Sebastian Prödl beim Sky Podcast DAB | Der Audiobeweis über seine Einschätzung für die bevorstehende Europameisterschaft: „Österreich hat sicher eine reelle Chance, dort weit zu kommen“

  • Prödl angesprochen auf Führungsspieler im ÖFB-Kader: „Ich sehe schon viele Führungsspieler, aber die führen sie vielleicht nicht so aus, wie bei ihren Vereinen“
  • Prödl über seinen Italien-Wechsel und die Überlegungen EURO dahinter: „Wenn ich dieses Jahr in Udine verletzungsfrei geblieben wäre und zu Einsätzen gekommen wäre, dann wäre die Tür sicher minimal offen gewesen“
  • Der 73-fache ÖFB-Teamspieler über seine Zukunft: „Mit dem Thema Karriereende habe ich mich schon seit etlichen Jahren beschäftigt. Ich werde einmal reflektieren und dann will ich es entscheiden“
  • Alfred Tatar über die bevorstehende EURO: „Die größten Verlierer des globalisierten Fußballes sind die Nationalteams. Daher werden wir eine sehr schwache EURO sehen“
  • Der Sky Experte über die aktuelle Qualität der österreichischen Nationalmannschaft: „Wir haben in diesem Kader zwei äußerst renommierte Spieler, mit fast Weltformat, mit Alaba und Arnautovic. Und dann haben wir diese Spieler, die es wie Sand am Meer gibt, die die Systemerhalter sind und nicht die Unterschiedsspieler“
  • Der Podcast DAB | Der Audiobeweis ist ab sofort frei empfangbar auf skysportaustria.at sowie auf den gängigen Plattformen Spotify, Apple Podcast, Google Podcast, FYEO und Deezer abrufbar

Zu Gast im Sky Sport Austria Podcast DAB | Der Audiobeweis waren Sebastian Prödl, 73-facher ÖFB-Teamspieler, 2-facher EM-Teilnehmer sowie Sky Experte Alfred Tatar.

Alle Stimmen zu „DAB | Der Audiobeweis“

Sebastian Prödl (73-facher ÖFB-Teamspieler):
…angesprochen auf die schwierige Saison in Italien: „Ich habe meinen Teil dazu beigetragen, mit meinem körperlichen Zustand, dass es nicht so rosig verlief, wie ich es mir vorgestellt habe. Andererseits hatte ich mit dem italienischen Abenteuer nochmals eine Chance, mich auf höchstem Niveau zu beweisen. Es gab diverse Gründe warum es nicht so funktioniert hat, aber es war sicherlich eine lehrreiche und schöne Zeit, trotz Corona. Ich werde viel mitnehmen, auch wenn es nach außen hin nicht erfolgreich war.“

…über seine Zukunft: „Mit dem Thema Karriereende habe ich mich schon seit etlichen Jahren beschäftigt, wie es weitergehen soll, wenn der Tag X irgendwann kommt. Ich will da auch einen fließenden Übergang schaffen und nicht irgendwo im leeren Raum stehen. Es ist natürlich bitter, dass mein letztes Bewerbsspiel 2019 war. Ich hatte bei Watford eine sehr, sehr schöne Zeit und bin dann während einer schweren Verletzung in die Serie A gewechselt. Die beiden Vereine haben denselben Präsidenten, dementsprechend haben sie auch über meinen Fitnesszustand Bescheid gewusst. Sie wussten, dass ich etliche Monate brauchen werde, um wieder fit zu werden. Sonst hätte ich wahrscheinlich zwei Jahre früher die Karriere beenden können. In diesem Zustand hätte ich keinen anderen Verein bekommen. Ich war dann wieder fit und als ich dann kurz vor meinem ersten Bewerbsspiel für Udine war, war ich leider wieder an der Wade verletzt. Dann hat es sich das ganze Jahr durchgezogen und nachdem mein Vertrag nur bis Sommer lief, hat Udine im Winter entschieden, mich im Frühjahr nicht mehr einzusetzen, weil sie mit anderen Spielern planen. Das war völlig nachvollziehbar. Auf der anderen Seite war es auch irgendwo enttäuschend, weil Udine diese Saison nicht so performt hat, dass sie sicherlich Erfahrung brauchen hätten können. Ich werde einmal reflektieren und dann will ich es entscheiden.“

