Andreas Heraf beim Sky Podcast DAB | Der Audiobeweis zur gewünschten Entwicklung der Ried-Verantwortlichen: „Was der Verein mit dem neuen Weg genau meint, habe ich immer wieder versucht zu erfragen“

  • Heraf weiter: „Für mich ist es Entwicklung, wenn eine Mannschaft, die davor in zehn Spielen nur drei Punkte macht, dann in 21 Spielen 35 Punkte macht“
  • Heraf: „Für mich ist Bundesligafußball Ergebnissport. Da geht es um Punkte und die Tabelle“
  • Heraf: „Man macht in einem Vertrag Punkteprämien aus und man verdient nicht an der Anzahl der gespielten Pässe oder Ähnlichem“
  • Heraf über Änderungen unter seinem Co-Trainer Christian Heinle: „Ich war überrascht, dass in meiner Abwesenheit doch einige Dinge gravierend geändert wurden“
  • Heraf weiter: „Es bedurfte schon einer gewissen Anstrengung, meinen Weg so durchzusetzen, um diese Resultate so einzufahren. Es gab viele, viele Ideen von meinen Co-Trainern, Dinge zu ändern“
  • Heraf auf die Frage, ob er der Mannschaft keinen offensiveren Fußball zugetraut hat: „Es gibt diese Fantasy-Trainer in unserem Land. Ich glaube nicht, dass man mit der SV Ried diesen ultraattraktiven Pressingfußball spielen kann, den sich die Verantwortlichen erwünschen“
  • Alfred Tatar zur Trennung von Heraf und der SV Ried: „Der Andi Heraf hat es geschafft, den Verein in der Liga zu halten und hat großen Erfolg gefeiert, im Sinne von Punkte geholt. Daher überrascht diese Trennung sehr“
  • Tatar zur gewünschten Entwicklung in Ried: „Wenn du mit den Spielern, mit denen Andi Heraf erfolgreich war, was entscheidend Neues machen willst, dann bin ich äußerst skeptisch“

Zu Gast im Sky Sport Austria Podcast DAB | Der Audiobeweis waren diese Woche Ex-Ried-Trainer Andreas Heraf sowie Sky Experte Alfred Tatar.

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Andreas Heraf (Ex-Trainer SV Ried):
…zu seinem Gesundheitszustand: „Ich bin top fit. Es geht mir sehr, sehr gut und bin ja auch schon seit mehr als zwei Wochen von den Ärzten gesundgeschrieben. Meine Stimmbändergeschichte hat sich Gott sei Dank in Wohlgefallen aufgelöst und genauso entwickelt, wie wir es erhofft haben. Es hat einfach eine Pause gebraucht, um die Stimmbänder zu schonen. Die Sache ist erledigt.“

…angesprochen auf seinen mentalen Zustand: „Es ist überhaupt nicht so schlimm. Ich sehe es nüchtern und sehr schmerzfrei. Ich denke einfach, dass das ganze Leben so ist. Wenn sich zwei Parteien gegenübersitzen und man kommt aus irgendwelchen Gründen auf keinen gemeinsamen Nenner, dann muss man sich eine Lösung einfallen lassen und meistens ist die Lösung dann die, dass man sich voneinander trennt. Wir haben in einer einvernehmlichen Lösung ohne böse Worte – ich verstehe mich ja sehr, sehr gut mit Roland Daxl – eine Einigung vereinbart. Somit ist die Sache für mich erledigt. Natürlich ist das Faktum, dass ich seit gestern keinen Job mehr habe, eines, welches mir nicht so gefällt, aber ich hoffe, dass es sich in Bälde wieder ändern wird.“

…über die einvernehmliche Trennung von der SV Ried und das vergangene Gespräch in der letzten Woche mit der SV Ried: „Mit diesem Gespräch hat es sich für mich schon abgezeichnet, dass etwas passieren wird. Für mich war ganz klar, wie es ausgemacht war, dass ich am 08. November meine Tätigkeit fortsetzen werde. Ich habe dem Verein auch angeboten, schon eine Woche früher einzusteigen, weil mir das Spiel gegen die Admira als sehr wichtiges Spiel im Kampf gegen den Abstieg erschienen ist. Wir haben uns dann trotzdem darauf geeinigt, es beim 08. November zu belassen. Aber in diesem Gespräch, in der letzten Woche, da habe ich schon gemerkt, dass der Verein den eingeschlagenen neuen Weg weitergehen möchte und den Weg, den ich gegangen bin, auch wenn er sehr, sehr erfolgreich war, nicht mehr gemeinsam gehen wollte. Da bin ich dann sehr schmerzfrei. Wenn ich merke, dass man mir das Vertrauen entzieht und nicht mehr an die Dinge glaubt, an die ich glaube, dann war es für mich klar, dass man eine schnelle Lösung herbeiführen sollte. Das haben wir dann auch in aller Kürze getan.“

