Peter Stöger über einen möglichen Monschein-Transfer: „Die Situation ist nicht so, dass wir einen Spieler verkaufen müssen“

  • Peter Stöger über die Trainer-Diskussion um Ilzer: „Ich würde meinen, dass es für ihn weit, weit schwerer gewesen wäre, wäre ich noch nicht im Amt“
  • Peter Stöger über Winter-Abgänge: „Wir werden hier niemanden aus der Kabine rausjagen – das ist nicht der Stil“
  • Peter Stöger über Winter-Zugänge: „Aktionismus wird es bei mir nicht geben“
  • Peter Stöger über den aktuellen Kader: „Die Mischung ist nicht optimal“
  • Peter Stöger über einen neuen Hauptsponsor: „Es wird gefühlt im Winter noch nicht so weit sein“
  • Michael Madl über Stöger: „Wenn ich mit ihm über Fußball rede, könnte ich stundenlang mit ihm sitzen und einfach nur zuhören und nicken“

Der Free-to-Air Montag auf Sky: Zu Gast bei „Talk & Tore Exklusiv“ war Austria-Sportvorstand Peter Stöger.

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(Sportvorstand ):
…über die Diskussionen um Trainer Christian Ilzer: „Ich würde meinen, dass es für ihn weit, weit schwerer gewesen wäre, wäre ich noch nicht im Amt und hätte nicht gesagt: Das (ein Rauswurf, Anm.) ist kein Thema. Ich glaube, man hätte ihn mehr in die Kritik genommen. Aber mit dem, dass ich da neu gekommen bin und man mir entweder die Kompetenz, das zu bewerten, zugetraut hat oder die Kraft im Verein zugetraut hat, wenn ich sage, momentan ist das jetzt überhaupt kein Thema und das ist die letzte Diskussion, die wir haben, dass das damit auch zu den Akten gelegt worden ist. Das war möglicherweise meine größte Leistung bislang bei Austria Wien (lacht).“

…über die Fans: „Wofür ich am Ende stehen möchte, was die Austria betrifft, ist, dass der Verein für alle sein soll. Das heißt, für Wirtschaftsleute, die unsere Logen und Business-Seats kaufen. Natürlich für unsere Abonnenten, die ganz wichtig sind. Wir sollten aber auch für Familien da sein. Wir sollten am Ende auch gegnerischen Zuschauern das Gefühl geben, dass sie sicher sind in unserem Stadion. Und natürlich gehören die Ultras-Gruppierungen auch dazu. Aber das muss schon ein miteinander sein und das ist das, was ich am Ende auch hoffe, dass wir das hinkriegen. (…) Momentan ist es schwierig, das ist klar. Die Situation ist auch verzwickt.“

…über die finanzielle Situation: „Es ist ernst und relativ eng. Das bedeutet, dass wir, wenn wir eine Möglichkeit haben wollen, dass wir richtig investieren können, schauen müssen, (…) dass wir entweder neue Geldquellen aufmachen (…) oder es müsste sich im Kader etwas verändern, damit wir wieder Kohle reinbekommen. (…) Ich bin ja auch in meinem Heimatbezirk in Favoriten unterwegs und an jeder Ecke fragen sie mich: ,Und im Winter, was holst du alles, damit wir besser sind und was passiert im Sommer?‘ Es ist halt schwer zu verstehen und deswegen versuchen wir auch zu kommunizieren, dass es in dem Bereich ganz einfach auch eng ist.“

…über eine mögliche Absage des Winter-Trainingslagers: „Wir sind das Budget durchgegangen und haben ganz einfach ein paar Sachen vorweg mal gecuttet und aus dem Budget herausgenommen. Da ist das Trainingslager beider Profimannschaften dabei. Da ist auch die große Weihnachtsfeier dabei. Wenn man es summiert, dann kommt am Ende des Tages ein ordentlicher Patzen Geld heraus. (…) Das heißt nicht, dass wir nicht schauen, ob wir flexible Lösungen für ein Trainingslager finden können. Aber, dass wir suchen und das bestmögliche Trainingslager um die teuerste Kohle nehmen, das spielt‘s in dieser Saison auf jeden Fall nicht.“

