Hängende Köpfe bei Rapid-Profis nach verpasster CL-Teilnahme

Petsos nach 2:2 gegen Schachtar: „Hätte lieber 0:3 verloren“ – Beric: „Würde alle Tore gegen dieses eine eintauschen“
Lwiw (Lemberg) (APA) – Das Lob ist von allen Seiten auf die Rapid-Profis geprasselt. Nach dem 2:2 am Dienstag zollten Schachtar-Coach Mircea Lucescu und sein Kapitän Dario Srna der Leistung von Grün-Weiß höchste Anerkennung, Trainer Zoran Barisic war ebenso stolz auf seine Kicker wie die Rapid-Fans, die Steffen Hofmann und Co. auf den Flughäfen von Lwiw und Wien-Schwechat Applaus spendeten. (VIDEO vom Empfang in Wien)

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All das konnte aber den Schmerz über die haarscharf verpasste Teilnahme an der Fußball-Champions-League nicht lindern. So sprach etwa Kapitän Steffen Hofmann von einem der schlimmsten Erlebnisse in seiner Profi-Karriere. „Es ist sehr traurig, weil wir so knapp dran waren und uns den Sieg verdient hätten, vielleicht sogar mehr als in Amsterdam (Anm.: beim 3:2 in der dritten Qualifikationsrunde).“

Nach Hofmanns Freistoßtor zum zwischenzeitlichen 2:1 befand sich Rapid fünf Minuten lang in der Champions League, ehe Olexandr Gladkij der Ausgleich gelang. Im Finish einer nervenaufreibenden Partie gaben die zwei vergebenen Top-Chancen von Robert Beric und Philipp Prosenik den Ausschlag zugunsten von Schachtar.

„Nach einer Klatsche wäre es einfacher gewesen“

In seiner ersten Enttäuschung hätte Hofmann dem dramatischen Spielverlauf ohne Happy End für Grün-Weiß sogar ein Debakel vorgezogen. „Wenn wir fünf Stück bekommen hätten, wäre es einfacher gewesen“, meinte der Deutsche.

Ähnlich äußerte sich Thanos Petsos. „Ich hätte lieber 0:3 verloren“, erklärte der Grieche. Der in der Schlussphase ausgeschlossene Mario Sonnleitner rang ebenfalls um Fassung. „Nicht die Mannschaft mit Herz und Leidenschaft, sondern die mit Kohle ist aufgestiegen.“

Das lag auch daran, dass Beric aus kurzer Distanz völlig frei stehend neben das Tor köpfelte und Prosenik bei einem Freistoß-Abstauber nur die Stange traf. Beide wirkten nach dem Schlusspfiff untröstlich. „Normalerweise machen wir diese Chancen, aber es hat leider nicht sein wollen“, erklärte Prosenik, und Beric stammelte: „Ich würde alle meine Tore gegen dieses eine eintauschen.“ Zu seiner persönlichen Zukunft wollte der Slowene unmittelbar nach der Partie nicht Stellung nehmen.

Das turbulente Finish hinterließ selbst beim alten Schachtar-Trainerfuchs Mircea Lucescu seine Spuren. „In allen meinen Spielen zusammen hatte ich nicht so viel Glück wie in dem einen heute“, schnaufte der seit 2004 amtierende 70-jährige Rumäne, als er Zoran Barisic zum Rapid-Auftritt gratulierte.

Für den Coach des Rekordmeisters war dies nur ein äußerst schwacher Trost. „Es ist schwer, kurz nach so einem Match eine sattelfeste Analyse abzugeben“, seufzte Barisic auf der Pressekonferenz.

Trotz aller Enttäuschung über die knapp verpasste „Königsklasse“ überwog beim 45-Jährigen der Stolz. „Meine Mannschaft hat eine großartige Leistung gebracht. Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich auf Augenhöhe mit einem europäischen Spitzenteam befindet.“

Der Champions-League-Dauergast aus der Ukraine wurde bei den Möglichkeiten von Robert Beric und Philipp Prosenik an den Rand des Ausscheidens gebracht. „Aber so ist Fußball. Das Glück war diesmal nicht auf unserer Seite“, meinte Barisic und ergänzte, man habe das Play-off-Duell mit Schachtar nicht beim 0:1 im Hinspiel in Wien verloren.

In der Stunde des möglicherweise bittersten Moments seiner Trainerkarriere richtete der Wiener den Blick wieder nach vorne. „Wir freuen uns jetzt auf die Europa League und müssen uns weiterentwickeln. Unseren Weg sind wir noch nicht zu Ende gegangen.“

Nun gelte es, die Partie in Lwiw so schnell wie möglich abzuhaken. „Wir werden die richtigen Schlüsse aus diesem Spiel ziehen“, versprach Barisic. Angst davor, dass seine Truppe an dem Tiefschlag zerbrechen könnte, hat der Trainer nicht. „Wir haben in den letzten eineinhalb Jahren viele schlimme Niederlagen eingesteckt, doch die haben uns nie erschüttert, sondern stärker gemacht. Ich gehe davon aus, dass das wieder der Fall sein wird.“

Selbst wenn das Aus gegen Schachtar relativ schnell verkraftet werden kann, droht dem aktuellen Bundesliga-Tabellenführer eine andere Gefahr: Der Abschied von Robert Beric in den kommenden Tagen ist nicht ausgeschlossen, weitere Spieler könnten dem Club in den nächsten Monaten den Rücken kehren.

Barisic weiß um diese Problematik und kann ihr auch positive Aspekte abgewinnen. „Die Spieler haben in Europa für Aufsehen gesorgt und sich für andere Clubs interessant gemacht, aber so soll es auch sein. Es wäre schlimm, wenn wir schlecht wären und keiner unsere Spieler haben will.“

Bild: GEPA