Oliver Glasner: „Der LASK ist nicht gleich Oliver Glasner“

  • Stefan Reiter: „Oliver war als junger Spieler schon fast ein bisschen ein Gewerkschaftsfunktionär“
  • Alfred Tatar: „Die Möglichkeit Wolfsburg zu trainieren, darf man nicht fallen lassen“

Der Free-to-Air Montag auf Sky: Zu Gast bei „Talk & Tore“ waren am Montag der Trainer des LASK Oliver Glasner, Ex-Manager SV Ried Stefan Reiter sowie Sky-Experte Alfred Tatar.

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(Trainer )

…über seine Kopf-Verletzung und die Not-Operation: „Es war relativ ernst. Meine Frau wurde angerufen und musste die Einverständniserklärung für die Operation geben, weil ich nicht mehr zurechnungsfähig war. Und wenn man dann Gehirnblutung und Not-Operation hört, dann fängt man an das zu googeln. Und dann steht, dass ganz viele tödlich enden. Dann weiß ich, wie es daheim zugegangen ist. Es war für sie viel schwieriger als für mich, weil ich es eh nicht mehr mitbekommen habe. Von dem her war es eine Zeit, die sicher nicht ganz einfach war. (…) Ich habe mich dann selbst fotografiert und diese Fotos habe ich bei mir am Telefon. Und wenn ich mich jetzt wieder über Kleinigkeiten ärgere, dann holt mich das wieder runter. Dann schaue ich da drauf und denke mir: Über diesen nicht gegeben Elfmeter brauchst du dich jetzt aber nicht wirklich ärgern.“

…über die Gründe, warum er damals mit der Trainerausbildung begonnen hat: „Ich wollte mir ein zweites Standbein schaffen und habe als Spieler begonnen nebenbei zu studieren – ich habe Wirtschaftswissenschaft an der Uni Hagen studiert. Und dann war ich mit 31 fertig, aber meine Fußball-Karriere war es noch nicht. (…) Wir sind immer nach der Herbstsaison vor Weihnachten auf Urlaub gefahren. Und plötzlich ist unser ältester Sohn in die Schule gekommen und der Urlaub vor Weihnachten war gestrichten, weil noch Schule war. Und genau in der Zeit ist ein Trainerkurs dahergekommen. Dann habe ich gesagt: ,Ich weiß nicht, ich habe ja nicht sieben Jahre studiert an der Uni, um dann Trainer zu werden.‘ Dann hat meine Frau gesagt: ,Du weißt ja eh nicht, was du daheim tun sollst im Dezember.‘ Und so bin ich zum Trainerkurs gekommen. Heute sagt sie: ,Hätte ich nur gesagt: Du machst die Pädag! Weil dann wärst du Lehrer und wärst viel mehr daheim.‘“

…über seinen Eintritt ins Trainergeschäft: „Ich habe mit Ralf (Rangnick, Anm.) ein Gespräch geführt und er hat zu mir gesagt: ,Oliver, wo siehst du dich eigentlich?‘ Und ich habe gesagt: ,Wenn ich ehrlich bin, sehe ich mich mehr auf dem Platz. Das macht mir mehr Spaß, da hab ich mehr Begeisterung.‘ Dann sagte er: ,Wir suchen eh einen Co-Trainer für Roger (Schmidt, Anm.). Du kennst die Liga, du kennst das Umfeld… Redet mal miteinander.‘ Wir sind dann mal Essen gegangen und ich habe gemerkt: Puh, wir ticken, was den Fußball anbelangt, sehr ähnlich und sind auch im Umgang mit den Spielern und mit den Menschen sehr, sehr ähnlich. Und dann haben wir gesagt, lass es uns probieren. Und so ist eigentlich meine Trainerkarriere losgegangen.“

…auf die Frage, ob er mit Wolfsburg ein ähnliches System wie mit dem LASK spielen wird:Ich werde mir auch dort ein Bild von der Mannschaft machen, werde mir gewisse Dinge in der Vorbereitung anschauen. Aber an dem, dass wir versuchen den Gegner früh zu stören, dass wir versuchen, wenn wir den Ball gewinnen, schnellstmöglich nach vorne zu spielen, dass wir, wenn wir den Ball verlieren, versuchen ihn schnellstmöglich wieder zurückzugewinnen, wird sich nichts ändern. Vieles von dem spielt der VfL auch jetzt schon unter Bruno Labbadia.“

…auf die Frage, wie viel er bereits beim VfL Wolfsburg mitspricht: „Natürlich lasst sich das ein oder andere Telefonat nicht vermeiden. Natürlich sprechen wir über die ein oder andere Verpflichtung, die passiert ist oder noch passiert. Natürlich sprechen wir über den ein oder anderen Abgang, der vielleicht bevorsteht, ob das dann sein muss oder nicht. Aber der Großteil meiner Zeit ist für den LASK da, um unsere Ziele heuer zu erreichen.“