…auf die Frage, ob Mitarbeiter abgebaut werden müssten: „Nein, das würde ich jetzt so nicht sagen. Es geht eher mal darum, die Effizienz zu steigern und dann werden wir am Ende des Tages schauen, wie wir unser Haus aufstellen wollen.“

…über einen möglichen neuen Hauptsponsor im Winter: „Momentan ist es noch nicht so, dass wir fündig geworden sind. Aber das ist zum Beispiel eine Geschichte, bei der wir versuchen, etwas zu lukrieren. Der Hauptsponsor ist ein Thema, es wird aber gefühlt im Winter noch nicht so weit sein.“

…über mögliche Kooperationen: „Ich habe gemerkt, dass es vor allem am deutschen Markt Interesse gibt, Kooperationen und Partnerschaften einzugehen, vielleicht auch Zusammenschlüsse zu finden, was den Sport betrifft und Spieler hier zu parken. (…) Diese Kooperationsmöglichkeiten könnten auf der einen Seite natürlich im sportlichen Bereich sein – daran arbeiten wir permanent –, es könnte aber auch wirtschaftlich sportlich interessant sein etwas zusammenzuschließen.“

…über den aktuellen Kader: „Ich glaube, dass der Kader vielleicht nicht ganz ausgewogen ist und vielleicht nicht so ist, wie ich es mir gerne vorstellen würde. Und an dem werden wir auch in den nächsten Transferperioden arbeiten. Das bedeutet: Zu wenige junge Spieler, die hier Karriere machen wollen, die Qualität haben, das auch durchziehen zu können oder hier vielleicht den nächsten Schritt machen zu wollen. (…) Und dann ein paar Jungs, die den Laden am Laufen halten, die das Geschäft kennen, die wissen mit positiven Situationen umzugehen und auch wissen, was es heißt, eine schwierige Phase durchzustehen. Und ich glaube, wir haben relativ viele Spieler dabei, die jetzt so im gefühlt besten Fußballeralter sind oder vielleicht ein bisschen darüber. Und das ist die Gruppe, die ich da eigentlich nicht haben möchte. (…) Die Charakterstudie der Mannschaft würde mir trotzdem sagen, dass das alles Jungs sind, die vollkommen in Ordnung sind. Aber die Mischung ist nicht optimal.“

…über mögliche Abgänge im Winter: „Wir laufen jetzt nicht durch die Kabine und geben Briefe aus, dass sie zu uns ins Büro kommen sollen, weil wir was besprechen wollen. (…) Im Normalfall ist es auch so, dass auch Spieler selbst auf uns zukommen und sagen, sie hätten gerne mehr Spielzeit und wenn eine ähnliche Situation ist, dann werden sie sich selbst umschauen. Auf der anderen Seite muss man sagen: Wir werden hier niemanden aus der Kabine rausjagen – das ist nicht der Stil. Wer Austria Wien kennt – das war immer so und wird auch in Zukunft so sein –, der weiß, es werden alle Verträge, die wir haben, eingehalten. Und wir versuchen mit einer schwierigen Situation so normal wie möglich umzugehen.“

…über mögliche Zugänge im Winter: „Es geht definitiv um die Entwicklung. Wir werden nichts machen, nur weil wir glauben, wir müssen irgendetwas rausschießen, weil wir dann weiß nicht wie viele Punkte hinten sind und denken, wir müssen in diesen vier Runden unter die Sechs kommen. Wir machen, was auf Sicht in dieser Vision, die wir haben, passend ist. Und wenn das im Winter passiert, dann werden wir das umsetzen (…) und wenn das nicht ist, dann werden wir nichts machen. (…) Aktionismus ist etwas, was gar nicht ist, und das wird es bei mir nicht geben.“

