Klaus Mitterdorfer – neuer ÖFB-Chef mit alten Baustellen

Der Start von Klaus Mitterdorfer als neuer ÖFB-Präsident ist durchaus verheißungsvoll verlaufen. Einstimmig gewählt zu werden, ist in Zeiten eines notorisch zerstrittenen Verbands-Präsidiums keine Selbstverständlichkeit. Die echten Nagelproben warten aber noch – es gilt, das Infrastruktur-Projekt in Wien-Aspern endgültig auf Schiene zu bringen und neben dem Präsidium auch die operative Führung zu einen.

Das Verhältnis zwischen Geschäftsführer Thomas Hollerer und Geschäftsführer Bernhard Neuhold ist zerrüttet. Wie es in dieser Angelegenheit weitergeht, wird sich möglicherweise schon in der kommenden Woche entscheiden. Mitterdorfer wünscht sich einen Verbleib des Duos, sollten sich aber die persönlichen Differenzen nicht klären lassen, wird wohl einer der beiden den ÖFB verlassen.

Aspern muss finalisiert werden

Etwas länger dürfte sich das Aspern-Thema hinziehen. Für das rund 70 Millionen Euro teure Infrastruktur-Vorhaben erfolgte zwar schon die Umwidmung, allerdings sind die Förderzusagen von Bund und Stadt derzeit noch nicht rechtsverbindlich, was auch damit zusammenhängt, dass noch unklar ist, ob sämtliche Bereiche des Projekts als förderwürdig eingestuft werden. Zudem behalten die Preisvorschläge der Baufirmen nur bis etwa Ende September ihre Gültigkeit.

Für Aspern gibt es einen ÖFB-Präsidiumsbeschluss, sollten sich jedoch die finanziellen Parameter ändern, würde das Projekt wohl platzen. Mitterdorfer will dieses Szenario tunlichst vermeiden und betonte gleich nach seiner Kür zum Präsidenten, man müsse nun „mit vereinten Kräften“ an der Realisierung arbeiten. Im Idealfall könnte mit dem Bau noch im November begonnen werden.

Im Präsidium herrscht bei dieser Thematik keine Einigkeit. Die „West-Achse“ mit den Landespräsidenten Herbert Hübel (Salzburg), Gerhard Götschhofer (Oberösterreich) und Josef Geisler (Tirol) stemmt sich nach wie vor vehement gegen Aspern. Mitterdorfer hingegen galt von Beginn an als Befürworter und ließ nach seiner Kür zum Präsidenten keinen Zweifel daran, mit dem Projekt so schnell wie möglich beginnen zu wollen – umso bemerkenswerter, dass die drei West-Präsidenten zuletzt zu Mitterdorfers größten Unterstützern zählten.

Nach seiner Designierung zum Präsidenten in der Wahlausschuss-Sitzung im April suchte der Kärntner die Nähe zu diesem Trio und soll sich sogar in der Präsidiumssitzung am 20. Juni kritisch zu Aspern geäußert haben. Das ließ wiederum bei vielen anderen Präsidiumsmitgliedern die Alarmglocken schrillen. Erst durch Mitterdorfers klarem Bekenntnis zu Aspern, vorgetragen im Rahmen der Außerordentlichen Bundeshauptversammlung, waren die Wogen wieder geglättet.

Trotz Einstimmigkeit bei der Wahl gibt es Zweifler

Dennoch drohte dem 57-Jährigen kurzfristig noch ein unangenehmer Wahlausgang. Während der Hauptversammlung beantragte der scheidende ÖFB-Interimschef und niederösterreichische Landespräsident Johann Gartner eine geheime Abstimmung, trotz der Unterstützung aus Wien und durch die über vier Stimmen verfügende Bundesliga fand der Antrag aber nicht die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit. Wäre Gartners Wunsch in Erfüllung gegangen, hätte es wohl die eine oder andere Enthaltung gegeben. Die Bundesliga und Gartner hatten sich bereits bei der Wahlausschuss-Sitzung als einzige Mitglieder ihrer Stimme enthalten.

Mitterdorfer wird nun versuchen, seine Zweifler eines Besseren zu belehren. Dafür benötigt der stellvertretende Direktor der Ärztekammer Kärnten viel diplomatisches Fingerspitzengefühl und auch eine Portion Glück auf dem Rasen. Solange es nämlich der österreichischen Männer-A-Nationalmannschaft gut geht, geht es traditionell auch dem ÖFB-Präsidenten gut. Das weiß auch Mitterdorfer: „Wenn das Team erfolgreich ist, reißt das mit und erzeugt eine gewisse Ruhe, weil man nicht eine zusätzliche Baustelle hat.“

(APA) / Bild: GEPA