Martin Stranzl beim Sky Podcast DAB | Der Audiobeweis: „Warum hat sich dann nicht ein Spieler klar und deutlich für den Teamchef positioniert und ausgesprochen, dass sie mit ihm weitermachen wollen?“

  • Stranzl angesprochen auf eine mögliche zukünftige Spielausrichtung beim ÖFB: „Es kann nicht sein, eine bestimmte Spielphilosophie auf Biegen und Brechen durchzusetzen“
  • Stranzl zu Peter Stöger als möglichen nächsten Teamchef: „Würde passen“
  • Tatar: „Ära Koller ist das Cordoba der Jetzt-Zeit“
  • Tatar weiter: „Wir haben eine Quali gespielt mit neun Siegen und einem X – aber das waren Hundspartien phasenweise, mit Siegestoren in der 90 Minuten teilweise“
  • Tatar: „Und wie war dann die EURO? Ein Drama, dass die Tür nicht zugeht“

Zu Gast im Sky Sport Austria Podcast DAB | Der Audiobeweis waren die beiden Sky Experten Martin Stranzl und Alfred Tatar.

DAB | Der Audiobeweis Folge #142 mit Martin Stranzl

Alle Stimmen zu „DAB | Der Audiobeweis“

Martin Stranzl (Sky Experte & ehemaliger ÖFB-Spieler):

…zum 2:2-Remis des ÖFB-Teams gegen Schottland: „Bis auf die Tore zum Schluss war es wieder etwas durchwachsen. Bei den Fans hat sich die Mannschaft damit leider noch nicht so viel Kredit zurückgeholt.“

…auf die Frage, ob Franco Foda mit seinem Rücktritt einer ohnehin folgenden Entscheidung zuvorgekommen ist: „Es ist zwar spekulativ, aber es ist schon so, dass er in einem Interview ein oder zwei Tage davor gesagt hat, dass er sehr, sehr gerne Nationalteamtrainer ist. Wenn man dann bekannt gibt, dass man doch nicht weitermacht, dann muss schon noch irgendetwas passiert sein oder man hat sich nochmals Gedanken gemacht. Ansonsten würde man danach nicht so offensiv damit umgehen. Vielleicht hat er damit einer Entscheidung vom Verband vorgegriffen oder vielleicht ist er zu dem Schluss gekommen, dass er das eine oder andere in der Mannschaft nicht mehr bewirken kann.“

…zum Thema Trainer und Franco Foda: „Am Anfang hat vieles gepasst, aber hinten raus habe sicherlich nicht nur ich das Gefühl gehabt, dass das eine oder andere im Argen liegt. Wenn man jetzt die Stimmen der Spieler wahrnimmt, wo gesagt wird, dass man sich in den Armen liegend voneinander verabschiedet hat, dann muss man doch fragen, warum man dann nicht diese Leistung auf den Platz bringt, die man von sich selbst auch erwartet. Und wenn alles gepasst hat und so wunderbar war, warum hat sich dann nicht ein Spieler klar und deutlich für den Teamchef positioniert und ausgesprochen, dass sie mit ihm weitermachen wollen?“

…über die Erwartungshaltung an das ÖFB-Team: „Da muss man auch die Spieler in die Verantwortung nehmen und sagen, dass sie es nicht geschafft haben, die Leistungen der ersten Spiele – wegen diverser Gründe – zu bestätigen. Im Endeffekt stehen die Spieler am Platz und sind dafür verantwortlich, wie sie auch über die Art und Weise für Stimmung im Land sorgen. Wenn man dann das Potenzial der aktuellen Spieler hernimmt, dann ist es für die Fans auch nachvollziehbar, dass man höhere Ansprüche hat und dadurch auch die Trauben ein Stück weit höher hängen.“

…weiter zur Erwartungshaltung: „Wenn ich dann die Interviews einiger Spieler vor dem entscheidenden Spiel gegen Wales hernehme, wo sie sagen, dass es für den einen oder anderen die letzte Möglichkeit ist, zu einer Weltmeisterschaft zu fahren und man will alles dafür tun und dann schaut man sich das Spiel an, dann prallen zwei Welten aufeinander, weil es nicht das widergespiegelt hat, was man vorher kommuniziert hat.“

…angesprochen auf eine mögliche zukünftige Spielausrichtung beim ÖFB: „Man würde gut daran tun, die Diskussion flach zu halten, weil du kannst immer nur das spielen, was für ein Personal du zur Verfügung hast. Wenn man jetzt im ÖFB versuchen würde, irgendein Spielsystem durchgängig zu installieren, würde man den einen oder anderen Spieltypen ausklammern, weil er in dieses System nicht passen würde – egal wie gut er performt. Das würde ich nicht gut finden, weil im Vereinsfußball kannst du vielleicht noch den einen oder anderen Spieler einkaufen, aber auf nationaler Ebene musst du halt mit dem arbeiten, was zur Verfügung steht. Da kann es nicht sein, dass man versucht, eine bestimmte Spielphilosophie auf Biegen und Brechen durchzusetzen.“

