Werner Becher: „Wettmanipulation im Tennis am häufigsten“

Im Interview mit Sky Sport News HD spricht Werner Becher, Geschäftsführer von Interwetten, über die aktuellen Manipulationsvorwürfe auf der ATP-Tour:

Werner Becher…

…über das Manipulationsproblem im Tennissport: „Beim Tennis ist das Problem viel, viel größer als in jeder anderen Sportart. Das hat sich in den letzten Monaten entwickelt. War es noch vor einiger Zeit so, dass das Hauptproblem beim Fußball lag – dass also die meisten gemeldeten Verdachtsfälle aus dem Fußball kommen – war es bereits im letzten Jahr so, dass mehr als zwei Drittel der Verdachtsfälle für Spielmanipulationen aus dem Tennissport kommen.“

…auf die Frage, warum das Problem gerade im Tennis so groß ist: „Das Problem ist sicher vielschichtig. Dass beim Tennis aber ein einzelner Spieler reicht, um ein Ergebnis zu verändern, ist sicher ein Faktum. Im Fußball reicht das normal eher nicht. […] Hinzu kommt sicher auch, dass in den Challenger-Ligen, ITF-Ligen die Preisgelder so gering sind, dass sich eine Manipulation für Spieler finanziell wirklich auszahlt.“

…über den Umgang mit verdächtigen Spielen und Spielern: „Bei Verdachtsfällen nehmen wir die die betreffenden Spieler sofort aus dem Programm, wie auch alle anderen Wettanbieter, zumindest die Großen. Wir haben im Moment mehr als 50 aktuelle Spieler aus den Top 500, von denen wir überhaupt keine Spiele mehr anbieten, weil es bereits mehrfach so große Verdachtsfälle gab, dass wir keine Lust mehr haben, uns von Kriminellen berauben zu lassen. […] Es sind bei diesen 50 Spielern, die wir nicht mehr anbieten, auch Österreicher und Deutsche dabei. Es sind jetzt keine Top-50 oder Top-100-Spieler – da haben wir auch einige unter Beobachtung, weil es öfter mal vorkommt, dass es eigenartige Verläufe gibt – aber die Masse des Problems liegt sicher in den Challenger- und ITF-Ebenen.“

…auf Nachfrage, ob es tatsächlich der Fall sei, dass es bei bekannteren Spielern aus dem deutschsprachigen Raum Auffälligkeiten gebe: „Ja, das ist so.“ …auf die Frage, ob die Zahl der Verdachtsmomente auch bei größeren Turnieren gestiegen ist: „Ich denke, dass es bei den ganz großen Turnieren, den Grand Slams, ATP 1000er, 500er-Turnieren vielleicht sogar eine Spur weniger geworden ist. Dort sind die Preisgelder einfach sehr, sehr hoch. Spieler wie Djokovic oder Nadal es ganz einfach nicht notwendig haben. Bei Challenger-Turnieren, wo man für das Erreichen der zweiten Runde ein Preisgeld von 85 Euro bekommt, kann es für einen jungen Spieler, der nicht weiß, wie er die Reise zum nächsten Turnier zahlen soll, durchaus attraktiv sein, sich vielleicht für 2.000 oder 5.000 Euro bestechen zu lassen. Deshalb ist die Masse des Problems sicher dort.“