Thiem fühlt sich nach guter Vorbereitung bereit für US Open

New York (APA) – Auch ein Samstag vor einem Grand-Slam-Turnier kann zum harten Arbeitstag für einen Tennisspieler werden. Dominic Thiem, der beim letzten Major des Jahres in New York als Nummer 8 gesetzt ist, absolvierte bei den US Open gleich mehrere Trainingseinheiten. Und fühlt sich bereit für sein zwölftes Event dieser Kategorie.

Der noch 22-jährige Niederösterreicher testete nach einem Training mit dem Bulgaren Grigor Dimitrow am Nachmittag in einer zweistündigen Einheit mit dem US-Amerikaner Sam Querrey auch den brandneuen Grandstand, das 8.125 Zuschauer fassende drittgrößte Stadion in Flushing Meadows.

Thiem, der ja kein Hehl daraus macht, dass das letzte Grand-Slam-Turnier des Jahres sein Lieblings-Major ist, zeigte sich einmal mehr beeindruckt. „Unglaublich. New York ist generell immer wieder ein Wow-Effekt, wenn man da herkommt. Ich bin jetzt zum fünften oder sechsten Mal da, ich glaube, das hört nie auf“, konstatierte Thiem im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. „Sei es die Stadt oder sei es die Anlage, es ist immer unfassbar.“ Die neuesten Entwicklungen in Flushing Meadows gefallen ihm. „Das Dach ist ein Wahnsinn und auch der neue Grandstand. Die investieren das Geld, das sie verdienen, auch sehr intelligent.“

In Österreich sei so etwas einfach nicht möglich. Das sei eben der Vorteil jener vier Grand-Slam-Veranstalterländer, die viel Geld verdienen.

Nach den Rückschlägen ab Wimbledon blickt Thiem nun auch persönlich wieder zuversichtlich nach vorne. „Die ganze Geschichte nach Wimbledon ist abgehakt. Im Nachhinein sieht man das natürlich auch anders. Es war irgendwie klar, dass ein Einbruch kommt, wenn man die ganze Saison mit Vollgas durchspielt“, erklärte Thiem, der dies vor Kitzbühel nicht hatte wahrhaben wollen. Einen Rückschlag sieht er aber nicht. „Ich habe jetzt ein bisserl Zeit verloren, aber es war nicht wirklich schlimm.“

In Cincinnati, das für ihn vom sehr schnellen Belag, aber auch von den gesamten Umständen her „eines der schlimmsten Turniere für mich im Jahr ist“, hat er mit Glück das Viertelfinale erreicht.

Danach schlug er sich auf Long Island für die US Open ein. „Ich habe jetzt letzte Woche sehr gut trainiert mit dem Günter (Bresnik, Anm.) und dem Sascha (Alexander Zverev), und hatte auch hier schon sehr gute Einheiten.“ Am Sonntag wollte er noch einmal ein härteres Training absolvieren, dann am Montag locker eine Stunde schlagen. „Ich fühle mich jetzt schon ziemlich bereit.“

Mit der Auslosung ist er freilich nicht unzufrieden, zumal ihm das „Horrorlos“ Juan Martin Del Potro, der ungesetzte Olympia-Silbermedaillengewinner, nicht beschieden war. „Natürlich hatte davor jeder Angst“, meinte Thiem lachend. Dennoch habe man als Gesetzter schon größere Vorteile. „Bis auf spezielle Fälle wie den Del Potro kann jetzt nicht so viel Schlimmes passieren.“

Vor seinem Erstrunden-Gegner am Dienstag, dem Australier John Millman, hat er trotz eines 7:5,6:1-Erfolgs vor knapp zwei Wochen Respekt. „Er ist in guter Form, hat diese Woche Semifinale gespielt und auch das Match in Cincinnati war alles andere als einfach.“ Millman hat diese Woche im Viertelfinale von Winston-Salem überraschend auch den topgesetzten Franzosen Richard Gasquet ausgeschaltet.

Doch die Grand-Slam-Bühne ist eine ganz andere. „Ich finde bei Grand Slams ist es ein spezieller Fall wegen den drei Gewinnsätzen, da geht man überhaupt schon anders in ein Match.“ Abgesehen von Wimbledon, wo er eben angeschlagen war, ist dies für Thiem sozusagen das erste Major, bei dem er seine Lorbeeren vom French-Open-Halbfinale samt Top-8-Setzung auskosten kann. „Es hängt natürlich viel von den ersten Runden ab. Aber ich will gar nicht weiter schauen, sonst kann das auch ganz schnell in die Hose gehen.“

Viel wichtiger ist ihm seine körperliche Verfassung. „Ich bin in erster Linie froh, dass ich mich wieder gut fühle, dass ich wieder gut spiele. Vor eineinhalb zwei Woche wäre ich nicht so guter Dinge ins Turnier gegangen, aber jetzt passt wieder alles“, erklärte der siebenfache ATP-Turniersieger. „Ich fühle mich sehr gut am Platz, ich bewege mich gut, ich habe den Ball gut am Schläger – von dem her freue ich mich sehr aufs Turnier.“

Die Tatsache, dass er mit Querrey – einem möglichen Drittrunden-Gegner auf dem erhofften Weg in die zweite Turnierwoche – trainiert hat, war Zufall. „Das war schon davor ausgemacht. „Es ist nicht sehr schön, gegen den zu spielen, der fühlt sich auch extrem wohl hier in New York. Wir wären trotzdem beide sehr froh, wenn wir uns in der dritten Runde sehen würden.“

Bewusst ist ihm auch: Kommt er in New York weit, dann rückt auch der Traum vom Masters näher. „Ich war im Februar nach Acapulco Dritter im Race, da habe ich gesagt, es ist ja noch Februar, aber jetzt haben wir schon fast September und ich bin noch immer Nummer fünf, das ist schon echt unglaublich für mich.“ Zudem sei das Masters vor zwei Jahren oder auch im Vorjahr noch weit entfernt gewesen. „Es wäre ein Riesenbonus, aber wenn nicht, ist es auch kein Malheur.“

Beobachtet hat Thiem auch die Olympischen Spiele, freilich auch Tennis. „Für Monica Puig habe ich mich sehr gefreut, das war eine tolle Geschichte“, erklärte Thiem. Ob er selbst Gusto auf Olympia bekommen hat? „Auf jeden Fall. Ich werde sicher Olympia spielen in meinem Leben, hundertprozentig: Ob es jetzt eine, zwei oder drei sind, weiß ich noch nicht.“ Dieses Jahr habe es einfach nicht in den Turnierplan gepasst. „Und im Nachhinein – wie ich beieinander war zu der Zeit – , da wäre dort niemand mit mir glücklich gewesen und ich auch nicht.“

Beitragsbild: GEPA