Hasenhüttl bei Southampton vorgestellt: „Ich fürchte mich nicht“

Ralph Hasenhüttl ist an seinem Ziel angelangt – in der englischen Premier League. Der 51-jährige Steirer will sich nach der deutschen Bundesliga auch in der seiner Meinung nach „vielleicht besten Fußball-Liga der Welt“ einen Namen machen. Der Schwierigkeit der Aufgabe beim Abstiegskandidaten Southampton ist dem ersten österreichischen Premier-League-Trainer aber bewusst.

Hasenhüttl gab sich bei seiner Antrittspressekonferenz am Donnerstagnachmittag entschlossen und selbstbewusst. „Ich möchte hier meine Fußabdrücke im Schnee hinterlassen. Das habe ich überall gemacht“, sagte der Ex-Coach von RB Leipzig. Schon als er die Leipziger im Sommer verlassen hatte, hätte er an die Premier League gedacht.

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„Ich bin stolz, hier zu sitzen“, sagte Hasenhüttl. „Es ist eine große Herausforderung, aber es ist auch ein logischer nächster Schritt.“ Der Grazer hatte seine gesamte bisherige Trainerlaufbahn in Deutschland zugebracht. Nun wolle er etwas Neues sehen. „Ich möchte mich persönlich weiterentwickeln, aber auch meine Sicht von Fußball. Daher habe ich diese Entscheidung getroffen.“

Hasenhüttls Vertrag läuft bis Sommer 2021. Viel Zeit hat er aber nicht. Als Tabellen-18. liegt Southampton derzeit in der Abstiegszone. Hasenhüttls Debüt ist am Samstag (16.00 Uhr) ein richtungsweisendes Gastspiel beim direkten Konkurrenten Cardiff City (16.). Bis dahin hat der Neo-Coach nur eine volle Trainingseinheit zur Verfügung.

„Das erste Ziel ist, dass wir so schnell wie möglich aus der Abstiegszone herauskommen“, erklärte Hasenhüttl. Dazu gelte es, die Mannschaft zu entwickeln. Er denke, dass seine Spielphilosophie sehr gut nach England passe, versicherte aber auch, um die Mechanismen des Fußballs zu wissen. „Es ist ein Ergebnis-Business, das weiß ich.“ Er wisse, dass es keine Garantien gebe. „Wenn du Garantien haben willst, musst du eine Waschmaschine kaufen.“

Southampton hat in den vergangenen 18 Monaten drei Cheftrainer verbraucht. Zuletzt musste zu Wochenbeginn der Waliser Mark Hughes gehen. „Die Situation ist nicht einfach. Aber ich wollte es nie einfach in meinem Leben“, betonte Hasenhüttl. „Ich fürchte mich nicht.“ Er stelle sich aber auf einen „langen, intensiven und harten Weg“ ein. „Aber kein Weg ist für mich zu weit.“

Als erster österreichischer Trainer in der Premier League laste ein besonderer Druck auf ihm. „Ich muss es gut machen. Wenn ich es nicht gut mache, dann ist die Tür für alle anderen zu“, meinte der frühere ÖFB-Teamstürmer. Er hätte hart auf diese Chance hingearbeitet – als Trainer bei den unterklassigen deutschen Clubs SpVgg Unterhaching und VfR Aalen sowie schließlich beim FC Ingolstadt und in Leipzig.

„Ich habe dort sehr viel gelernt“, sagte Hasenhüttl über seine Jahre in Deutschland. Allerdings habe sich auch der österreichische Fußball weiterentwickelt. „Wir haben jetzt (Marko) Arnautovic und einige andere hier“, erinnerte der Southampton-Coach an die in den vergangenen Jahren größer gewordene Riege von ÖFB-Legionären.

Von den österreichischen Bergen habe er in den vergangenen sechs Monaten seit seiner Trennung von Leipzig genug gesehen. „Ich habe diese Zeit gebraucht, um meine Batterien wieder aufzuladen“, meinte Hasenhüttl. Seine Gedanken, als er erstmals von einem Angebot aus Southampton erfahren hatte? „Die Titanic ist hier weggefahren. Ich hoffe, ich krache nicht in den ersten Eisberg, der auf mich wartet.“

Die Vorschusslorbeeren, die ihm in der südenglischen Hafenstadt entgegengebracht werden, sind groß. Den Titel „Klopp der Alpen“ hört Hasenhüttl aber nicht gerne – auch wenn er mit Liverpool-Coach Jürgen Klopp einst in Deutschland die Pro-Lizenz-Ausbildung absolviert hat. „Ich möchte meine eigene Persönlichkeit sein.“

Klopp hatte am Vortag vergeblich versucht, der englischen Presse Hasenhüttls Namen zu erklären. „Er hat gesagt, ‚Hüttl‘ bedeutet nichts. Damit hat er nicht recht. Vielleicht ist er schon zu lange in England und sein Englisch ist schon besser als sein Deutsch“, scherzte der Österreicher, um wenig später noch einmal lächelnd auf Englisch seinen Namen zu erklären: „Es ist schwer auszusprechen. Es ist eine kleine Hütte für die Hasen.“

Als Spieler hätte es nicht für die englische Liga gereicht. Probetrainings bei Chelsea und den Bolton Wanderers hätten laut Hasenhüttl nicht für ein Engagement auf der Insel gereicht. „Es war schade, aber ich bin sehr stolz, jetzt als Trainer hier zu sitzen.“

Kontakte mit Arsenal, die ihm im Sommer nachgesagt worden waren, dementierte Hasenhüttl. Für einen Top-6-Club sei sein Name in England nicht groß genug. Southampton soll der nächste Schritt sein. „Ich bin sicher, dass es eine gute Entscheidung war. Es ist mein Ziel, meinen Namen bekannt zu machen hier in der Premier League.“

Beitragsbild: Screenshot Video