die Profilizenz zu haben. Die hat er nicht.“
…zieht Bilanz über die strukturellen Veränderungen im österreichischen Fußball: „Wir sind kontinuierlich diesen Weg gegangen, haben auch viel Kritik einstecken müssen, aber wir haben es durchgezogen. Wir sind noch nicht erfolgreich. Denn erfolgreich sind wir erst dann, wenn die österreichische Nationalmannschaft sich qualifiziert hat, wenn wir bei einer Europameisterschaft oder Weltmeisterschaft dabei sind und dort wieder anschließen, was österreichische Größe früher geleistet haben. Wir haben einen Champions-League-Sieger in unseren Reihen, das ist etwas Tolles. Aber auf der anderen Seite glaube ich, dass man den Klubfußball nicht vergessen darf, dass wir auch dort international wieder Gewicht brauchen. Was jetzt Salzburg oder davor die Austria in der Champions-League geleistet hat, das ist die Visitenkarte im österreichischen Fußball, international betrachtet. Da werden wir wahrgenommen.“
…sieht beim Nachwuchs noch gewaltiges Verbesserungspotential: „Wir haben wunderbare Spieler, die aber im Detail noch oft Defizite aufweisen. Ich glaube, dass in den Akademien und Vereinen gut gearbeitet wird, aber zu wenig individualisiert gearbeitet wird. Wenn ich bei einem Profi etwas verbessern will, dann genügt herkömmliches Mannschaftstraining nicht, da muss ich ins Detail gehen und genau dort ansetzen, wo ich ihn über das ganze Spiel beobachte, Detailszenen herausgreife. Das bedeutet natürlich wahnsinnige Ressourcen, da brauche ich Leute, da brauche ich Trainer dazu. Bei der U17-Europameisterschaft waren wir von der mannschaftlichen Organisation sehr gut, aber individuell waren beim einen oder anderen Defizite feststellbar.“
…fordert zusätzliche finanzielle Anstrengungen von der Sportpolitik: „Es wird schwierig, weil das Geld überall knapp wird. Da ist die Sportpolitik gefordert. Es wäre schön, wenn da ein Sportminister sagen würde, hier müssen wir diese wunderbare Sportart, die Sportart Nummer eins in Österreich, noch mehr unterstützen, wie sie es bis jetzt dankenswerter Weise tun.“
…über das bevorstehende wichtige Auswärtsspiel in Russland: „ich traue es dieser Mannschaft zu, den nächsten Schritt zu machen. Wenn man dort besteht, wenn man dort ungeschlagen zurück kommt, dann ist das wieder ein weiterer Entwicklungsschritt im internationalen Fußball. Das traue ich dem ganzen Stab zu, die das vorbereiten. Ich glaube, dass die Mannschaft das Potential dazu hat. Das wäre schön, denn dann brauchen wir gar nicht herum rechnen. Wenn wir auswärts punkten, dann werden wir in Frankreich spielen.“

 

Richard Windbichler:
…auf die Frage, ob er ab Sommer mit Medizinbällen trainieren wird, sollte Felix Magath Trainer der Wiener Austria werden: „Ich weiß nicht, wie der Trainer dort trainieren wird, aber ich kann heute noch nicht sagen, wo ich mich Mitte Juni befinde und von dem her war es das schon wieder dazu. Es ist so, dass ich alle Transfergerüchte von mir fernhalten will, aufgrund dessen weil wir noch einen Job mit der Admira zu erledigen haben. Ich habe hundert prozentiges Vertrauen in meinen Berater und er weiß genau, was ich will. Ich verlasse mich auf ihn.“
…glaubt an den Klassenerhalt mit der Admira und möchte sich künftig andere Ziele stecken: „Wenn man die letzten drei Jahre betrachtet, habe ich immer gegen den Abstieg gespielt. Schon langsam habe ich es satt. Nichtsdestotrotz werden wir es heuer wieder schaffen, aber darüber hinaus habe ich eigentlich schon Ansprüche, um internationale Plätze oder Titel zu spielen. Und das steht in meiner Rangliste ganz oben.“

 

Sky-Experte Heribert Weber:
…sieht Rapid nach dem 4:1-Derbysieg spielerisch weit vor der Austria: „Man hat in diesem Spiel einfach gesehen, dass Rapid sich weiterentwickelt hat. Wenn man sieht, wie die Mannschaft jetzt auftritt, wie sie vorne in der Offensive stärker geworden ist, wie die Flankenspieler agieren, dann muss man einfach sagen, das ist großartig, wie sie auch den Mittelstürmer Beric immer wieder mit Bällen füttern und dadurch immer torgefährlich werden. Die gesamte Mannschaft profitiert wirklich davon, dass die Offensive wirklich sehr stark geworden ist. Man sieht auch, wie weit sich Rapid von der Austria entfernt hat in diesem Jahr. Relativ ähnlich zu Beginn des Jahres. Rapid hat auch einige Probleme gehabt, dadurch, dass die ganze Offensive neu besetzt wurde. Aber die Entwicklung stimmt bei Rapid. Das hat dieses Spiel absolut bewiesen.“
…über die Trainerdiskussion bei der Austria, im speziellen Felix Magath: „Das ist ein sehr starkes Signal dafür, dass die Austria einen sehr autoritären Trainer haben will. Dass ein Trainer kommt, der den Respekt der Spieler genießt, der schon sehr viel erlebt hat, der unglaublich routiniert ist und der bei den Spielern von Anfang an sehr angesehen sein wird. Ich sehe das absolut positiv, wenn es eine Verbindung gibt zwischen Deutschland und Österreich. Man darf auch nicht vergessen, dass wir in der nächsten Saison zwei Trainer in der deutschen Bundesliga haben werden. Ich sehe das positiv, wenn deutsche Trainer nach Österreich kommen.“
…über die momentanen Stärken der Nationalmannschaft: „Man soll sich nicht immer kleiner machen als man ist. Ich glaube, dass wir momentan sicher nicht schlechter als Russland sind. Das haben wir als Nationalmannschaft bewiesen. Diese Mannschaft hat sich von den Einzelspielern her absolut weiterentwickelt. Fast jeder ist Stammspieler in seinem Verein geworden, hat Routine getankt. Jeder weiß, dass er das Vertrauen des Teamchefs genießt. Sie spüren diese Nestwärme, die in der Nationalmannschaft herrscht und das gibt ihnen auch die Kraft, das nötige Selbstvertrauen ins Spiel mitzunehmen. Das ist vielleicht neben der Qualität der Einzelspieler die große Stärke der österreichischen Nationalmannschaft.“

 

Eine Wiederholung der aktuellen „Talk und Tore“-Sendung ist heute, Montag, 18. Mai 2015 um 23.45 Uhr und am Dienstag, 19. Mai 2015 um 8.15 Uhr auf Sky Sport Austria zu sehen.