Vaduz bleibt trotz Sieg gegen Rapid bescheiden

Wenn am Freitag in Istanbul die Auslosung für die Conference League stattfindet, dann ist mit Vaduz auch ein Liechtensteiner Fußballclub im Lostopf. Noch nie stand ein Team aus dem Fürstentum in einer UEFA-Gruppenphase. Der in der zweiten Schweizer Liga aktive Verein hat durch den 1:0-Erfolg beim SK Rapid Historisches vollbracht. „In der Kabine versteht jetzt noch keiner, was es heißt, morgen bei der Auslosung dabei zu sein“, sagte Kristijan Dobras, ein ehemaliger Rapidler.

Welcher Coup dem Außenseiter – der in der Qualifikation NK Koper, Konyaspor und nun auch Rapid aus dem Weg geräumt hat – gelungen ist, das war am späten Donnerstagabend offenbar noch nicht bei allen Spielern angekommen. Vaduz-Stürmer Manuel Sutter, wie Dobras Österreicher, meinte nur: „Wenn wir gesagt haben, Gruppenphase wäre schon cool, da haben alle immer nur gelacht. Wir haben es jetzt echt geschafft und sind verdient dort. Das ist das Schöne am Fußball. Es gibt Wunder, dass sich der Außenseiter durchsetzt und das war bei uns der Fall.“

Vaduz-Trainer Mangiarrati zuversichtlich

Auch Gegner Rapid gestand ein, dass der Aufstieg der Vaduzer in Ordnung gegangen sei. „Man kann nicht von Glück reden. Über zwei Spiele haben wir Rapid nichts gestohlen“, war sich Vaduz-Trainer Alessandro Mangiarratti sicher. „Wir müssen uns nun neu organisieren, neu orientieren. Aber das sind gute Probleme für den Verein, finde ich.“

Für den einstigen Grün-Weißen Dobras, der im Rückspiel in der Startelf stand, war es ein ganz besonderes Match. „Ich habe mich schon länger auf das Spiel gefreut. Aber beim Aufwärmen war es so, dass ich mir gedacht habe, ich muss gar nicht aufwärmen, weil ich bin schon bereit für die erste Minute.“ Am Ende die enttäuschten Rapid-Fans zu sehen, war schon schwierig für ihn, gestand der 29-Jährige. „Wenn du in Österreich aufgewachsen bist, dann siehst du da hin. Im Endeffekt muss ich trotzdem auf uns schauen und auf mich und ich glaube, dass man sich trotzdem freuen darf.“

Der 43-jährige Mangiarratti blieb ob des geschichtsträchtigen Sieges bescheiden. „Es freut mich für den Verein, ich freue mich fürs Ländle, ich freue mich für unsere Stadt.“ Eine Fußballeuphorie muss er im Fürstentum nicht „befürchten“. „Es wird nicht so viel zelebriert, aber das ist kein Problem. Unsere Leute unterstützen uns im Stadion, das sind immer so 1.000 Leute. Man kann in Ruhe arbeiten, wir sind nie schnell unter Druck. Es ist alles in Balance, es passt, das ist Vaduz“, erklärte Mangiarratti, dessen Team in der Challenge League derzeit nur Vorletzter ist.

Besonderes Spiel für Ex-Rapidler Dobras

Auch Dobras versuchte den Erfolg in Liechtenstein’sche Maßstäbe einzuordnen. „Vielleicht haben wir mit dem Einzug in die Conference League ein paar Leute geweckt und vielleicht kommen dann nächsten Sonntag zum Heimspiel 20, 30 Leute mehr. Das wäre schon schön.“ Dennoch werde der Sieg in Wien Spuren hinterlassen. „Ich glaube, das wird noch länger in Erinnerung bleiben in Österreich und in Liechtenstein.“

In den Liechtensteiner Gazetten fand der Erfolg des FC Vaduz den erwarteten Niederschlag. „Vaduz hat Unglaubliches vollbracht“, hieß es im „Liechtensteiner Vaterland“. Im „Volksblatt“ war „1:0-Sieg: FCV-Wahnsinn in Wien! Vaduz schafft die Gruppenphase“ zu lesen. Und für „lie:zeit“ ist es „der bis heute wohl wichtigste und erfolgreichste Tag in der ganzen Vereins-Historie des FCV.“

(APA)/Bild: GEPA