„Trainieren nur im letzten Drittel“: Stranzl kritisiert Defensiv-Ausbildung
Der langjährige ÖFB-Teamverteidiger Martin Stranzl spricht in der neuen Folge von „DAB | Der Audiobeweis“ über die defensiven Probleme von Österreichs Nationalteam bei der 0:1-Niederlage in Rumänien sowie über den vernachlässigten Fokus auf defensive Trainings.
Der ehemalige Führungsspieler vermisst das bewusste Trainieren defensiver Zuordnungen: „Ich sehe es wieder aus meiner Verteidigungssicht und das kritisiere ich schon seit Jahren: Wenn man die Trainerausbildung sieht: Wir trainieren ja immer nur im letzten Drittel, wie wollen wir Tore erzielen, wollen wir hoch anlaufen, wie wollen wir da in die Balleroberung, was machen wir nach der Balleroberung. Aber ich habe in keiner Ausbildung gehabt: Ok, wie wollen wir die Box verteidigen? Wie wollen wir Flankensituationen, wie Überzahl-Unterzahl-Situationen verteidigen?“
DAB | Der Audiobeweis #265 mit Martin Stranzl
Stattdessen liege der Fokus zu sehr auf offensive Szenarien: „Das sieht man in der österreichischen Bundesliga, auch in der deutschen, und im Nationalteam war das ein Paradebeispiel. Wenn man genau hinschaut, sind am Flügel drei Spieler gegen zwei rumänische Spieler. Und wenn ich diese Gier habe, wie vorne draufzugehen, wieso habe ich die nicht hinten?“
„Dann habe ich ein Problem“: Stranzl vermisst Manndeckung
Auch den fehlenden Fokus auf Manndeckung sowie Zweikämpfe kritisiert der Ex-Bundesliga-Verteidiger: „Im Strafraum gibt es keine, unter Anführungszeichen, Raumdeckung, sondern da habe ich mich am Mann zu orientieren, da muss ich am Mann dran sein, da stelle ich den Körper rein. Und wenn ich dann das Duell in der Luft verliere, mache ich keinem Spieler der Welt einen Vorwurf, weil er da ist. Aber, wenn ich halt nur im Raum stehe und reagiere, auf den Ball, der kommt, dann habe ich ein Problem.“
ÖFB-Pleite in Rumänien für Stranzl „nicht so überraschend“
Aus diesem fehlenden Verständnis würden Fehler wie Österreichs Last-Minute-Gegentor gegen Rumänien entstehen: „Drei Spieler decken, in Anführungszeichen, den Raum, und hinten ist halt keine Zuordnung. Das ist halt das, worauf ich schaue. Und da ist halt die Frage: Trainiert man es oder trainiert man es nicht? Das spiegelt sich für mich in den letzten Jahren wieder, weil wenn ich mir die Spiele ansehe, ist es sehr auffällig.“
Pacult über ÖFB-Team: „Mir fehlen die Stürmer!“
Während Stranzl defensive Versäumnisse ortet, mangelt es Neo-WAC-Coach Peter Pacult an klassischen Stürmertypen: „Mir fehlen die Stürmer. Bei uns sterben die Stürmer aus. Wir haben in Österreich momentan keine Stürmer. Ich weiß nicht, was da war in der Jugendarbeit, dass sich das in den letzten 20 Jahren so entwickelt hat, dass da an Stürmerpositionen gar nichts nachkommt.“
(Red.)
Beitragsbild: GEPA.
