Christian Ebenbauer bei „Talk & Tore“ über das Schiedsrichterwesen: „Wer tut sich das überhaupt noch an?“

  • Christian Ebenbauer über eine Professionalisierung des Schiedsrichterwesens: „Es ist meistens der Wunsch der Schiedsrichter, die einem anderen Hauptberuf nachgehen wollen“
  • Christoph Peschek: „Wenn eine Kampagne wie „Wir lieben Leder“ gemacht wird, die ich am Anfang für Werbung eines Sadomaso-Klubs hielt, darf ich mich nicht wundern, wenn das nicht ankommt bei der Zielgruppe“
  • Christian-Petru Ciochirca über die Lehren aus der Fehlentscheidung: „Ich darf nicht die Qualität der Arbeit für die Geschwindigkeit vernachlässigen“
  • Gerhard Krisch über eine Lizensierung in erster Instanz: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir alles abliefern werden“
  • Christopher Trimmel bei „Die Abstauber“: „Als Spieler auf dem Feld begrüße ich den VAR nicht“

Der Free-to-Air Montag auf Sky: Zu Gast bei „Talk & Tore“ waren Blau-Weiß-Linz-Geschäftsführer Christoph Peschek, Bundesliga-Vorstandsvorsitzender Christian Ebenbauer, Austria-Wien-Vorstand Gerhard Krisch und Schiedsrichter Christian-Petru Ciochirca. „Die Abstauber“ begrüßten in der Rubrik „Ruf mich an“ Union Berlins ÖFB-Legionär Christopher Trimmel.

Zum NACHSEHEN: „Talk und Tore“ mit Christian Ebenbauer, Christoph Peschek und Alfred Tatar

Alle Stimmen zu „Talk & Tore“

Christoph Peschek (Geschäftsführer Blau-Weiß Linz)
…über den VAR: „Das Thema der Professionalisierung und Rekrutierung ist ein sehr großes. Das Argument in den Diskussionen für den VAR war immer mehr Gerechtigkeit. Wenn man so viel Geld investiert und dann trotzdem diese Probleme da sind, ist das massiv ärgerlich. Ich verstehe also jede Emotion.“

…über die Attraktivität des Schiedsrichterberufs: „Es geht auch um das Thema der Rekrutierung. Wenn eine Kampagne wie „Wir lieben Leder“ gemacht wird, die ich am Anfang für Werbung eines Sadomaso-Klubs hielt, darf ich mich nicht wundern, wenn das nicht ankommt bei der Zielgruppe.“

…ob er sich als Rapid-Geschäftsführer zu oft vor die eigenen Fans gestellt hat: „Ich habe immer versucht, das „Gesamtkunstwerk Rapid“ in einer Balance zu halten. Es gibt bei Rapid viele verschiedene Interessensgruppen, denen der Verein am Herzen liegt. Ich habe es als meine Aufgabe gesehen, Reputationsschäden für mich in Kauf zu nehmen, um den Klub in Summe zu schützen. Das würde ich heute für Blau-Weiß Linz genauso machen.“

…ob Rapid mehr in die erste Mannschaft investieren hätte sollen: „Als wir 2013 zu Rapid gekommen sind, war die wirtschaftliche Situation sehr herausfordernd. Wir haben also zuerst einmal versucht, den Klub zu konsolidieren. Die Mittel für den sportlichen Bereich, auch für die Kampfmannschaft, sind seit 2013 dennoch deutlich gestiegen. Auch Stadion und Trainingszentrum sind aber essenziell für die Entwicklung und den sportlichen Erfolg des Klubs. Wir hatten damals trotzdem das zweithöchste Sportbudget der Liga und haben auch am zweitmeisten am Transfermarkt investiert. So wichtig der sportliche Erfolg ist, so wichtig ist auch, gerade mit der Geschichte des SK Rapid, wirtschaftliche Stabilität und die Eigenständigkeit und den Fortbestand des Klubs nicht zu gefährden. Ich habe mich immer als Ermöglicher und nicht als Bremser gesehen.“

…über seine neue Aufgabe bei Blau-Weiß Linz: „Es gab einige Angebote aus dem Ausland, aus dem Fußball und außerhalb des Fußballs. Für mich war es ein wesentlicher Faktor, gestalten zu können und einen Klub nachhaltig voranzubringen. Mir war es auch wichtig, eine bewältigbare Distanz zu meinen Söhnen zu haben und mich mit der Aufgabe identifizieren zu können. Diese Voraussetzungen waren in Linz alle erfüllt. Wir haben hier großes Potenzial und ich wurde mit offenen Armen empfangen.“

…über den im Sommer auslaufenden Vertrag von Sportdirektor Tino Wawra: „Ich will mit Tino unbedingt verlängern. Es ist aber kein großes Geheimnis, dass er eine andere, internationale Option hat. Ich hoffe aber, dass die Perspektive des neuen Stadions und die Professionalisierung des Klubs Reize sind, als Team weiterzumachen.“

Christian Ebenbauer (Vorstandsvorsitzender Bundesliga)
…über den strittigen Elfmeterpfiff bei LASK-Lustenau: „Da gibt es keine zwei Meinungen. Die Fehlentscheidung war leider eine fatale. Man muss hier einfach besser werden.“

…über etwaige Folgen der harten Kritik von WSG-Spieler Raffael Behounek: „Wir haben es heute diskutiert und werden von einer Anzeige bei Senat 1 absehen, weil aus unserer Sicht der Tatbestand einer Beleidigung nicht erfüllt war.“