…über die Auswirkungen seines Abgangs beim LASK: „Der LASK ist nicht gleich Oliver Glasner. Wir haben gemeinsam über vier Jahre Strukturen aufgebaut im Verein und in der Mannschaft. (…) Manchmal ist es auch gut eine andere Ansprache zu hören, um wieder neue Entwicklungsschritte setzen zu können. Und deswegen sehe ich den LASK sehr, sehr gut aufgestellt und ich glaube, dass der LASK mittlerweile so eine Adresse ist, dass viele Trainer froh sind, wenn sie dort trainieren können. Und dieses Selbstbewusstsein sollte der LASK auch an den Tag legen – und werden sie auch an den Tag legen.“

(Ex-Manager SV Ried)

…über den Spieler Oliver Glasner: „Oliver war als junger Spieler schon so ein Spieler in der Kabine, der fast ein bisschen ein Gewerkschaftsfunktionär war und schon als junger immer wieder Regeln geschaffen oder besprochen hat mit den Kollegen. Und ich kann mich an Klaus Roitinger – seinen damaligen und ersten Trainer – erinnern, der irgendwann am Ende seiner Karriere gesagt hat, dass er überzeugt ist, dass er ein ganz ein großer Trainer sein wird.“

…über sein Verhältnis mit der SV Ried: „Die SV Ried ist nächstes Jahr sicher wieder in der höchsten Spielklasse – und das ist auch gut so. (…) Die Führung ist nicht entscheidend. Entscheidend ist der Verein und der Verein ist in Ordnung. Den Aufstieg haben sich die Mitarbeiter, die Fans, die Sponsoren und natürlich die Spieler samt dem Betreuerstab verdient.“

…über Situation beim LASK: „Für mich war eigentlich der Schlüssel für den Erfolg des LASK damals die Niederlage in St. Pölten, die dem LASK den Aufstieg verhindert hat. Man ist trotzdem sehr konsequent und ruhig an die weiteren Aufgaben herangegangen. Das hätte einen auch brechen können. Da wurde ohne lang umhersuchen weitergearbeitet und das macht sich dann bezahlt.“

…über die Liga-Reform: „Es hat einen ganz entscheidenden Punkt gegeben, warum wir das machen mussten: Der ÖFB hat mit seinen Landesverbänden von der Bundesliga verlangt, dass es drei Direktaufsteiger in die 2. Liga geben muss. Und dann war von Anfang an klar, dass es eine 2. Liga mit zehn Vereinen nicht mehr geben wird. (…) Ich glaube, dass das 12/16-System eigentlich die Logik war. Es hat keine andere Möglichkeit gegeben. Und es liegt mir auch heute noch furchtbar im Magen und bin heute noch stinksauer: Wir wollten unbedingt die 3. Leistungsstufe miteinbinden. Es war nicht möglich. Es hat immer nur geheißen: Macht’s ihr eure Reform, das schauen wir uns dann an, wie wir dann weitertun.“

…auf Nachfrage, ob für ihn das Hauptproblem die Schnittstelle zwischen 2. und 3 Liga sei: „Ganz klar! Ganz logisch! Wir haben 76 Vereine in den drei höchsten Spielkassen. Das ist einzigartig in Europa.“

(Sky-Experte)

…über den Wechsel von Glasner zu Wolfsburg: „Ich habe vor geraumer Zeit gedacht, dass es vom Standing her vielleicht besser ist, wenn man aus einer kleinen Liga als Meister irgendwo hinkommt. Adi Hütter ist Meister mit Red Bull Salzburg und später mit Young Boys Bern geworden und sorgt jetzt mit Frankfurt für Furore. Peter Stöger war Meister mit der Austria. Und das fehlt Oliver, auch wenn er Meister mit dem LASK in der Sky Go Liga geworden ist. Das wäre die eine Seite der Medaille. Die andere ist trotzdem: Die Möglichkeit Wolfsburg zu trainieren, darf man nicht fallen lassen. Und ich denke, dass dieser – unter Anführungszeichen – Mangel (…) dort schnell gar nicht mehr wahrgenommen wird, sobald er auf dem Platz steht und die Spieler sehen: Hallo, da ist ja einer, der sich auskennt. Und das ist das Entscheidende.“

…über den Spieler Oliver Glasner, den er bei der SV Ried trainierte: „Es hat drei Spieler gegeben, die unter Anführungszeichen das Herz der SV Ried waren: Das waren Oliver Glasner, Michael Angerschmid und Herwig Drechsel. Die drei waren eine Art ,heilige Dreifaltigkeit‘. Der eine war der Stratege, der im Mittelfeld mehr das Spiel gelesen hat und im Vorfeld gewusst hat, was passieren kann: Das war Oliver Glasner. Er hatte bereits damals als Spieler dieses strategische Denken. Der andere war Michael Angerschmid: Der Hund ist gelaufen, das war ein Wahnsinn. (…) Und der dritte war der Herwig Drechsel, der mit dem begnadeten linken Fuß. (…) Und da konnte man irgendwie auch damals schon erkennen, welche Art von Fußballaffinität Oliver Glasner hat.“