Thiem vor ATP-Finals: „Sicher ein Vorteil, dass ich nicht zum ersten Mal dabei bin“

London/Wien (APA) – Zum zweiten Mal in Folge hat Dominic Thiem den Sprung zu den mit 8 Mio. Dollar dotierten ATP Finals in London (ab Sonntag täglich live und exklusiv auf Sky Sport HD) geschafft. Die Teilnahme am Showdown der besten acht Spieler des Jahres ist keine Selbstverständlichkeit. Das sieht man auch beim Blick auf das Vorjahresfeld: Nur Thiem und Marin Cilic waren auch 2016 am Start. Nach einem Jahr Pause sind die Topstars Roger Federer und Rafael Nadal dabei.

Letztere sind auch die Favoriten auf den Titel, wobei Federer für Thiem-Coach Günter Bresnik die Nase vorne hat. „Favorit ist haushoch Federer, weil der in der Halle richtig gut ist“, weiß der 56-jährige Niederösterreicher. Zudem ist der 19-fache Major-Sieger aus der Schweiz nicht nur Rekordsieger beim Saisonabschluss-Turnier der ATP (6 Titel/zuletzt 2011), sondern auch der einzige Spieler im Feld, der das „Masters“ schon gewonnen hat. Selbst dem Weltranglisten-Ersten Nadal fehlt dieser Titel noch in seiner 75 Siegestrophäen umfassenden Sammlung.

Nadal ist aber natürlich in der Gruppe „Pete Sampras“ gegen Dominic Thiem (ATP-4.), Grigor Dimitrow (BUL/6.) und David Goffin (BEL/8.) der klare Favorit. Allerdings steht hinter der vollen Leistungsfähigkeit des 31-jährigen Spaniers ein Fragezeichen. Der zehnfache French-Open-Sieger musste sich zuletzt in Paris vor dem Viertelfinale wegen starker Schmerzen im rechten Knie aus dem Turnier zurückziehen. „Wenn nichts passiert, dann werde ich spielen. Ich habe alles getan, um für London fit zu werden“, sagte Nadal in der britischen Metropole.

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Für Österreichs Topstar gilt es, sich doch deutlich zu steigern. Thiem ist auch im Vorjahr nach mageren Ergebnissen der Asien-Tour sowie danach in Wien und Paris nach London gereist, zeigte sich dann aber bei seiner Premiere um Klassen besser. Ein Satzgewinn gegen Novak Djokovic, ein Sieg über Gael Monfils und immerhin noch eine Halbfinal-Chance im letzten Gruppenmatch gegen Milos Raonic (6:7,3:6) waren die Ausbeute. Und für jeden Sieg innerhalb der Round Robin gibt es 200 ATP-Zähler, also zahlt sich der Kampf in jedem Match nicht nur aus Prestige- und Preisgeld-Gründen (191.000 Dollar pro Round-Robin-Einzelsieg) aus.

Neben den Routiniers Federer, der überhaupt schon zum 15. Mal bei den ATP Finals dabei ist, und Nadal (8. Mal) hat Thiem gegenüber seinem ersten Gegner am Montag (nicht vor 15.00 Uhr MEZ), Dimitrow, dem deutschen Weltranglisten-Dritten Alexander Zverev und dem US-Amerikaner Jack Sock einen Vorteil: Er kennt den Ablauf beim imposanten Event in der tollen O2-Arena schon. Auch Thiems weiterer Gruppengegner Goffin ist erstmals als Fixstarter dabei, im Vorjahr durfte der Belgier nur als Ersatzspieler ein Match bestreiten.

„Sicher, das war etwas ganz Neues letztes Jahr. Man hat sehr viele Gedanken im Kopf, und es ist sicher ein Vorteil, dass ich nicht zum ersten Mal dabei bin“, erklärte Thiem im Vorfeld. Er kennt die Halle, die sich mit 17.500 Fans jeden Tag prall gefüllt zeigt, die großartige Atmosphäre und das Gefühl des Round-Robin-Modus. Der große Unterschied zu allen anderen Turnieren: Man muss von Beginn weg auf Top-Level spielen und Niederlagen sofort wegstecken. Im Extremfall kann man mit sogar nur einem Round-Robin-Sieg ins Halbfinale aufsteigen.

Thiem-Coach Bresnik ist wie immer vorsichtig, traut seinem Schützling aber auch alles zu, wenn Form und Fitness stimmen. Auch weil der mittlerweile Weltranglisten-Vierte sich bei Großturnieren immer zu steigern vermag. „Dominic war heuer bei allen Grand-Slam-Turnieren im Achtelfinale oder besser, dann hat er bei den Masters-1000 und gegen große Spieler gut gespielt“, sagte Bresnik zur APA – Austria Presse Agentur.

Nach den vorerst ausgeräumten Problemen mit wunden Stellen an den Zehen, dem Boost des bisher besten Rankings seiner Karriere und zuletzt starken Trainingsleistungen steht einem Aufwärtstrend auf großer Bühne nichts entgegen. Das erstmalige Überstehen der Gruppenphase ist dennoch ein hohes Ziel. „Das wäre super. Aber ich glaube, dass ich im Match (zuletzt) zu schwach gespielt habe, dass ich mir da ein Halbfinale vornehmen kann. Wenn es passiert, wäre es wunderschön. Wenn nicht, dann hoffe ich, dass ich wieder bessere Leistungen bringe“, sagte Thiem.

Die Gegner in der Gruppe „Pete Sampras“ sind freilich dem Anlass entsprechend große Kaliber. „Goffin hat eine lange Pause gehabt heuer und ist ausgerastet. Dimitrow hat am Jahresanfang und Jahresende extrem gut gespielt und ist ein Hartplatzspezialist. Von Nadal brauchen wir nichts reden, der ist so und so Nummer eins, ganz egal, was bei dem Turnier passiert. Er hat noch nie das Masters gewonnen, und das will er unbedingt gewinnen“, meinte Bresnik zum Trio in Thiems Pool.

Waren im Vorjahr Federer und Nadal die großen Abwesenden, die 2017 in beiden Fällen nicht für möglich gehaltene Comebacks gefeiert haben, fehlen in diesem Jahr gleich drei Topstars. Titelverteidiger Andy Murray, Novak Djokovic und Stan Wawrinka hoffen für 2018 mit langen Auszeiten nach Verletzungen auf einen ähnlichen Effekt.

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