Portugal für Hit gegen Frankreich „mehr als bereit“

Nach einem Spieltag zum Vergessen geht es für Frankreich und Portugal im abschließenden Gruppenspiel um ein Ergebnis mit Symbolkraft für das weitere Turnier. Liefern müssen in der Neuauflage des EM-Finales von 2016 vor allem die Portugiesen, die anders als Frankreich noch nicht fix im Achtelfinale stehen. Doch selbst eine knappe Niederlage könnte dem Titelverteidiger reichen, um wie vor fünf Jahren mit drei Punkten der Gruppe zu entkommen.

Mit einem Sieg andererseits ist für Portugal auch noch Platz eins in der Gruppe möglich, was sehr wahrscheinlich ein Achtelfinal-Treffen mit der Schweiz zur Folge hat. „Wenn wir gewinnen, sind wir durch“, bekundete Abwehr-Routinier Pepe in Budapest und grinste. Sein Team sei „mehr als bereit“, ergänzte der 38-Jährige. Frankreich habe „eine großartige Mannschaft“, der Titelverteidiger aus Portugal wolle aber seinen „Wert zeigen“.

Nach der 2:4-Klatsche gegen Deutschland geht es für die Kicker von der iberischen Halbinsel gewiss auch um Rehabilitation. „Wir werden alles geben und hoffen, Portugal wieder lachen zu lassen“, kündigte Mittelfeld-Routinier Joao Moutinho an, dem gute Chancen auf sein Startelf-Debüt bei diesem Turnier eingeräumt werden.

Gleichzeitig warnte der 132-fache Teamspieler davor, den Weltmeister auf seine Star-Offensive um Kylian Mbappe, Antoine Griezmann und Karim Benzema zu reduzieren. „Ich denke, dass Frankreichs Nationalmannschaft ein großartiges Team ist, nicht nur diese Drei, sondern auch jene dahinter. Sie können an einem guten Tag jede Mannschaft auseinandernehmen“, sagte Moutinho.

Dennoch waren im Vorfeld alle Augen auf den fünfmaligen Weltfußballer Cristiano Ronaldo und dessen potenziellen Thronfolger Kylian Mbappe gerichtet. Das Duell König gegen Kronprinz findet bei entsprechender Kulisse, nämlich vollem Haus, in Budapest statt. Luis Campo kennt beide Angreifer, er war zu Ronaldos Zeiten Chefscout bei Real Madrid und holte später als Sportdirektor Mbappe zu Monaco. Er sagt: „Ich kann einen Vergleich zwischen beiden ziehen. Sie sind gleich. Sie sind geboren, um Champions zu sein.“

Ronaldo selbst sieht in dem 14 Jahre jüngeren Franzosen seinen legitimen Nachfolger. „Er ist die Gegenwart und die Zukunft des Weltfußballs. Ihm gehören die nächsten Jahre. Er ist ein fantastischer Spieler“, sagte Ronaldo kürzlich der spanischen Zeitung „Marca“.

Der französische Verband teilte vor der EM stolz mit, dass Mbappe mit 17 Länderspiel-Toren schon mehr erzielt hat als Ronaldo (15) oder Lionel Messi (12) im selben Alter bei unwesentlich weniger Einsätzen. Betrachtet man die aktuelle Torschützenliste, liegt die Vergangenheit in der Gegenwart aber noch vor der Zukunft: Ronaldo führte die Wertung nach zwei Spieltagen mit drei Treffern an, Mbappe wartet noch auf sein erstes EM-Tor, was der „Grande Nation“ angesichts seiner Aktionen aber weniger Sorgen bereitet als die Ladehemmung von Sturmpartner Karim Benzema. Der Weltmeister musste sich zuletzt bekanntlich mit einem 1:1 gegen Ungarn zufriedengeben.

Ronaldo andererseits orientiert sich nur in einem Punkt am Deutschland-Spiel – dem Toreschießen. Noch nie traf „CR7“ gegen Frankreich. Gegen Deutschland war der Superstar vor der gleichen Konstellation gestanden und dann erfolgreich gewesen. Womöglich verliert Ronaldo ja bei all der Lobhudelei im Vorfeld seinen Fokus. „Er ist außergewöhnlich, und es ist außergewöhnlich, was er mit 36 Jahren leistet. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir ihn spielen sehen“, schwärmte Frankreichs Griezmann und sprach von der „Inspiration“ Ronaldo. Eine Inspiration, die dieser Tage als erster Mensch weltweit die Marke von 300 Millionen Instagram-Followern durchbrochen hat.

(APA)

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