Zeichen für Muster als Thiem-Berater stehen gut

(APA) – Neben Boris Becker für Deutschland und Marat Safin für Russland ist am Donnerstag im Rahmen der ATP Finals in London auch Thomas Muster als Kapitän Österreichs für den neu geschaffenen ATP Cup präsentiert worden. Der 52-jährige Steirer äußerte sich dann im Gespräch mit österreichischen Medien über im Hintergrund recht gut laufende Gespräche als möglicher Berater Thiems. Fixiert ist noch nichts.

Sie sind jetzt wieder in einer Funktion ins Tennis zurückgekehrt: Macht das Gusto, im Tennis wieder mehr zu machen?

Thomas Muster: „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Ich mache im Hintergrund natürlich einige Dinge. Nico (Massu, Thiem-Coach) macht seinen Job, es hat jeder in diesem Team seine Aufgabenrolle, die verteilt ist. Über den Rest hat man diskutiert, das ist richtig, aber es geht natürlich nicht über 30 Wochen. Das wird es bei mir nicht spielen. Die Rolle, die ich vielleicht übernehmen kann, die haben wir eigentlich noch nicht so wirklich fixiert. Wenn es überhaupt so ist, das ist noch immer spekulativ.“

Was sagen Sie zum bisherigen London-Auftritt von Thiem?

Muster: „Die Leistung war dementsprechend gut. Aber auch völlig egal, ob er gegen Djokovic verloren hätte oder nicht. Er hat es Gott sei Dank gewonnen, aber es geht um die Art und Weise wie er Tennis gespielt hat. Das ist für mich viel wichtiger, als jetzt das eine oder andere Match zu gewinnen. Das ist oft Tagesverfassung, manchmal auch ein bisserl Glück auch. Es geht um die Entwicklung seines Spiels und diese Richtung zeigt nach Norden, das ist positiv. Es kann nur ein Ziel geben: Grand Slams zu gewinnen, 1000er zu gewinnen, Nummer 1 zu werden. In seiner Position, in seinem Alter, mit diesem Zeitfenster, das gegeben ist, ist das realistisch. An dem muss man arbeiten. Das kann nur das Ziel sein.“

Wie konkret sind die Pläne über eine Zusammenarbeit mit Thiem?

Muster: „Es gibt keine Zusammenarbeit. Den ATP Cup haben wir fixiert und wir haben noch immer Gespräche, die hinter den Bühnen ablaufen. Es gibt weder von der einen noch von der anderen Seite ein Ja, noch ein Nein. Es geht darum, einmal zu definieren, welche Rolle ich spielen könnte und wie viel Wochen es sein könnten. Es gibt einfach nur Gespräche wie sinnvoll ist es und in welcher Form.. Nicht mehr und nicht weniger.“

Mit dem Halbfinaleinzug beim „Masters“ hat Thiem Sie überflügelt. Das wird Sie aber wohl eher freuen, oder?

Muster: „Ich bin kein Mensch, der den Anspruch erhebt, sein Leben lang der beste Tennisspieler Österreichs gewesen zu sein. Das liegt mir fern, Neid ist für mich eine Krankheit. Ich hatte viele Angebote in den letzten Jahren, mit Spielern etwas zu machen. Das einzige Interesse, wenn ich eines hätte, wäre, es mit dem Dominic zu machen, weil er Österreicher ist und weil ich sehe, dass er das Potenzial hat, viel besser zu werden als ich. Deswegen gibt es beidseitige Interessen, die müssen aber auch abgestimmt sein und ausdiskutiert werden.“ Muster lässt zudem wissen: „Das Wort Supercoach hasse ich sowieso.“

Kann Thiem die „big three“ (Federer, Nadal, Djokovic, Anm.) bald endgültig knacken?

Muster: „Meiner Meinung nach ist da leistungsmäßig kein Unterschied. Es liegen natürlich sehr viele Grand-Slam-Titel dazwischen, das ist richtig. Aber wenn wir vom heutigen Stand ausgehen, gibt es spielerisch von der Qualität her wenig Unterschiede. Es geht ja nur darum, die Leistung, die er immer wieder abruft, das Jahr hin zu erbringen.“

Eine eventuelle Hilfe von außen wird wohl kaum so aussehen, dass Sie Thiem nun sagen, wie er sich ans Netz annähern soll?

Muster: „Das ist nicht der Punkt. Es gibt technische Dinge, es gibt Positionen am Platz, es gibt mentale Dinge – an jeder Schraube kann man drehen. Das Wichtige ist: an welcher Schraube dreht man wann und wo? Natürlich die Situationen zu erkennen, das muss man sich auch erarbeiten und ausprobieren.“

Und es geht wohl nicht nur um Hilfe in Roland Garros?

Muster: „Es geht um eine allgemeine übergeordnete Geschichte, die man diskutiert. Da gibt es ganz viele Bereiche. Das ist manchmal auch viel Erfahrung oder Gefühl, das man eigentlich nur hat, wenn man es selber erlebt hat. Deswegen gibt es auch viele Spieler, die halt auf Grand-Slam-Sieger zurückgreifen, die genau diese paar Dinge auch erkennen. Ich bin nicht der Einzige, der das kann. Das muss nicht ich sein. Aber es hat jetzt im zwischenmenschlichen Bereich und auch in den letzten Wochen ganz gut funktioniert. Es hat mit Dominic keine wirklichen Gespräche gegeben, sondern mit Wolfgang (Thiem). Ich bin nicht der Mensch, der mit jedem im Team alles besprechen muss. Da geht es um ganz klare Aufgabenverteilungen, wer was macht.“

 Was halten Sie vom zweiten Einzelspieler beim ATP Cup, Dennis Novak?

Muster: „Der hat Potenzial, ist im gleichen Alter wie Dominic. Der kann richtig gut Tennis spielen. Auch da, wenn du in dorthin bringen kannst, haben wir sicher noch einen Top-100-Spieler im nächsten Jahr.“

War die Entscheidung Thiems, sich dieses Jahr mit Trainer und Manager neu aufzustellen, gerade richtig?

Muster: „Man darf nicht wegdiskutieren, dass Günter Bresnik einen sehr großen Anteil an dem hat, was wir heute von Dominic Thiem sehen. Aber natürlich gibt es dann halt Momente, wo man sich nach so einer langen Partnerschaft.. nicht auseinanderlebt, aber.. Dominic ist ein Typ, der nach mehr strebt. Vielleicht hat er gesehen, mein Potenzial kann ich besser ausschöpfen, wenn ich mich anderer Instrumente bediene. Dann war das in dem Abschnitt für ihn goldrichtig. Man hat Verbesserungen gesehen, aber man darf deswegen nicht unfair (gegenüber Bresnik) sein.“

Artikelbild: GEPA