Pöltl vor Play-off: „Außenseiterrolle kann auch gut sein“

Jakob Pöltl startet am Samstag in seiner dritten NBA-Saison erstmals mit einem klaren Außenseiter-Team in die Play-offs. Der 23-jährige Wiener gastiert mit den San Antonio Spurs zum Auftakt bei den Denver Nuggets. Bei gutem Verlauf rechnet sich Österreichs Basketball-Star dennoch Chancen aus.

„Ich glaube schon, dass wir das Zeug haben, die erste Runde auf jeden Fall zu schaffen“, sagte Pöltl im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Mit den Toronto Raptors hat er 2017 und 2018 jeweils eine Play-off-Serie gewonnen. „Wir sind nicht der Favorit wie die letzten zwei Jahre, deswegen gehen wir mit ein bisschen einer anderen Mentalität rein. Aber diese Außenseiterrolle kann auch gut sein.“

San Antonio befindet sich in der Western Conference auf dem vermeintlich leichteren Ast. Nach den als Nummer zwei gesetzten Nuggets würden Portland oder Oklahoma City warten – und erst im Conference-Finale die Topfavoriten Golden State oder Houston. „Wir haben gegen Denver einiges zu tun“, betonte Pöltl. „Aber sollte es darüber hinaus weitergehen, ist hoffentlich noch mehr möglich.“

Für Toronto hat er bereits 15 Play-off-Spiele absolviert. Die Intensität sei mit der regulären Saison nicht zu vergleichen. „Es ist eine andere Art von Basketball. Es ist wichtig, dass ich diese Erfahrungen schon gemacht habe. Hoffentlich kann ich das zu meinem Vorteil nutzen.“ Etwa im Duell mit Denvers Schlüsselspieler Nikola Jokic, der als erst zweiter NBA-Center nach dem legendären Wilt Chamberlain mehr als 500 Assists (580) im Grunddurchgang verteilt hat. Der serbische All-Star gibt am Samstag sein Play-off-Debüt.

Mitunter wird es auch an Pöltl liegen, den 24-Jährigen zu stoppen. „Ich weiß, was auf mich zukommt. Jokic ist so etwas wie der Quarterback für ihr Team, der die Spieler einsetzt. Wenn wir es schaffen, Druck auf ihn auszuüben, dass er seine Pässe nicht so einfach spielen kann, würde uns das sicher helfen.“

Pöltl war in der regulären Saison vor allem für seine Verteidigung gelobt worden. Das gilt es nun zu bestätigen. „Jetzt kommt der wichtigste Teil des Ganzen. Wenn ich in den Play-offs zeigen kann, dass ich uns als Team in der Defense wirklich helfen kann, wäre das umso besser.“

In den vier Duellen mit Denver stand Pöltl durchschnittlich 18 Minuten auf dem Feld, in den beiden jüngsten jeweils in der Startformation. Der 2,13-Meter-Mann weiß aber auch: „Wir werden in den Play-offs so viel wie möglich auf unsere Starspieler setzen müssen.“ Das heißt unter dem Korb vor allem auf LaMarcus Aldridge.

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Beide Teams leben von ihrer Heimstärke. Denver war in der regulären Saison das beste Heimteam der Liga, was nicht zuletzt der Höhenlage von über 1.600 m geschuldet sein dürfte. Um die „best of seven“-Serie zu gewinnen, müssen die Spurs zumindest einen Sieg aus Colorado entführen. Pöltl hofft auf einen möglichst frühen Erfolg, „weil uns das auch mental um einiges weiterhelfen würde“.

Titelverteidiger Golden State würde sich erst bei einem Erfolgslauf bis in die dritte Runde auftürmen. „Wenn wir denen nicht zu früh begegnen müssen, ist das ein Vorteil für uns“, bestätigte Pöltl. Die Warriors seien im Westen der klare Favorit, der ÖBV-Center sieht dennoch eine Chance. „Im Endeffekt sind sie auch nur Menschen. Sie haben in der regulären Saison nicht so dominiert, wie in den vergangenen Jahren. Sie müssen es auch erst beweisen.“

Die Spurs setzen auf ihre Erfahrung. Der fünfmalige Meister steht zum 22. Mal nacheinander in der K.o.-Phase – NBA-Rekord. „Hoffentlich erfahre ich das große Geheimnis, das den Spurs in den letzten 20 Jahren zum Play-off-Erfolg verholfen hat“, sagte Pöltl. Er selbst will an seinen gewohnten Abläufen nichts ändern – außer vielleicht, noch mehr darauf zu schauen, rechtzeitig ins Bett zu kommen. „Damit ich in jedem Spiel die volle Energie habe.“

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