Sofia Kenin peilt in Paris zweiten Major-Titel an

Das überraschende Endspiel bei den French Open der Damen heißt Sofia Kenin gegen Iga Swiatek. Die als Nummer vier gesetzte US-Amerikanerin und Nummer 6 der WTA-Rangliste ist Favoritin gegen die 19-jährige Polin. Kenin könnte mit einem Finalsieg am Samstag (15.00 Uhr) schon zur zweifachen Grand-Slam-Siegerin werden. Denn die gebürtige Moskauerin hat in diesem Jahr ja schon sensationell auch die Australian Open gewonnen.

Im Damentennis sind Überraschungen in den vergangenen Jahren eigentlich keine Überraschung mehr. So richtig durchgesetzt hat sich im vorgezogenen Nachfolge-Spiel rund um den noch aktiven Superstar Serena Williams noch niemand. US-Open-Siegerin Naomi Osaka hat immerhin schon drei Major-Titel gewonnen, fehlt aber in Paris ebenso wie Bianca Andreescu (1) und French-Open-Titelverteidigerin Ashleigh Barty (1).

Sofia Kenin könnte nun zur ersten Spielerin seit Angelique Kerber (2016) werden, die zwei Grand-Slam-Turniere im selben Jahr gewinnt. Vor drei Wochen hatte es für Kenin ganz anders ausgesehen: Einem Achtelfinal-Aus bei den US Open folgte ein blamables 0:6,0:6 gegen Viktoria Asarenka in der zweiten Rom-Runde. „Ich bin definitiv eine Problemlöserin. Ich habe gewusst, dass es nur ein paar Matches braucht, um den ‚groove‘ zu finden“, meinte Kenin.

Doch die 21-jährige US-Amerikanerin, die mit ihren Eltern noch als Baby aus Russland in die USA gezogen war, wird gut daran tun, die ungesetzte Swiatek nicht zu unterschätzen. Die über zweieinhalb Jahre jüngere Polin stürmte im Gegensatz zu Kenin (gab in sechs Matches vier Sätze ab) ins Endspiel. Nur 23 Games gab Swiatek ab, besonders bemerkenswert das 6:1,6:2 über Topfavoritin Simona Halep (ROU) im Achtelfinale.

„Ich muss herausfinden, was sie macht. Sie hat sicher viel Selbstvertrauen. Natürlich würde ich jetzt wirklich gern den Titel holen“, sagte Kenin. Sie kennt Swiatek noch aus Juniorinnen-Zeiten: bei den French Open 2016 hatte sich die Polin gegen Kenin durchgesetzt.

Swiatek könnte fast aus dem Stand zum polnischen Sport-Superstar avancieren. Mit einem weiteren Sieg würde sie den ersten Grand-Slam-Titel im Einzel überhaupt für Polen holen, ein Kunststück, das weder bei Damen noch Herren bisher gelungen ist. Agnieszka Radwanska kam dem Ziel sehr nahe, sie verlor in Wimbledon 2012 erst im Finale.

Die 19-Jährige hat ein geplantes Studium um zwei Jahre verschoben, um zu sehen, wie weit sie im Tennis kommen kann. „Nun, jetzt wird es hart, mich für eine Rückkehr zum Studium zu entscheiden. Es sieht aus, als könnte ich große Dinge erreichen“, meinte Swiatek.

Der Erfolgslauf erscheint dem Teenager noch unwirklich. „Es ist schwer zu glauben, ich werde das erst nach dem Turnier realisieren. Jetzt lebe ich einfach diesen Traum“, erklärte Swiatek. Gelingt ihr der letzte Schritt, dann würde sie zur jüngsten French-Open-Siegerin seit Monica Seles 1992 werden. Gewinnt Swiatek, katapulitiert sie sich vom 54. auf den 17. Platz (24. mit Finale), schafft die noch Sechstplatzierte Kenin den nächsten Coup, ist sie neue Nummer 3 (4. mit Finale).

(APA)

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