…über einen möglichen Abgang von Christoph Monschein: „Es gibt lose Anfragen und es gibt auch Informationen, dass er immer wieder beobachtet wird. Aber es ist kein Angebot am Tisch. (…) Bei einem Transfer müsste schon er auf mich aktiv zugehen. Die Situation ist nicht so, dass wir einen Spieler verkaufen müssen. (…) Wenn er sagt, er bleibt, dann bin ich super happy mit der Situation und dann bin ich froh, dass ich einen Torjäger habe. Und wenn er sagt, er sieht seine Möglichkeit woanders und er möchte das gerne machen, dann muss man das durchdiskutieren. Aber ich gehe nicht aktiv auf ihn zu und sage: ,Du, wir begeben uns durch halb Europa und schauen, dass wir dich anbringen.‘ Davon sind wir weit entfernt.“

…auf die Frage, ob er demnächst Austria-Trainer sein könnte: „Das gibt es nicht. Da wird sich auch nichts ändern.“

…über die Tatsache, dass vor allem Markus Kraetschmer und Ralf Muhr zur Zielscheibe wurden: „Ich bin kein Freund von Bauernopfern. Das hat mir dann oft auch den Anschein. Es gibt gewisse Dinge, die kann man verstehen oder eben nicht verstehen. Es werden Legenden gefordert. Ich habe zur Kenntnis genommen, dass ich offensichtlich keine bin (lacht). Ist eben so. Also ich arbeite mit den Leuten gut zusammen.“

…über eine möglicherweise einfachere Qualifikation für den Europacup über die Qualifikationsgruppe: „Das ist nicht unser Ansatz. Das wollen wir schon, wenn es irgendwie geht, anders erreichen.“

…über die Notwendigkeit des sportlichen Erfolgs: „Wir versuchen jetzt das Haus nicht zu sanieren, aber es effizienter zu machen. Und da schauen wir natürlich in alle Bereiche hinein, weil es klar ist, dass wir Ressourcen frei machen müssen, was den Sport betrifft. (…) Jetzt geht’s mal darum, den Sport so aufzustellen, dass die Leute zufrieden sind, dass wir das Stadion wieder voll kriegen, weil deswegen haben wir es gebaut. Wenn wir in dem Bereich unterwegs bleiben, in dem wir jetzt sind, dann hätten wir das Stadion gar nicht bauen müssen, dann wäre das Korsett möglicherweise gar nicht so eng. Also da dreht sich das Ganze im Kreis.“

…über die Erwartungshaltung bei der Austria: „Wir haben in den letzten 30 Jahren gerade einmal sechs Titel geholt. Und da sind `91, `92 und `93 dabei, wo ich als Spieler dabei war. Also das ist keine Erfolgsstory. Das heißt, es ist vieles über einen längeren Zeitraum nicht so gewesen, dass es optimal läuft. Und das, was wir wollen, ist, wieder eine Serie hinzulegen. Nicht, dass wir wieder dreimal hintereinander Meister werden, aber dass wir ins internationale Geschäft kommen. Und das ist keine Selbstverständlichkeit. Und ich glaube, die Erwartungshaltung da oder dort ist etwas schwierig einzuordnen und wir versuchen, das in eine realistische Richtung zu lenken.“

…über die aktuelle Lage bei seinem Ex-Verein Köln: „Ich hoffe, dass in Köln wieder ein bisschen Ruhe einkehrt. Es ist in den letzten Jahren ähnlich, wie es vor meiner Zeit war. Dass relativ viele Menschen versuchen durften bzw. mussten, in Köln Ruhe reinzubringen und Erfolg zu haben. Mir war das zu dem Zeitpunkt möglicherweise gar nicht so bewusst, dass wir da gefühlt so fast ein Alleinstellungsmerkmal hatten und wirklich die längste Zeit am Stück arbeiten durften.“

(Spieler ) in einem Video-Zuspieler:
…über Peter Stöger: „Wenn ich mit ihm über Fußball rede, könnte ich stundenlang mit ihm sitzen und einfach nur zuhören und nicken, weil er einfach immer die richtigen Worte trifft – sei es menschlich oder fachlich. Also von dem her umgibt ihm vielleicht eine besondere Aura.“