…über die Daseinsberechtigung des VAR: „Der VAR kostet uns 1,5 Millionen im Jahr, das sind massive Kosten, auch für die Vereine. Insgesamt steht es außer Frage, dass der VAR wichtig und gut ist. Er muss aber natürlich besser werden.“

…wie das Schiedsrichterwesen attraktiver gemacht werden kann: „Wir haben einige Initiativen für die Gewinnung von Schiedsrichtern durchgeführt. Das Problem ist aber: Wer tut sich das noch an? Wir brauchen mehr Schiedsrichter an der Basis und müssen dem Berufsbild mehr Respekt zuschreiben. Umso mehr aus der Basis kommen, umso höher ist die Qualität schlussendlich. Wir haben auch einen sehr langen Vorlauf von mindestens sieben Jahren, damit man als Schiedsrichter überhaupt in die Bundesliga kommen kann. Das ist aus meiner Sicht zu lange.“

…über die oft geforderte Professionalisierung des österreichischen Schiedsrichterwesens: „Man sollte einmal mit den Schiedsrichtern sprechen, wer überhaupt hauptberuflich diesen Beruf ausüben will. Wir zahlen genug für einen Hauptberuf. Es ist meistens der Wunsch der Schiedsrichter, die einem anderen Hauptberuf nachgehen wollen.“

…ob die Bundesliga bei der Wahl zum ÖFB-Präsidenten ihre drei Stimmen wieder en bloc vergeben wird: „Die Bundesliga sollte immer geeint auftreten, das ist auch zu 99 Prozent der Fall.“

…über das Amt des ÖFB-Präsidenten: „Aus meiner Sicht gehört die Satzung des ÖFB überdacht. Derzeit sieht diese vor, dass sowohl die Geschäftsführung als auch der Präsident den Verband nach außen repräsentieren. Es gäbe hier viele verschiedene Modelle, es muss aber klar sein, wer den ÖFB tatsächlich nach außen vertritt. Der Präsident ist ein ehrenamtlicher, die Geschäftsführung hauptamtlich tätig und hat deswegen normalerweise keinen Interessenskonflikt.“

Christian-Petru Ciochirca (Schiedsrichter)
…über den strittigen Elfmeterpfiff bei LASK – Austria Lustenau: „Ich habe vom Spielfeld aus die Kommunikation bekommen, dass für Harald ein Beinstellen stattgefunden hat. In der Prüfung der Bilder gab es ein Bild, auf dem man diesen Kontakt interpretieren konnte. Ich bin auf die falsche Fährte gekommen und habe dabei das große Ganze nicht mehr rational abprüfen können. Ich habe erst später erkannt, dass es eine klare Fehlentscheidung war.“

…über die Lehren aus der Fehlentscheidung: „Ich darf mir diesen Zeitstress nicht selbst auferlegen und muss in Ruhe die Bilder bearbeiten, darf nicht die Qualität der Arbeit für die Geschwindigkeit vernachlässigen.“

…zur prinzipiellen Sinnhaftigkeit des VAR: „Diese Entscheidung war keine Werbung für den VAR. Fakt ist, dass der VAR eine große Hilfe ist und das ganze Spiel viel gerechter macht. Ich habe dem Schiedsrichter Lechner diese Hilfe leider fälschlicherweise nicht gewährt.“

…zu Vorwürfen, dass Entscheidungen von Schiedsrichtern von Sympathie und Tabellenstand beeinflusst würden: „In diesen Bruchteilen von Sekunden, in denen Entscheidungen zu treffen sind, gibt es keine Sympathie, da gibt es nur ein rationales Abrufen von Bildern und Entscheidungsgrundlagen, die zu einer Entscheidung führen. Ich möchte nicht sagen, dass das Nonsens ist, aber das trifft definitiv nicht zu.“

Gerhard Krisch (Vorstand Austria Wien)
…über eine mögliche Lizensierung für die Austria in erster Instanz: „Die Situation ist eine herausfordernde, ein Lizensierungsprozess ist immer anspruchsvoll. Wir haben neben dem Budget einen vom Wirtschaftsprüfer geprüften Abschluss, einen Halbjahresabschluss und eine Fortbestandprognose abzugeben. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass wir alles abliefern werden. Wir würden es gerne im ersten Wurf schaffen. Der Senat wird Rückfragen stellen, die wir beantworten. Ich hoffe, dass unsere Argumentationslinie klar ist, damit wir das Budget für die nächste Saison abgesichert haben.“

…ob ein erneuter Fristverzug ausgeschlossen werden kann: „Wir haben die Unterlagen auch in der letzten Saison pünktlich abgegeben. Es hat nur das Testat vom Wirtschaftsprüfer gefehlt. Dieses hat es dann aus verschiedenen Gründen, die beim Wirtschaftsprüfer lagen, nicht gegeben.“

…ob die jährliche Reduzierung des negativen Eigenkapitals um 10 Prozent machbar ist: „Natürlich ist es machbar. Konsequentes, hartes Arbeiten und das Treffen von unpopulären Entscheidungen werden dabei notwendig sein, aber wir werden das schaffen.“

Alfred Tatar (Sky Experte)
…über die mangelnde Attraktivität des Schiedsrichterwesens: „Man muss ein wirkliches Berufsbild schaffen, auch mit sozialer Absicherung. Es ist auch ein Politikum, hier sind wir viel zu defensiv aufgestellt.“

…über zukünftige Spiele des Nationalteams im Allianz Stadion: „Ich würde es für eine noch bessere Idee halten, wenn man endlich ein Nationalstadion hätte. Das Happel-Stadion ist einfach nicht mehr geeignet.“