Rapid ohne Neuverpflichtungen im Winter?

(APA) – Die Winterpause kann für Rapid nicht früh genug kommen. Ein aufreibender Herbst mit ständiger Doppelbelastung geht am Sonntag mit dem Auswärtsspiel in der Fußball-Bundesliga gegen Red Bull Salzburg zu Ende. Danach gilt es, Kraft für ein wohl nicht minder anstrengendes Frühjahr zu tanken – ab 6. Februar 2016 warten auf die Hütteldorfer neun Pflichtspiele in 29 Tagen.


 

In dieser Phase muss Rapid ziemlich sicher auf drei Schlüsselspieler verzichten. Jan Novota, Louis Schaub und Christopher Dibon sind dermaßen schwer verletzt, dass sie erst im Laufe des Frühjahrs wieder voll bei Kräften sein werden. Dennoch verzichtet Sportdirektor Andreas Müller wohl auf Neuverpflichtungen in der bevorstehenden Transferzeit und vertraut lieber auf die Stärke des aktuellen Kaders, wie er im Gespräch mit der APA erklärte.

In Abwesenheit von Novota genießt Goalie Richard Strebinger das Vertrauen des Clubs, obwohl der frühere Legionär von Werder Bremen in den vergangenen Wochen nicht immer sicher wirkte. „Er ist ein Tormann für die Zukunft bei Rapid“, sagte Müller.

Die Fehler des 22-Jährigen seien nicht Ausdruck mangelnder Qualität, sondern einer noch nicht optimalen psychischen Verfassung. „Er hat sehr großes Talent, setzt sich aber selbst maßlos unter Druck. Das ist eher eine mentale Geschichte, er soll sich nicht verrückt machen lassen. Man tut gut daran, dem Jungen Vertrauen zu geben.“

Dies gelte auch im Zusammenhang mit Matej Jelic, der bisher noch nicht in die Fußstapfen von Robert Beric treten konnte. „Ich bin von seinen Fähigkeiten als Torjäger überzeugt. Er ist in der Lage, 15 bis 20 Tore pro Saison zu machen“, meinte Müller. Allerdings bestehe beim Kroaten allein schon aufgrund der Sprachbarriere Integrationsbedarf. „Matej muss noch viel daran arbeiten, dass er sich so einfügt, wie wir uns das wünschen, doch da mache ich mir kein allzu große Sorgen.“

Kein besonderes Kopfzerbrechen bereitet dem Sportdirektor auch die Situation in der Innenverteidigung, auch wenn dort nach der Verletzung von Dibon mit Mario Sonnleitner und Maximilian Hofmann nur zwei gestandene Spieler zur Verfügung stehen. Diese Lücke soll vom 17-jährigen Maximilian Wöber geschlossen werden.

Der Teenager wurde ebenso wie der 19-jährige ungarische Mittelfeldspieler Tamas Szanto von den Amateuren zu den Profis hochgezogen. Ansonsten dürfte es in der Kampfmannschaft im Jänner keine neuen Gesichter geben, auch weil sich eine mögliche Verpflichtung von Karim Onisiwo kompliziert gestaltet. „Er ist ein sehr interessanter Spieler, aber es gibt große Konkurrenz aus dem In- und Ausland“, verriet Müller.

Der Neo-Teamspieler ist auf der Suche nach einem äußerst lukrativen Vertrag. „Vom Gefühl her glaube ich, dass er eher nicht in unsere Richtung tendiert. Wenn es nur darum geht, das meiste Geld rauszuschlagen, sind wir der falsche Ansprechpartner. Wir werden sicher keine verrückten Dinge machen, nur um diesen Spieler zu bekommen“, betonte der Rapid-Sportdirektor.

Allerdings wäre eine Verpflichtung des Mattersburg-Angreifers allein schon deshalb von Bedeutung, weil im Sommer der eine oder andere Abgang droht. Neben Linksverteidiger Stefan Stangl (Vertrag bis 2017) stehen auch die Offensivspieler Florian Kainz (2017), Louis Schaub (2017) und Philipp Schobesberger (2018) in den Notizbüchern diverser Vereine.

Bereits im kommenden Sommer laufen die Verträge von Steffen Hofmann, Thanos Petsos und Novota aus. Der Kapitän bleibt Rapid auf jeden Fall erhalten – ob auch als Spieler, wird sich in wenigen Monaten entscheiden. Mit Novota stehen die Verhandlungen über eine Verlängerung laut Müller kurz vor dem Abschluss, bei Petsos gibt es noch keine klare Tendenz. Die Gespräche mit dem Griechen haben derzeit „allerhöchste Priorität“, so Müller. Bis Anfang 2016 solle Klarheit herrschen.

Michael Schimpelsberger wird den Club hingegen definitiv verlassen, entweder nach Vertragsende im Sommer oder schon im Winter. Ebenfalls im Jänner könnte sich Deni Alar nach Ried verabschieden.

Ansonsten werde sich der Aderlass in nächster Zeit in Grenzen halten, versprach Müller. „Wir wollen die Mannschaft im Kern zusammenhalten“, beteuerte der 52-Jährige, gab aber auch zu: „Man kann einen Spieler, der ein Angebot aus einer europäischen Top-Liga hat, nicht überzeugen, noch länger hier zu bleiben.“ Derzeit liegen laut Müller jedoch keine Angebote für das Quartett Kainz/Schaub/Stangl/Schobesberger vor.

Für ein Butterbrot will Müller seine begehrten Spieler nicht ziehen lassen. „Die Zeiten, in denen man bei Rapid Spieler geklaut hat, sind vorbei.“ Aufgrund der deutlich verbesserten wirtschaftlichen Lage seien die Hütteldorfer in der Lage, Angebote abzulehnen. „Trotzdem müssen wir uns wappnen für das, was im Sommer wahrscheinlich auf uns zukommen wird.“

Das heißt, dass Müller spätestens nach Saisonende wieder die eine oder andere Verpflichtung vornehmen wird. Dabei hofft er auf ähnliche Glücksgriffe, wie sie 2014 etwa mit Schobesberger, Stangl, Kainz, Beric und Stefan Schwab gelangen. Im Gegensatz dazu erwiesen sich die im vergangenen Sommer geholten Philipp Huspek, Tomi, Stefan Nutz, Stephan Auer, Strebinger und Jelic noch nicht als die erwünschten Verstärkungen.

Müller begab sich auf Ursachenforschung: „2014 spielten wir im Herbst nicht international und konnten immer eine Woche lang vernünftig arbeiten. Außerdem hatten damals auch einige Neue Anlaufschwierigkeiten, und es waren durch die Abgänge davor viele Plätze in der Mannschaft frei. Nach der letzten Saison hatten wir eine gefestigte Mannschaft, die praktisch gleich geblieben ist und einen gewissen Bonus hatte. Da ist es schwieriger, reinzukommen.“

Von Fehlkäufen wollte der Sportdirektor nicht sprechen. „Natürlich gibt es den einen oder anderen, der bisher noch nicht so wie erhofft, doch wir haben zu allen großes Vertrauen. Wenn man nach einem Jahr feststellen sollte, wir haben uns vertan, muss man das akzeptieren, aber nach einem halben Jahr würde ich noch keine Schlussfolgerungen ziehen“, erklärte der Deutsche und betonte: „Wir haben die Transfers sehr sorgfältig und nach unserem Spielsystem ausgesucht.“

Foto: GEPA