…über seinen Podcast ,Building Bridges´: „Ich bin in den letzten Jahren des Öfteren darauf angesprochen worden, am Ende der Karriere ein Buch zu schreiben oder ein Format zu kreieren, wo man die Karriere aufarbeitet. Ich habe mich dann für ein moderneres Format entschieden, um den Fan vom Fußball oder von mir, teilnehmen zu lassen, wie ich denke, mit wem ich mich austausche, wo ich mich gerne weiterbilde.“

…über seinen Italien-Wechsel und die Überlegungen dahinter, sich über diesen Weg für die EURO bereit zu machen: „Meine Strategie dahinter war genau so, dass ich wieder einen Fuß in die Tür bekomme. Wenn ich dieses Jahr in Udine verletzungsfrei geblieben wäre und zu Einsätzen gekommen wäre – auch wenn die Chance nicht groß gewesen wäre; wir wissen, was die Pandemie auslösen kann und wissen, was andere Nationen gerade für Probleme haben und Spieler heimschicken müssen – dann wäre die Tür sicher minimal offen gewesen. Aber in der Polposition war ich nicht mehr. Es war das Ziel, die Strategie war so ausgelegt, es ist jetzt nicht aufgegangen. Ich bin jetzt mit dem Podcast bei der EURO dabei und nicht physisch anwesend.“

…über seinen Kontakt mit Teamchef Franco Foda: „Wir waren natürlich im Austausch. Er hat mir auch ein Zeichen gegeben, dass ich weiterhin in seinen Plänen bin, wenn ich meine Leistungsfähigkeit abrufen kann, wie ich es auch anfangs unter ihm abgerufen habe. Wir waren dann auch noch in Italien in Kontakt und er hat nachgefragt, wie es mir geht, ob es Möglichkeiten gibt. Dem musste ich eine Absage erteilen, aus Verletzungsgründen. Dann ist es im Sand versickert, aber die Beziehung ist weiterhin intakt.“

…über die Verdienstmöglichkeiten im Nationalteam: „Als ich damals von Sturm Graz zum Nationalteam reisen durfte, war schon ordentliches Geld zu verdienen. Es war eine gute Aufwandsentschädigung und gute Punkteprämie. Dann bin ich zu Werder Bremen gewechselt. Als Legionär verdient man besser und dann war das Geld der Nationalmannschaft nicht mehr das Hauptaugenmerk, sondern der Stolz, dass man antreten durfte. Das Geld war dann sekundär. Aber wenn man es mit den Einnahmen als Legionär vergleicht, dann sind es zehn Minuten Spielzeit in der Deutschen Bundesliga oder sieben Minuten Spielzeit in der englischen Premier League.“

…angesprochen auf das aufgeblähte System im Fußball: „Es schreit nach Revolution. Aber die Revolution, die aktuell vorhanden ist, ist eher mehr, mehr, mehr. Da müssen wir aufpassen, dass man das Interesse nicht verliert.“

…über fehlende Emotionen vor der EURO: „Durch Corona kommt eine zusätzliche Komponente hinzu, dass sind die Zuschauer. Es fehlt uns allen an der Emotion und an der Begegnung am Fußballplatz. Daher ist auch das Interesse ein bisschen gesunken, weil es nicht mehr so greifbar ist. Das ist auch ein springender Punkt, warum alle sagen: So, jetzt kommt die EURO. Aber ich weiß gar nicht, wann welches Spiel ist.“

