Italien nach Inter-Vorfällen auf der Suche nach Lösungen

Mailand (APA/Reuters/AFP/dpa) – Italiens Fußball sucht nach den Vorfällen am Rande des Schlagers zwischen Inter Mailand und SSC Napoli (1:0) wieder einmal nach der richtigen Antwort auf Gewalt und Rassismus. Stimmen sind laut geworden, die gesamte Serie-A-Runde am Wochenende abzusagen. Inter-Trainer Luciano Spalletti verurteilte unterdessen nach Ausfällen der Fans seines Clubs entschieden jegliche Form von Rassismus.

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Beim Ligaschlager am Mittwoch hatten Inter-Fans Napolis senegalesischen Verteidiger Kalidou Koulibaly mit Affenlauten verhöhnt. Zudem wurde bei einem Zusammenstoß rivalisierender Fangruppen vor dem Spiel ein Anhänger von einem Auto erfasst und getötet. Es sei Zeit, „genug“ zu Rassismus, Hass und Diskriminierung im Fußball zu sagen, betonte Spalletti am Freitag in einer Pressekonferenz.

Rapid Wiens nächster Europa-League-Gegner muss seine nächsten beiden Ligaheimspiele ohne Zuschauer austragen. „Ich verurteile es ohne Wenn und Aber“, sagte Spalletti über die Vorkommnisse. „Es ist enttäuschend, nicht vor den eigenen Zuschauern zu spielen. Aber wenn das der Preis ist, den wir zahlen müssen, um diesen Kampf zu gewinnen, werden wir das gerne tun.“

Italiens Innenminister Matteo Salvini dagegen kritisierte die Entscheidung, die Fans aus dem Stadion zu verbannen. „Wenn sich zwei Kilometer von einer Bar entfernt zwei Personen mit Messern verletzen, schließt du dann die Bar?“, sagte der Politiker der rechten Lega am Donnerstagabend in der Fußball-TV-Sendung „Tiki Taka“. Statt Millionen echter Fans müssten die Täter bestraft werden.

Die „Geisterspiele“ wurden allerdings nicht wegen der gewalttätigen Fan-Zusammenstöße, sondern wegen der Rassismusvorfälle im Giuseppe-Meazza-Stadion ausgesprochen. In Bezug auf die Krawalle im Umfeld des Stadions wurden laut Angaben der Nachrichtenagentur Ansa drei Männer festgenommen. Diese sollen demnach am Samstag verhört werden.

Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte hatte sogar laut darüber nachgedacht, im Angesicht der Ereignisse die gesamte Liga auszusetzen. „Ich würde ein starkes Signal geben, sogar mit einer Pause der Spiele, um für eine einträgliche Reflexion bei den Teilnehmern zu sorgen“, sagte der Regierungschef am Freitag in seiner Jahresabschlusspressekonferenz. „Aber ich lasse die befähigten Behörden entscheiden.“

Ein Umdenken gab es nach Gesprächen mit Ligavertretern und Italiens Olympischem Komitee (CONI) offenbar im Fußballverband (FIGC), der sich noch am Vortag für harte Sanktionen ausgesprochen hatte. „Würden wir pausieren, würden wir uns den Gewalttätern ergeben“, erklärte Verbandspräsident Gabriele Gravina in der „Gazzetta dello Sport“. In einer Mitteilung verurteilte er „jede Form der physischen und verbalen Gewalt“.

Napoli-Trainer Carlo Ancelotti hatte am Mittwoch wegen der rassistischen Beleidigungen von Koulibaly, der später ausgeschlossen wurde, mehrfach vergeblich eine Unterbrechung des Spiels gefordert. Bei vielen seiner Kollegen stieß er damit auf Verständnis. „Der Fußball kann so viel leisten und es wäre ein Signal zu pausieren“, meinte etwa AS-Roma-Trainer Eusebio Di Francesco.

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