Real im CL-Halbfinale: Ronaldo schießt die Bayern ab

Adios, FC Bayern! Der Traum vom erneuten Triple geht für Bayern München auch unter Trainer Carlo Ancelotti nicht in Erfüllung. Nach einem höchst unglücklichen 2:4 (2:1, 0:0) nach Verlängerung in einem Fußball-Krimi bei Titelverteidiger Real Madrid steht der deutsche Rekordmeister erstmals seit 2011 nicht mindestens im Halbfinale der Champions League. In den entscheidenden Phasen des Spiels hatten die aufopferungsvoll kämpfenden Münchner allerdings jede Menge Pech.

Der vorentscheidende Treffer des dreifachen Torschützen Cristiano Ronaldo zum 2:2 (105.) fiel aus klarer Abseitsposition, zudem spielten die Bayern nach Gelb-Rot für Arturo Vidal (84.) zu diesem Zeitpunkt schon in Unterzahl. So fiel Ronaldo, der lange Zeit unauffällig blieb, auch sein dritter Treffer gegen aufgerückte Münchner nicht schwer (110.), ebensowenig wie Marco Asensio der letzte Treffer (112.).

Der riskante Einsatz von Mats Hummels und Jerome Boateng sowie von Torjäger Robert Lewandowski zahlte sich am Ende nicht aus – auch wenn der Pole per Foulelfmeter zur Führung traf (52.). Der bis dahin unauffällige Ronaldo, der im Hinspiel (1:2) doppelt getroffen hatte, besorgte das zwischenzeitliche 1:1 (76.), ehe ein Eigentor von Real-Kapitän Sergio Ramos (77.) den Bayern zunächst die Verlängerung bescherte. Die Fehlentscheidung des Schiedsrichter-Gespanns um Viktor Kassai (Ungarn) warf die dezimierten Gäste dann entscheidend zurück.

Nach den drei Halbfinal-Pleiten unter Pep Guardiola war zum vierten Mal nacheinander eine spanische Mannschaft Endstation für den Serienmeister der Bundesliga. Die Hypothek, die sich der FC Bayern durch das 1:2 im Viertelfinal-Hinspiel in München sechs Tage zuvor aufgeladen hatte, erwies sich als zu schwer. Darüber hinaus schien den Münchnern lange der letzte Glaube zu fehlen, den Rückstand noch wettzumachen zu können – erst nach dem Treffer von Lewandowski änderte sich das.

Die Bayern konnten allerdings froh sein, zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch im Spiel zu sein. Nach gutem Beginn, aber nur wenigen Chancen hatten sie sich die Kontrolle über das Spiel entreißen lassen. Die Abwehr um Hummels und Boateng wankte, nur der eklatanten Abschlussschwäche von Real war es geschuldet, dass die Münchner nicht schon zur Pause alle Hoffnungen fahren lassen mussten.

Ein Glücksfall war der Pfiff von Schiedsrichter Kassai, der die Berührung von Casemiro an Arjen Robben als Foul wertete. Lewandowski traf zu seinem sechsten Champions-League-Treffer gegen Real – kein Spieler hat mehr. Es folgten eine hektische Schlussphase und eine zunächst offene Verlängerung – mit dem unglücklichen Aus für die Bayern.

Mit dem Ausscheiden geht bei den Münchnern die Ära einer großen Mannschaft zu Ende. Für Kapitän Phillip Lahm war sein 113. Spiel in der Champions League sein letztes internationales, er tritt am Saisonende ebenso ab wie Xabi Alonso zurück. Franck Ribéry (34) und Robben (33) befinden sich längst auf der Zielgeraden ihrer Laufbahn. Die Startelf der Münchner in Madrid, nominell die beste, war ihre älteste in der Geschichte der Champions League: 30 Jahre und 116 Tage im Schnitt.

In seinem bislang wichtigsten Spiel als Bayern-Trainer hatte Ancelotti alles auf eine Karte gesetzt und Hummels und Boateng aufs Spielfeld geschickt. Dass der im Hinspiel so schmerzlich vermisste Lewandowski für Tore sorgen sollte, war klar, die Besetzung der Innenverteidigung dann doch eine Überraschung. „Natürlich“, sagte Klubchef Karl-Heinz Rummenigge kurz vor dem Anpfiff bei Sky, „ist es ein kleines Risiko.“ Am Ende waren Hummels und Boateng chancenlos gegen ein Real in Überzahl – und stehend k.o.

SID th ma jz

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