Kraetschmer: „Wir werden als Veranstalter bestraft, wenn die Polizei Zurückhaltung übt“

  • Markus Kraetschmer: „Wir werden als Veranstalter bestraft, wenn die Polizei Zurückhaltung übt“
  • Christian Ebenbauer: „Die Frage ist, ob die Politik den Weg der Ausnahmegenehmigung bei Pyrotechnik weiter mitgehen will“
  • Dr. Christian Flick: „Die Gefahr ist, dass viele optionierte Verträge unter Berücksichtigung des Falles Onisiwo ungültig sind“
  • Gernot Zirngast: „Die Ligareform hat keinen sportlichen Hintergrund“


Wien, 12.03.2017.
Zu Gast bei „Talk & Tore – Die Tipico Fußballdebatte“ waren am Sonntag Austria-Vorstandsvorsitzender Markus Kraetschmer, Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer, Sportrechtsexperte Dr. Christian Flick und der Vorsitzende der Vereinigung der Fußballer, Gernot Zirngast. Hier einige Aussagen des von Thomas Trukesitz moderierten Live-Talks.

Die ganze Sendung im VIDEO

 

Markus Kraetschmer:

ist über die Entwicklung am Spielerberatersektor nicht wirklich glücklich: Grundsätzlich stimmt es, dass die Berater überhand genommen haben. Bis vor einigen Jahren hat es doch eine recht strenge Lizenzierung gegeben und es konnte nicht jeder Berater sein. Im Moment haben wir einen Zustand, wo jeder um die Ecke Berater sein könnte, überspitzt formuliert. Es ist im Nachwuchsbereich ein Wahnsinn, wenn dann Sechzehnjährige mit ihrem Papa und zwei Beratern vor dir sitzen und dir die Welt erklären wollen.

über die kommende Ligenreform: Ich freue mich sehr auf diese neue Meisterschaft, klingt jetzt durchaus kompliziert, wird aber extrem spannend. Die oberste Liga wird von Beginn weg spannend. Wer kommt in die Meistergruppe, wer in die Qualifikationsgruppe? Im Frühjahr werden die Punkte halbiert, keiner zieht davon. Es gibt in jeder Runde einen Schlager. Das bringt uns letztendlich viele Zuschauer in die Stadien.

über Probleme rund um das vergangene Wiener Derby:

Das Entscheidende ist, dass wir in die Gespräche hineinbekommen, dass wir das aus den Stadien rausbekommen. Ich ärgere mich als Klub auch darüber und wir schauen uns das an und gehen den Instanzenweg, gehen in den Protest, weil wir uns fragen, was haben wir beim Derby als Veranstalter zu verantworten, was haben wir im Vorfeld gemacht? Aber wo sind wir davon abhängig, wie die Polizei reagiert? Es geht ja nicht nur um die Pyrotechnik, es hat auch einen Raufhandel gegeben. Nur haben wir gar keine Gewalt, auf die Polizei einzuwirken. Wir können einen Ordnerdienst postieren, den führt unser Klub. Aber wenn die Polizei sagt, wir üben Zurückhaltung und wenn dann was passiert, dann werden wir wieder dafür bestraft. das sind die Themen, mit denen wir uns als aktiver Klub auseinandersetzen müssen.

über Strafen wegen Pyrotechnik:

 

über die Zusammenarbeit mit den Fans:

 

Christian Ebenbauer:

ist gegen ein grundsätzliches Verbot von Pyrotechnik:

Ich halte es nicht für zielführend, weil Österreich neben Finnland als einziges Land in Europa, und hier auch nur die Bundesliga, ansonsten ist Pyrotechnik verboten, die Möglichkeit der Ausnahmegenehmigung erlaubt. Ich bin der Meinung, dass die Ausnahmegenehmigung richtig und gut ist. Man hat letzte Woche bei Rapid erstmalig im Allianzstadion eine genehmigte Pyrotechnik gesehen. Wenn die Sicherheitsvorkehrungen gegeben sind, dann ist das der richtige Weg. Die Frage ist, ob die Politik diesen Weg weiter mitgehen will.

hat mit dem ÖFB den geeigneten Spieltermin für das Cupfinale nach der Ligenreform gefunden:

Das wurde im besten Einvernehmen gelöst. Es wird das Play-off so stattfinden, dass der Cup vorher schon abgeschlossen ist. Das wird der Öfb zum rechten Zeitpunkt veröffentlichen.

