Irene Fuhrmann wird erste Teamchefin der ÖFB-Frauen

Österreichs Fußball-Teamspielerinnen tanzen in der Zukunft nach der Pfeife von Irene Fuhrmann. Die 39-jährige Wienerin wurde am Montag in Wien als Nachfolgerin des zum Männer-Bundesligisten LASK abgewanderten Langzeit-Trainers Dominik Thalhammer präsentiert. Erstmals wird das ÖFB-Frauen-Nationalteam damit von einer Frau gecoacht. Die Entscheidung für Fuhrmann kam nicht überraschend.

Sie kennt den heimischen Frauen-Fußball besser wie kaum eine andere oder ein anderer. Schon als Spielerin war sie Teil des Nationalteams, in dem sie später auch als Assistenztrainerin von Ernst Weber (2008 bis 2011) und zuletzt seit 2017 eben von Thalhammer arbeitete, mit dem sie auch das Sommermärchen 2017 in den Niederlanden (EM-Halbfinale) hautnah miterlebte. Dazwischen war sie auch als Coach der ÖFB-U19 und Individualtrainerin in der Akademie St. Pölten tätig.

„Ich bin 2011 hier als U19-Teamchefin vorgestellt worden, für mich schließt sich also der Kreis„, sagte Fuhrmann. Sie sprach von einem aufgrund ihrer Verbundenheit zum Frauenfußball „sehr emotionalen“ Tag. „Es ist für mich ein absolutes Privileg, diesen Job ausüben zu dürfen“, betonte die Neo-Teamchefin. Sie tritt in große Fußstapfen, will sich mit dieser Thematik aber nicht beschäftigen. „Die Ära Thalhammer ist ein eigenes Kapitel und wird immer so stehen bleiben. Ich würde mich wahnsinnig machen, wenn ich mich mit ihm messe. Es geht darum, meinen eigenen Weg zu gehen“, erklärte Fuhrmann.

Das unterstrich auch ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel: „Ich verlange nicht, dass sie Dominik Thalhammer Nummer zwei ist, sie soll ihre eigenen Ideen einbringen und ich denke, dass noch viel Potenzial in der Mannschaft steckt.“ Das Team schaffte seit der EM 2017 den Sprung von einer sehr defensiven zu einer offensiveren und aktiveren Spielweise. Fuhrmann will den eingeschlagenen Weg weitergehen. „Ich habe die Prozesse der letzten Jahre mitgetragen und mitverantwortet, wir sind auf einem sehr guten Weg“, gab die einzige österreichische UEFA-Pro-Lizenz-Trainerin Einblick.

„Ich bin nicht so der Party-Typ.“

Fuhrmann war vor allem für die Gegneranalyse zuständig, nun rückt sie ins erste Glied vor. Dadurch werden auch die Spielerinnen eine neue Seite an ihr kennenlernen. „Es kommt auch vor, dass ich lauter werde. Ich würde sagen, ‚hart, aber herzlich‘. Ich wirke immer nur so sanft, kann aber schon auch Dinge einfordern“, betonte die Thalhammer-Nachfolgerin. Sie setzt auf ein „professionell distanziertes Verhältnis“ zu den Spielerinnen. „Ich bin nicht so der Party-Typ.“

Mit Kapitänin Viktoria Schnaderbeck führte sie bereits ein ausführliches Gespräch, weitere mit dem Spielerrat sowie ein Zoom-Meeting mit der gesamten Mannschaft sollen vor dem ab 14. September geplanten ersten Lehrgang folgen. Die erste Bewährungsprobe soll am 22. September in Kasachstan in der EM-Quali, in der man bisher alle vier Spiele für sich entscheiden konnte, folgen. Dabei will man auch das Selbstvertrauen für die Herbst-Schlager gegen Frankreich aufbessern. Die Teilnahme an der Endrunde 2022 in England ist das erklärte Ziel.

Am 11. Juli war der Thalhammer-Wechsel offiziell geworden. Etwas mehr als zwei Wochen später war bezüglich der Nachfolge alles fixiert. „Es ist kein Geheimnis, dass Irene unsere erste Ansprechpartnerin gewesen ist. Sie ist eine absolute Fachfrau, akribische Arbeiterin und absolute Insiderin was den österreichischen Frauenfußball betrifft. Sie war mehr als die logische Nachfolgerin von Dominik Thalhammer“, erläuterte ÖFB-Präsident Leo Windtner.

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Frau in ÖFB-Topposition „war an der Zeit“

Der Oberösterreicher freute sich auch aus einem anderen Grund über die Personalentscheidung: „Es war auch an der Zeit, eine Frau in eine Topposition im ÖFB zu bringen.“ Frauenministerin Susanne Raab gratulierte Fuhrmann: „Das ist ein wichtiger und lang erwarteter Moment für den Fußball in Österreich.“

Fuhrmann ist sich bewusst, dass sie nun besonders im Mittelpunkt stehen wird. „Ich bin bereit für die Aufgabe. Druck allgemein gehört zum Trainerwesen dazu, und es gehört zur Kompetenz eines Trainers diesem standzuhalten“, sagte Fuhrmann. Durch die Besetzung der Funktion durch eine Frau sei der Fokus von außen vielleicht ein anderer. „Ich sehe aber keinen Unterschied, ob eine Frau oder ein Mann diese Position ausübt“, betonte die 22-fache ÖFB-Teamspielerin.

Die Verhandlungen mit Fuhrmann waren laut Peter Schöttel „sehr rasch“ zu Ende. Die Ex-Teamspielerin habe gegenüber „interessanten und kompetenten Kandidaten aus dem In- und Ausland“ den Vorzug bekommen. „Es fällt mir kein Grund ein, warum sie nicht die Chance bekommen sollte“, betonte der ÖFB-Sportdirektor. Ausgestattet wurde sie mit einem unbefristeten Vertrag. Als neuer Co-Trainer wird der 42-jährige Markus Hackl fungieren, der weiter aber auch als U17-Teamchef tätig sein wird. Hackl und Fuhrmann werden auch nach wie vor in der Akademie in St. Pölten mitarbeiten.

(APA)

Beitragsbild: GEPA