Jürgen Melzer ab sofort mit schwedischem Coach Rosengren

(APA) Jürgen Melzer will es auch knapp zwei Monate vor seinem 36. Geburtstag noch wissen. Der Niederösterreicher hat sich zuletzt mit Challenger-Turniersiegen in Budapest und Wroclaw wieder auf Platz 156 vorgearbeitet und sein Ranking seit Jahresbeginn fast halbiert. In nächster Zeit steht ein privates Highlight an: Er und seine Frau, Ex-Schwimmerin Fabienne Melzer-Nadarajah, erwarten ihr erstes Kind.

„Mir geht es gut, ich spiele wieder sehr gut Tennis und habe meinen Körper wieder sehr gut unter Kontrolle. Ich habe vor allem bei den zwei Turnieren wirklich ein super Niveau gespielt und genau das gemacht, was man machen muss, um solch einen Challenger dann auch zu gewinnen“, berichtete Melzer am Dienstag im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur.

Neuigkeiten gibt es auch aus seinem persönlichen Betreuerfeld: Sein niederländischer Langzeit-Coach Jan Velthuis, den Melzer als einen „zweiten Vater“ bezeichnet hatte, nahm ein Angebot des Deutschen Tennisbunds (DTB) an. „Es gibt einen Nachfolger, und der heißt Fredrik Rosengren, ein Schwede, eigentlich ein richtiger Kapazunder“, verriet Melzer. „Er hat (Jonas) Björkman von unten nach oben gebracht, dann Magnus Norman zur zwei der Welt gemacht und Joachim Johansson, Mario Ancic und Robin Söderling betreut. Das waren alles Top-Ten-Spieler.“

Der Ansatz, sich noch einmal einen so erfahrenen, international bekannten Coach zu holen, lässt auch auf Melzers Ambitionen schließen. „Es ist noch einmal ein Investment, das kostet auch Geld, aber das war es mir wert. Ich habe noch so viel Spaß am Tennis und eigentlich noch so ein gutes Niveau, dass ich sage okay, das ziehe ich noch einmal durch“, sagte Melzer, der ehemalige Weltranglisten-Achte und French-Open-Halbfinalist von 2010. „Ich möchte es halt noch einmal voll machen, und das habe ich auch mit der Familie durchgesprochen. Wenn ich das noch einmal mache, dann mache ich es gescheit.“

Einen Zeithorizont hat er weder für den Neo-Coach noch für sich selbst festgelegt: „Solange ich was gewinne und sage es macht Sinn.“

Aktuell hat Melzer eine Auszeit vom Turniergeschehen genommen, sein Leben ist aber aus anderen Gründen gerade besonders spannend. „Wir erwarten ja ein Kind, das in den nächsten Tagen hoffentlich da ist. Wenn es rechtzeitig kommt, dann fliege ich zum Davis Cup, wenn nicht rechtzeitig, dann werde ich den Davis Cup auslassen“, sagte der fünffache Turniersieger, der aktuell drittbester ÖTV-Spieler im Ranking ist.

Er und sein Bruder Gerald sowie Alexander Peya und Julian Knowle sind für den Davis Cup in Minsk vom 7. bis 9. April nominiert. Allerdings macht Jürgen Melzer sein Antreten von der (rechtzeitigen) Geburt seines Kindes, dessen Geschlecht er auf Wunsch seiner Frau erst später bekanntgeben möchte, abhängig. „Das ist mein erstes Kind, ich möchte mich nicht zwei Tage nach der Geburt verabschieden, das habe ich auch allen Beteiligten mitgeteilt“, stelle Melzer klar.

Sollte er antreten können, dann sieht er auch in Abwesenheit von Dominic Thiem in Minsk gute Chancen. „Wenn ich spielen kann und mit dem Gerald, dem Julian und dem Alex, glaube ich schon, dass wir dort gewinnen werden. Man muss das immer erst einfahren, aber ich habe ein gutes Gefühl.“

Eine zusätzliche Inspiration ist für Jürgen Melzer natürlich auch der neuerliche Exploit von Roger Federer, der ja nur knapp elf Wochen jünger ist als Melzer. „Age is just a number. Und das ist jetzt nicht nur ein depperter Spruch, sondern wenn der Körper mitspielt, warum nicht“, betonte Melzer. Man habe wesentlich mehr Erfahrung als die Jungen und erspare sich dumme Fehler, die man als Junger eben macht. „Und du weißt, wie du trainieren musst. Das sind alles Sachen, wo du schon ein bisserl was voraus hast.“ Bei seiner Rückkehr als frisch gebackener Vater möchte das Melzer noch einige Zeit auch selbst beweisen.