über zukünftige Aufstiegsträume des FC Liefering: Dieses Restrisiko gibt es nicht, weil wir sowieso jedes Jahr den Aufstiegsverzicht bekommen. Auf der anderen Seite  geht es nach Paragraph acht der österreichischen Bundesligasatzungen um die Integrität des Bewerbes. Da müsste dann beurteilt werden, ob der beherrschende Einfluss von einem Konzern auf zwei Klubs gegeben ist.

über das Problem in den Regionalligen:

 

Dr. Christian Flick:

über die Entscheidungsgremien der Bundesliga: Aus meiner Sicht sind die Strafen sehr streng. Sie sollen auch abschrecken, aber diese Nichterforschung eines Verschuldens ist ein juristisches Problem, auch international. Ich glaube, dass die Möglichkeiten innerhalb der Bundeliga besser gelagert wären, wenn darüber Instituionen entscheiden würden, die nicht innerhalb der Bundesliga entscheiden, sondern externe Kräfte, weil ich dort mehr Unabhängigkeit erwarte.

über die Auswirkungen des Falles Onisiwo:

Der entscheidende Punkt ist, und das ist die entscheidung des obersten Gerichtshofes, wenn sich nicht gleichwertige Ansprüche gegenüberstehen, dann ist die Optionsziehung, wie im Fall Onisiwo, nichtig. Das heißt, die Vertragsverlängerung durch Optionsziehung ist ungültig. Der Vertrag endet durch Zeitablauf. Das war der Grund, warum Karim Onisiwo ablösefrei zu Mainz wechseln konnte. Gefährlich ist diese Story deswegen für die Vereine, weil der oberste Gerichtshof darüber befunden hat und damit wird ein Präjudiz geschaffen. Mattersburg hat nicht gesagt, nach dem Landesgericht Wien höre ich auf, sondern sie haben ihre Chance versucht zu nutzen und sind kläglich gescheitert. Jetzt entsteht das Gefahrenmoment daraus, dass heute viele optionierten Verträge unter Berücksichtigung des Falles Onisiwo ungültig sind. Damit ist auch die Planungssicherheit der Vereine gefährdet.

über die Ligenreform:

Ich persönlich glaube, dass die Hauptursache für diese Reform ein rein wirtschaflicher Aspekt war, weil die zweite Leistungsstufe aus derzeitiger Sicht unfinanzierbar scheint.

über die vielen Spielerberater:

Gernot Zirngast:

über Verträge mit Optionen:

Es ist wirklich eine schwierige Situation. Auf der einen Seite verstehen wir die Vereine, weil es auch deshalb Spieler gibt, die in jungen Jahren einen Profivertrag bekommen, weil es eine Option gibt und er sich ein Jahr beweisen kann. Auf der anderen Seite soll es aber auch nicht ausarten, wie es bei dem einen oder anderen Verein vorkommt, dass man es zu einem Geschäftsmodell macht. Ich gebe dem Spieler einen Einjahresvertrag und dann gleich mit dreijähriger Option drauf, das kann ich frank und frei sagen, wird von uns nicht akzeptiert, wird auch nicht halten und sollte im Prinzip nicht mehr vorkommen.

über die Ligenreform: Die Reform hat keinen sportlichen Hintergrund. Wir haben bereits 2009 in 23 Thesen versucht darzulegen, woran es krankt. Und die erste These war, dass Österreich keinen Platz für zwanzig Profiklubs hat.

über ein neues Nationalstadion:

Wiederholungstermine der aktuellen Sendung auf Sky Sport Austria HD:
Montag, 13. März, 16.30 Uhr