…auf die Gerüchte, dass es mit der Mannschaft schon vor seiner Erkrankung nicht mehr gepasst haben soll: „Da wüsste ich keinen einzigen Spieler, dass etwas nicht gepasst hätte.“

…über die Gerüchte in den sozialen Medien: „Da muss ich darüber lächeln. Da gibt es ja die wildesten Geschichten. Da geht es nicht nur um Burnout, da geht es auch um Kehlkopfkrebs, usw.“

…angesprochen auf die wirkliche Diskrepanz zwischen ihm und den Ried-Verantwortlichen im Hinblick auf die Entwicklung der Mannschaft: „Diese Frage stelle ich mir im Detail auch. Fakt ist, man spricht von Auffassungsunterschieden. Das stimmt. Mein Weg war ganz einfach sehr erfolgs- und resultatsorientiert. Ich habe in den 21 Pflichtspielen 35 Punkte geholt, neunmal gewonnen und nur viermal verloren. Diese Werte sind top. Ich habe die Mannshaft vor dem Abstieg gerettet und habe sie auf dem vierten Tabellenplatz übergeben. Von der Warte kann man fast nicht mehr liefern. Was der Verein mit dem neuen Weg genau meint, habe ich immer wieder versucht zu erfragen. Man spricht immer von Entwicklung. Entwicklung ist ein sehr dehnbarer Begriff. Für mich ist es auch Entwicklung, wenn eine Mannschaft, die davor in zehn Spielen nur drei Punkte macht, dann in 21 Spielen 35 Punkte macht. Dann ist das Entwicklung. Aber jeder darf seine Indikatoren für Entwicklung nennen, wie er möchte. Für mich ist Bundesligafußball aber Leistungsfußball und Ergebnissport. Da geht es um Punkte und die Tabelle. Man macht in einem Vertrag ja auch Punkteprämie aus und man verdient nicht an der Anzahl der gespielten Pässe oder Ähnlichem. Darum werde ich von diesem Weg auch nicht abgehen. Was genau die Parameter für Entwicklung bei der SV Ried sind, muss man die andere Partei fragen.“

…über seine Empfindungen bezüglich der Änderungen unter seinem Co-Trainer Christian Heinle, während seiner Abwesenheit: „Es war ausgemacht, dass ich aufgrund der Stimmbänder absolute Schonung habe und wir praktisch keinen Kontakt halten werden, weil eh alles klar ist. Ich war überrascht, dass in meiner Abwesenheit doch einige Dinge gravierend geändert wurden. Aber es war auch so ausgemacht, dass Christian Heinle in meiner Abwesenheit den Klub so leiten, wie er es für richtig hält. Fakt ist, es waren schon ganz, ganz, ganz viele Dinge, die in eine andere Richtung gelaufen sind und Fakt ist auch, was meiner Meinung nach auch der Grund für das schnelle Ende ist, dass ich dem Verein ganz klar gesagt habe: Wenn ich wieder komme, dann geht es wieder so weiter, wie ich mich wohl fühle und wie ich spielen möchte. Ich glaube ganz einfach, dass die Diskrepanz zwischen diesen zwei Wegen dazu geführt hat, dass der Verein gesagt hat, dass sie diesen Weg weitergehen möchten.“

…über Co-Trainer Christian Heinle, den er sich aber nicht selbst aussuchen durfte: „Ich mache dem Christian Heinle keinerlei Vorwurf, aber du brauchst einen Co-Trainer, der unter Anführungszeichen ein Freund ist und dem du absolut vertraust und der dich stützt. Es bedurfte schon einer gewissen Anstrengung, meinen Weg so durchzusetzen, um diese Resultate so einzufahren. Es gab viele, viele Ideen von meinen Co-Trainern, Dinge zu ändern. Aber ich wollte aufgrund des Erfolges diesen Weg weitergehen. Man wird am Ende der Saison sehen, ob der neue Weg Früchte trägt. Wenn es nicht funktioniert, dann wird die Diskussion aufs Neue losgehen, wieso man wieder denselben Fehler macht, wie vor einem Jahr.“