…über Führungsspieler im ÖFB-Kader: „Ich sehe schon viele Führungsspieler, aber die führen sie vielleicht nicht so aus, wie bei ihren Vereinen. Da muss Franco Foda und sein Trainerteam das Lehrbuch der Pädagogik hervorholen und nicht immer nur auf den taktischen Aspekt schauen. Sondern zu schauen, wie passt das Puzzle perfekt zusammen. Wie kann ich diesen Spielern das Vertrauen bei der Nationalmannschaft auch geben, dass sie auch hier diese Rolle ausfüllen können. Das ist das große Thema, das ich gerne sehen würde.“

…über die bevorstehende EM und das erste Gruppenspiel: „Im Endeffekt wird sich eine große Mannschaft im Finale durchsetzen. Für mich ist England klarer Favorit, weil sie einfach Heimvorteil haben. Aber es wird sicherlich ein kompletter Underdog im Halbfinale stehen. Nationen in der Bandbreite von Österreich, einem guten Turnierverlauf, haben auch keine schlechten Chancen. Wenn wir uns ehrlich sind. Wir haben keine guten Ergebnisse in letzter Zeit, aber wir haben keine schlechte Mannschaft. Ich kann verstehen, dass aufgrund der Ergebnisse keine große Euphorie vorhanden ist, aber aufgrund der Qualität, die wir auf den Platz bringen können, bin ich nicht hoffnungslos, dass Österreich die Mannschaft sein könnte, die die Gruppe übersteht und dann mit ein bisschen Glück und Losglück und Spielortglück für eine Überraschung sorgen könnte. Österreich oder eine Mannschaft auf dieser Wellenlänge hat sicher eine reelle Chance, dort weit zu kommen. (…) Taktieren ist jetzt nicht mehr angesagt. Alle Karten auf das erste Spiel setzen – ist ganz klar.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…angesprochen auf die Kritik am ÖFB Team: „Wir haben eine Nationalmannschaft, die aus Spielern zusammengesetzt ist, die von überall herkommen – Deutschland, China, usw. Der Teamchef kann seinen Vorstellungen, die er hat, immer nur scheibchenweise bei den sogenannten Lehrgängen dem Team unterjubeln. Ich befürchte, dass es bei vielen Spielern, wenn sie zu ihren Arbeitgebern zurückkehren, gar nichts hängenbleibt. Die größten Verlierer des globalisierten Fußballes sind die Nationalteams. Nicht nur die österreichischen, sondern auch viele andere auch. Daher werden wir, glaube ich, eine sehr schwache EURO sehen. Es ist einfach nicht mehr möglich, fundamentale Vorstellungen in den Teams zu implementieren. Wir werden wirklich Nudelpartien sehen. Der Franco Foda ist nur einer, der im Brennpunkt steht und am wenigsten dafür kann. Der Teamchef ist ein Mitfahrer und kein Lenker.“

…über die aktuelle Qualität der österreichischen Nationalmannschaft und über Unterschiedsspieler: „Wir haben in diesem Kader zwei äußerst renommierte und bekannte Spieler, mit fast Weltformat, mit Alaba und Arnautovic. Und dann haben wir diese Spieler, die es wie Sand am Meer gibt, die die Systemerhalter sind und nicht die Unterschiedsspieler. Jetzt habe ich diese Unterschiedsspieler, aber wo setze ich diese ein, dass sie den Unterschied ausmachen? Da sehe ich die Problematik bei Alaba noch nicht gelöst.“

DAB | Der Audiobeweis ist der Fußball- und Sport-Podcast von Sky Sport Austria. Hier diskutiert Kommentator Otto Rosenauer mit Moderator Martin Konrad, Sky Experten und Gästen über die Tipico Bundesliga, das ÖFB-Team, Österreichs Legionäre und internationalen Fußball, wie die Deutsche Bundesliga, die Premier League, die UEFA Europa League sowie die UEFA Champions League.