…weiter zu diesem Thema: „Daher ist es wichtig, dass die Spieler erstens bereit sind und sehr gerne zur Nationalmannschaft kommen und der Teamchef eine Bindung zu den Spielern aufbaut, um sie dahin zu bringen, dass sie ihre Topleistung auf den Platz bringen. Da ist nicht wichtig, welches System du spielst. Als Trainer gibst du die Stärken und Schwächen des Gegners vor und du gibst vor, wie du gewisse Räume bespielen willst, wie tief du verteidigen willst, oder ob du hoch anlaufen willst. Das ist das ABC des Fußballs.“

…über Strukturen im ÖFB: „Ich würde gut finden, wenn man Richtlinien festlegt, Eckpfeiler festlegt, wofür die Nationalmannschaft steht, damit man auch die Fans ins Boot holt. (…) Auch haben wir mit dem ÖFB schon vor der EURO 2008 darüber gesprochen, ob man nicht irgendwo in Österreich ein Trainingszentrum mit einem kleinen Stadion errichtet, wo alle Trainings abgehalten werden, um auch eine Nähe zu den Fans aufzubauen, mit einem Café usw. Da kann man über die Trainingsmauer, Kabinenmauern Identität schaffen. Passiert ist aber nichts. Da legen wir uns selber Steine in den Weg.“

…über einen Österreicher als nächsten Teamchef: „Ich bin auch der Meinung, dass es ein österreichischer Trainer werden sollte. Man hat in den letzten Jahren immer versucht, Spielstile von den gerade erfolgreichen Mannschaften zu kopieren. Nein, wir müssen wieder zu unserer eigenen Art von Fußball zurück, zu unserer eigenen Identität. Wenn ich mich zurückerinnere, dann hatten wir Käfigfußballer aus den Großstädten, knallharte Verteidiger und einen klassischen Mittelstürmer, die wir geliebt haben. Momentan vermisse ich etwas diese letzte Leidenschaft.“

…weiter zu einem möglichen zentralen Trainingszentrum: „Und für die Nachwuchsnationalmannschaften gibt es ja nichts Schöneres, als dem A-Nationalmannschaft über den Weg zu laufen. Dadurch schafft man Nähe und Identität. Vielleicht geht da jetzt etwas voran.“

…über Peter Stöger als möglichen nächsten Teamchef: „Warum nicht? Würde genauso passen. Es braucht halt einen, der die Spieler begeistern kann und die Fans wieder ins Boot holen kann.“

Alfred Tatar (Sky Experte):

…mit seinem Fazit zur Ära Foda: „Von der enormen Begeisterung, die es unter Marcel Koller gegeben hat – als er das Team zur EURO geführt hat – ist derzeit nichts mehr zu sehen.“

…weiter zu Foda und dessen Rolle als Teamchef: „Der Beitrag zum Erfolg und somit auch zur Begeisterung lastet aber auf zwei Schultern. Zum einen auf der Trainerseite und zum anderen auf der Spielerseite, wobei die Gewichtung für meinen Geschmack auf der Spielerseite eine wesentlich höhere ist. Da ist Franco Foda in der öffentlichen Meinung nicht so gut weggekommen. Für meinen Geschmack hat man hier die richtige Gewichtung nicht gefunden.“

…mit einem Vergleich zur Ära von Marcel Koller: „Für mich ist die Ära Koller das Cordoba der Jetzt-Zeit. Wir haben eine Quali gespielt mit neun Siegen und einem X – aber das waren Hundspartien phasenweise, mit Siegestoren in der 90 Minuten teilweise.“

…weiter zur Ära Koller: „Da haben alle nur noch gesagt, dass wir Europameister werden können. Und wie war dann die EURO? Ein Drama, dass die Tür nicht zugeht. Schon in der Vorbereitung gegen Malta haben wir gespielt, dass ich keine Worte dafür finde.“

…weiter zu diesem Vergleich der beiden letzten Trainer: „Gerissen haben wir nichts bei der EURO und zwei Mal sind wir nicht zur WM gefahren. Koller hat sich verkauft, wie ein smarter Typ und steht jetzt wie ein Heiliger da, aber in Wirklichkeit ist bei der EURO nichts geschehen. Foda – mit seinem Trockenen – der kommt halt nicht an, aber vom Erfolg her – unter wem war Österreich jemals im EM-Achtelfinale? Unter Foda, nicht unter Koller. Wir verklären Dinge in der Vergangenheit, die es nicht zu verklären gilt. Daher: wir sollten eine große Portion Realismus einkehren lassen und den Fokus auf die Spieler und nicht auf den Trainer legen.“

…angesprochen auf einen möglichen Foda-Nachfolger: „Für meinen Geschmack sollte er ein Österreicher sein.“

…angesprochen auf Peter Stöger als möglicher nächster Teamchef: „Ein Name, der sicherlich hohe Relevanz hat. Aber es gibt auch noch andere Namen.“

DAB | Der Audiobeweis ist der Fußball- und Sport-Podcast von Sky Sport Austria. Hier diskutiert Kommentator Otto Rosenauer mit Moderator Martin Konrad, Sky Experten und Gästen über die Tipico Bundesliga, das ÖFB-Team, Österreichs Legionäre und internationalen Fußball, wie die Deutsche Bundesliga, die Premier League, die UEFA Europa League sowie die UEFA Champions League.

Die neueste Folge ist ab sofort frei empfangbar auf https://www.skysportaustria.at/podcasts/dab-der-audiobeweis/ sowie auf den gängigen Plattformen Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, FYEO und Deezer abrufbar