…über seine Spielphilosophie: „Ich habe in 21 Pflichtspielen neunmal gewonnen. Ich glaube nicht, dass man neun Spiele gewinnen kann, wenn man nur destruktiv spielt. Ich habe drei Spiele in Erinnerung, als wir ein 0:2 in ein 3:2 verwandelt haben und wir haben gegen den WAC ein 0:3 in ein 3:3 verwandelt. Also wenn du nur destruktiv spielen würdest, dann würde das ja gar nicht funktionieren. Ich bin in kein einziges Spiel reingegangen und habe mich von der ersten Minute an am eigenen Sechzehner mit zwei Autobussen aufgefädelt und versucht, ein 0:0 zu halten. Das war nicht der Fall und daher sind diese Diskussionen für mich immer ein bisschen schwer zu verstehen. Für ich zählt der alte Spruch: Die Offensive gewinnt Spiele, die Defensive gewinnt Meisterschaften. Mir geht es um Meisterschaften oder ähnliches. Wenn die SV Ried nicht absteigt, dann ist es für die SV Ried in meinen Augen eine Meisterschaft. Um diese Ziele zu erreichen, ist eine kompakte Defensive das Allerwichtigste.“

…über eine mögliche Rückkehr zur SV Ried: „Es war jetzt nicht das erste Mal, dass ich bei der SV Ried war. Ich denke, Roland Daxl weiß, was er an mir hat, wenn es darum geht, Resultate zu liefern. Sollte es noch einmal so sein, dass der Verein auf der Trainerbank reagieren muss, dann gibt es für mich keinen Grund, nicht noch einmal dorthin zu gehen.“

…auf die Frage, ob er der Mannschaft keinen offensiveren Fußball zugetraut hat: „Es gibt diese Fantasy-Trainer in unserem Land – es müssen gar nicht Bundesligatrainer sein – die drehen Mittwochabend die Champions League auf, sehen ManCity oder Liverpool und glauben, sie können am Wochenende mit ihrer Mannschaft den gleichen Fußball spielen, die diese Mannschaften im Fernsehen liefern. Das geht leider nicht. Daher glaube ich nicht, dass man mit der SV Ried diesen ultraattraktiven Pressingfußball spielen kann, den sich die Verantwortlichen erwünschen oder erhoffen.“

…über neue Herausforderungen: „Ich bin bereit für neue Herausforderungen. Egal, wo sie auch sein mögen. Ich bin für alles offen, weil ich sehr gerne am Platz stehe und auch wieder erfolgreich sein möchte.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…zur Trennung von Heraf und der SV Ried: „Der Andi Heraf hat es geschafft, den Verein in der Liga zu halten und hat im Sommer Spieler geholt, die heute die Leistungsträger sind, beim Klub. Er hat mit dieser Mannschaft gearbeitet und dann auch großen Erfolg gefeiert, im Sinne von Punkte geholt. Und wie wir feststellen können, ist das im Profifußball das Entscheidende. Daher überrascht mich diese Art und Weise, wie es jetzt zu dieser Trennung gekommen ist, sehr.“

…über ein Trainerteam und die Zusammenarbeit mit einem Co-Trainer: „Mittlerweile ist es im internationalen Trainergeschäft ja üblich, dass man sein eigenes Trainerteam mitnimmt. Das war bei Ried nicht so der Fall. Andi Heraf konnte ja nicht seinen Co-Trainer präsentieren. Aber es ist ein wesentliches Element, dass ein Trainer einen Co-Trainer hat, mit dem er nicht nur sportlich gut zusammenarbeitet. Ein Co-Trainer hat ja auch einen zweiten Aspekt, der vollkommen unterschätzt wird. Ein Co-Trainer ist nämlich oft auch psychischer Partner. Wenn man dann nicht seinen eigenen Co-Trainer mitnehmen kann, dann ist es nicht so leicht.“

…auf die Aussage der SV Ried, man wolle Entwicklung haben: „Entwicklung im Fußball heißt, dass das Alte durch etwas Neues ersetzt wird. Aber die Spieler bleiben die gleichen. Wenn du mit den Spielern, mit denen Andi Heraf erfolgreich war, was entscheidend Neues machen willst – offenbar handelt es sich darum, dass man attraktiven Offensivfußball spielen will – dann bin ich äußerst skeptisch.“

…auf die Frage, welche Spielweise er der SV Ried zutraut: „Was der Andi sagt, habe ich schon des Öfteren gesagt. Wir haben eine Trainergeneration, die Guardiola-verseucht ist. Viele Trainer haben ein Bild im Kopf, wie die Mannshaft spielen soll, übersieht aber dabei, ob man diesen Plan der Mannschaft, die man zur Verfügung hat, überhaupt zutrauen kann. Und wenn ich sehe, dass es nicht funktioniert, dann muss ich sagen: Mein Plan muss sterben, damit die Mannschaft leben kann.“

DAB | Der Audiobeweis ist der Fußball- und Sport-Podcast von Sky Sport Austria. Hier diskutiert Kommentator Otto Rosenauer mit Moderator Martin Konrad, Sky Experten und Gästen über die ADMIRAL Bundesliga, das ÖFB-Team, Österreichs Legionäre und internationalen Fußball, wie die Deutsche Bundesliga, die Premier League, die UEFA Europa League sowie die UEFA Champions League.