Martin Ödegaard: Rückkehr eines Abgeschriebenen

Ein norwegisches Wunderkind steht derzeit im Fokus der Fußballwelt – BVB-Shootingstar Erling Haaland gilt als eines der größten Talente Europas. Doch so wie derzeit der Ex-Salzburg-Stürmer Rekorde und weitere Superlative sammelt, so war vor mittlerweile fünf Jahren ein anderer junger Norweger der Inbegriff des kommenden Superstars: Martin Ödegaard.

Mit einst 16 Jahren galt Ödegaard als die personifizierte Zukunftshoffnung von Real Madrid. Nach schwierigen Jahren zeigt der mittlerweile 21-Jährige bei Real Sociedad immer konstanter seine Klasse. Das musste zuletzt auch sein Stammverein aus Madrid feststellen, die gegen die Basken im Viertefinale der Copa del Rey mit 3:4 ausschieden.

Schon in der 22. Minute leitete der Mittelfeldspieler mit seinem Treffer zum 1:0 die Niederlage der Madrilenen ein: Nachdem Real-Torhüter Alphonse Areola einen Schuss von Alexander Isak nicht parieren konnte, schloss Ödegaard von der Strafraumgrenze aus erfolgreich ab. Das Tor gegen seinen Ex-Verein untermalt die starke Quote des offensiven Mittelfeldspielers: In seinen 23 Saison-Pflichtspielen traf Ödegaard zum bereits sechsten Mal und bereitete schon acht Treffer vor.

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Das aktuelle Formhoch haben viele Kritiker dem Skandinavier nach den vielen Rückschlägen seiner noch jungen Karriere nicht mehr zugetraut. Nach seinem Aufsehen erregenden Wechsel zu Real Madrid 2015 um 2,8 Millionen Euro lief Ödegaard nur zweimal für seinen damals neuen Arbeitgeber auf. 2016 folgte die erste Leihe zum SC Heerenveen, wo Ödegaard einen Mittelfußbruch erlitt und in 43 Spielen nur drei Treffer sowie vier Assist erreichen konnte. Medial wurde das einstige „Jahrhunderttalent“ bereits zum PR-Gag abgestempelt und als vergessen betitelt – bis er bei einem anderen Eredivisie-Verein aufblühte.

Für eine erste Trendwende sorgte nämlich das darauffolgende Engagement bei Vitesse Arnheim: Ödegaard avancierte dort zur Stammkraft. Er absolvierte 39 Saisonspiele, in denen er gleich elfmal traf. Auch als fixer Bestandteil des norwegischen Nationalteams, für das er einst als 15-Jähriger debütiert hatte, konnte sich Ödegaard mittlerweile etablieren.

Ähnliches Geschick bewiesen Verein, Spieler und Berater bei der Wahl seiner dritten Leihstation: Ödegaard heuerte im letzten Sommer bei Real Sociedad an – und lehnte dafür Angebote aus der deutschen Bundesliga ab. Eine goldgrichtige Entscheidung: Er ist seitdem Teil einer variablen und vielversprechenden Offensive – gemeinsam mit dem 20-jährigen, ehemaligen Dortmunder Stürmer Isak und dem 22-jährigen spanischen Nationalspieler Mikel Oyarzabal bildet der Skandinavier eine effektive Offensivfraktion. Ödegaard agiert dabei meist als Gestalter in der Reihe hinter dem nominellen Mittelstürmer und überzeugt mit seinen Vorlagen sowie seiner starke Passquote. Im Gespann mit den anderen Talenten scheint der 21-jährige sein Können am Besten abrufen zu können.

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Auch seinem Stammverein Real ist seine Entwicklung nicht erst seit dem Out in der Copa aufgefallen. Real denkt bereits über eine Rückkehr im Sommer nach – die eigentliche Vereinbarung sieht eine weitere einjährige Leihe zu Sociedad vor. Noch vor dem Viertelfinal-Duell bekannte sich der Norweger zum baskischen Verein: „Es hat sich nichts geändert. Ich bin hier sehr glücklich.“ Sein Vertrag in Madrid läuft noch bis Sommer 2023.

Baskische Rivalen träumen vom Titel

Im Falle einer Rückkehr würde Ödegaard möglicherweise mit einem gewonnen Titel zurück in die Hauptstadt wechseln: Durch den Einzug ins Halbfinale der Copa del Rey darf sich der derzeitige Tabellenachte berechtigte Hoffnungen auf den ersten Titelgewinn seit 33 Jahren machen.

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Größter Konkurrent auf den Pokalsieg ist neben dem FC Granada ausgerechnet der baskische Lokalrivale Athletic Bilbao. Die rot-weißen Konkurrenten bezwangen dank eines späten Treffers den FC Barcelona. Ein Déjà-vu für die Katalanen: Bereits im ersten Saisonduell beider Mannschaften siegte Bilbao in der Nachspielzeit, damals durch einen Seitfallzieher von Altstar Artiz Aduriz. Mit Ausnahme des Supercup-Sieges 2016 warten die Rojiblancos bereits 36 Jahre auf einen Pokalsieg. Zuerst trifft Sociedad im Halbfinale allerdings auf den Zweitligisten Mirandes.

Die Premiere eines „Euskal Derbia“ im spanischen Pokalfinale wird damit immer wahrscheinlicher. In der Liga treffen die beiden Vereine bereits am Sonntag aufeinander – schon dann werden nicht nur die Augen vieler Basken, sondern auch jene der Madrider Fans auf einen norwegischen Hauptdarsteller gerichtet sein.

Beitragsbild: Getty Images.