Finaleinzug gegen Feyenoord: Jancker erinnert sich an Triumph

Die Ausgangssituation vor dem Rückspiel am 18. April 1996 war für Rapid geradezu ideal. In Rotterdam hatte Carsten Jancker mit seinem vierten Tor in dieser Saison den Rückstand ausgeglichen und Rapid ein 1:1 beschert. Carsten Jancker erinnert sich im Gespräch mit Rapid-Vereinsredakteur Phillip Lautischer.

Rapid mit Traumstart

Das Match begann mit einer Schrecksekunde für Rapid. In der ersten Aktion wurde Jancker erneut am Kopf getroffen. Der baumlange Stürmer sank zu Boden. Schon im Viertelfinale hatte er mit einem Turban Dinamo Moskau zwei Tore eingeschenkt. Dieses Mal sollte kein Kopfverband vonnöten sein. Tore erzielte der Sturmtank trotzdem wieder. Bereits in der zweiten Spielminute flankte Kühbauer, der nach seiner Verletzung wieder fit war, einen Corner scharf in die Mitte. Marasek lenkte den Ball weiter und Jancker stand im Fünfer goldrichtig; 1:0 für Rapid und der Prater außer Rand und Band (2´).

Große Party nach 30 Minuten

In der zehnten Minute dann der erste Auftritt von Christian Stumpf, der auch bereits dreimal in diesem Bewerb getroffen hatte. Nach einer Flanke von Heraf strich der Volley-Schuss knapp über die Latte. Nach einer halben Stunde kam Feyenoord etwas auf, Koeman prüfte Konsel mit einem Fernschuss nicht ernsthaft. Nahezu im Gegenstoß fiel das vorentscheidende 2:0 für Rapid. Ivanov, der für seine weiten Freistoß- und Flankenbälle bekannt und gefürchtet war, trat einen solchen und fand den Kopf von Jancker, der auf Stumpf weiterleitete. Der Linzer überhob zur großen Freude aller Ed De Goey (32´).
Und nun spielte Rapid entfesselt. Ein Bilderbuchkonter fand nach mehreren Stationen Heraf auf der rechten Seite, der aus dem Lauf in die Mitte flankte, Jancker knallte den Ball volley zum 3:0 ins Netz (34´). Die schönste und beste Aktion von Rapid in dieser Saison. Das Spiel war nach einer halben Stunde entschieden. Die Rapidler hatten 60 Minuten Zeit, um mit ihren Fans im Prater den Aufstieg ins Finale zu feiern.

Carsten Jancker erinnert sich exklusiv

Die Ereignisse von damals zaubern Jancker auch heute noch ein Lächeln ins Gesicht:
„Die Vorfreude war riesig, das Stadion ausverkauft, die Euphorie spürbar. Das 1:1 vom Hinspiel war eine gute Ausgangssituation, aber wir hätten in Rotterdam zur Pause auch 0:4 hinten liegen können. Wir waren alle angespannt, aber wir glaubten an den Aufstieg.“
Der perfekte Beginn mit dem 1:0 schon in Minute zwei war der Beginn eines unglaublichen Spiels:
„Das frühe Tor war natürlich Gold wert und hat uns einen unglaublichen Schub gegeben. So eine Stimmung wie an diesem Abend im Happel-Stadion habe ich selten erlebt. Die Atmosphäre steigerte sich sogar noch und beim 3:0 kann man schon fast von einer Explosion sprechen!“
Spätestens ab dem Dreitorevorsprung standen die Zeichen endgültig auf Finale:
„Das 3:0 war natürlich ein absoluter Gänsehautmoment. Der Angriff als Ganzes war perfekt, und das kann man auch über die Flanke und den Abschluss sagen. 99 mit Bayern gegen Manchester United habe ich die Latte getroffen, aber der Volley gegen Feyenoord war drinnen, so etwas vergisst man nicht.“
Für Jancker bleibt der damalige Zusammenhalt in einer besonderen Mannschaft unvergessen:
„Man muss die gesamte Saison sehen, es war ja nicht nur der Europacup sehr speziell, sondern wir sind ja auch Meister geworden. Für mich hat damals in Wien alles begonnen, ich konnte eine internationale Karriere starten. Die Erlebnisse in dieser Saison haben für mich definitiv einen sehr hohen Stellenwert.“

Rapid Wien vs Feyenoord Rotterdam 3:0
(18.04.1996) Halbfinal-Rückspiel Cup der Cupsieger

Happel-Stadion, 47.000 Zuschauer; Schiedsrichter Sergej Khusainov (Russland)

Tore:

1:0          Jancker 2´
2:0          Stumpf 32´
3:0          Jancker 34´

Mannschaftsaufstellungen:

Rapid:                   Konsel, Ivanov, Hatz, Schöttel, Guggi, Heraf, Kühbauer (86´ Haller), Stöger (86´ Mandreko), Marasek, Stumpf, Jancker;
Coach Ernst Dokupil
Feyenoord:                        Ed de Goey, Koeman, Schuiteman, Boateng, Bosz, van Gastel, Van Bronckhorst, Iwan (46´ Obiku), Taument, Larsson, Vos;
Coach Arie Haan