5 Gründe: Deshalb schafft es Salzburg (nicht) ins Europa-League-Finale

Deshalb schafft Salzburg den Aufstieg

1. MENTALITÄT

Der FC Salzburg hat sich bei seinem Erfolgslauf in der UEFA Europa Leauge den Ruf eines „Mentalitäts-Monsters“ erarbeitet. Auch nach Rückständen sind die Salzburger immer wieder postwendend zurückgekommen. In San Sebastian erzielten die „Bullen“ nach einem 1:2-Rückstand mit einem Kraftakt noch den Ausgleich zum 2:2 in der Nachspielzeit. In Rom glich man die Partie nach einem Rückstand jeweils zweimal noch aus, bevor Lazio mit zwei weiteren Treffern davonzog. Den Höhepunkt dieser viel zitierten Salzburger „Mentalität“ sah man beim Rückspiel gegen Lazio. Nach einem 0:1-Rückstand schien das Aus schon besiegelt, doch dann drehte das Team von Marco Rose die Partie in nur wenigen Minuten. Mit einem sensationellen 4:1 fixierte man den Aufstieg ins Semifinale.

2. WIEDERSEHEN MACHT FREUDE

Keine fünf Monate sind seit dem letzten Aufeinandertreffern von Salzburg und Marseille in der Gruppenphase vergangen. Das Team von Marco Rose holte im abschließenden Gruppenspiel ein 0:0 in Marseille. Obwohl sich der Gegner seit dem Duell im Dezember stark in seiner Leistung gesteigert hat, kennt Salzburg bereits das Stadion und die Atmosphäre in Frankreichs zweitgrößter Stadt. Mit Sicherheit kein Nachteil!

3. BESTBESETZUNG

Keine Gelb-Sperren und keine verletzten Stammspieler. Salzburg kann in Bestbestzung nach Marseille reisen. Diadie Samassékou, der im Rückspiel gegen Lazio fehlte, hat sich nach seinem unglücklichen Fall im Spiel gegen Altach fit gemeldet. Bei Amadou Haidara sieht der Heilungsverlauf nach einer Rissquetschwunde sehr positiv aus und bei Xaver Schlager sollte ein lädierten Muskel über Hüfte bis Donnerstag auch keine Probleme mehr machen.

Marseille muss hingegen auf Rechtsverteidiger Hiroki Sakai verzeichten. Der Japaner erlitt am Samstag im Ligaspiel gegen Lille (5:1) eine Knieverletzung. Auch das Rückspiel ist in Gefahr.

4. FESTUNG SALZBURG

Salzburg kann ohne Wenn und Aber als Heimmacht bezeichnet werden. In dieser Europa-League-Saison ist Salzburg vor heimischen Publikum noch ungeschlagen. In sechs Spielen gab es vier Siege und zwei Unentschieden bei einem beeindruckenden Torverhältnis von 10:2. Unter Rose kassierte man überhaupt noch keine Heimniederlage. Die letzte Mannschaft, die drei Punkte aus der Red Bull Arena mitnehmen konnte war die Admira im November 2016. Außerdem machten die Salzburger bereits gute Erfahrung mit Rückspielen im eigenen Stadion. Gegen Real Sociedad, Dortmund und Lazio fixierte man den Aufstieg im eigenen Stadion.

5. VOLLES HAUS

Im Gegensatz zu den Liga-Heimspielen darf Salzburg, zum dritten Mal in Folge in der Eruopa League, auf die volle Unterstützung in der Red Bull Arena bauen. Wie bereits gegen Dortmund und gegen Lazio ist das Stadion ausverkauft. Alle 29.520 Tickets wurden in weniger als einer Woche angebracht.

Deshalb schafft Salzburg den Aufstieg nicht

1. KEIN ÜBERRASCHUNGSEFFEKT

Der Überraschungseffekt ist spätestens seit dem Triumph über Dortmund im Achtelfinale verpufft. Es würde wohl kaum eine Mannschaft in Europa geben, die Salzburg noch unterschätzt. Besonders kein Team, das mit Real Sociedad, Borussia Dortmund und Lazio Rom drei Mannschaften aus den besten Ligen Europas aus dem Bewerb geworfen hat. Und schon gar nicht wird Olympique Marseille die „Bullen“ unterschätzen. Der neunfache französiche Meister musste bereits in der Gruppenphase schmerzhafte Erfahrungen mit Salzburg machen – man blieb in zwei Spielen ohne Torerfolg. Im September unterlag man in Salzburg mit 0:1, im Dezember folgte ein torloses Remis in Marseille.

2. DAS „ANDERE“ MARSEILLE

Das aktuelle Marseille ist kaum mehr mit dem Marseille aus der Gruppenphase zu vergleichen. Die Mannschaft hat sich im Laufe der Saison stark gesteigert. Alleine Star-Spieler Dimitri Payet machte 21 seiner 29 Scorerpunkte nach der Winterpuause. Das wissen auch Trainer Marco Rose und Sportdiretor Christoph Freund, der mehrmals von einem „anderen“ Marseille nach der Auslosung sprach.

3. MÜDIGKEIT

Die Belastung für die Spieler der Mannschaft von Trainer Marco Rose dürfte so groß sein, wie noch nie in ihrer Karriere. Das Spiel gegen Marseille ist bereits das 55. Pflichtspiel der Salzburger in dieser Saison. Munas Dabbur, Amadou Haidara, Fredrik Gulbrandsen und Stefan Lainer kamen in 48 Partien zum Einsatz. Drei Spieler haben bereits die 4.000 Spielminuten-Marke geknackt: Andreas Ulmer (4.180 Minuten), Duje Caleta-Car (4.129) und Stefan Lainer (4.117). Außerdem sammelten die beiden Außenverteidiger Ulmer und Lainer im ÖFB-Team bei jeweils zwei Einsätzen weitere Minuten.

Gegner Marseille hat sogar bereits ein Pflichtspiel mehr als die Salzburger in dieser Saison absolviert. Jedoch kommen nur Innenverteidiger Adil Rami und Brasiliens Luiz Gustavo über die 4.000 Spielminuten-Marke.

4. UNERFAHRENHEIT

Das Erreichen des Europa-League-Halbfinals stellt wohl für jeden Akteur der Salzburger den bisherigen Karriere-Höhepunkt dar. Auch wenn Salzburg nach dem Sensationslauf befreit aufspielen kann, ist ein Semifinal-Einzug auf diesem Niveau völlig neu. Dies gilt jedoch nicht für jeden Spieler von Marseille. Dimitri Payet stand mit Frankreich bei der Heim-Europameisterschaft 2016 im Finale, Luiz Gustavo stand mit Brasilien bei der Weltmeisterschaft 2014 im Semifinale und musste die 1:7-Schmach gegen Deutschland auf dem Platz miterleben.

5. REKORDKULISSE

Salzburg betritt im Stade Vélodrome Neuland. Über 60.000 Marseille-Fans werden die Mannschaft von Marco Rose in einem Hexenkessel „empfangen“.  Noch nie spielten die Salzburger in der Red-Bull-Ära vor so vielen Zuschauern. In Dortmund wurden „lediglich“ 53.7000 Tickets abgesetzt. Und die Anhänger der Franzosen sind heiß auf einen Titel. Seit dem Gewinn des Ligapokals 2012 konnte Olympique Marseille keinen Pokal mehr in die Höhe stemmen.

Von Christoph Eliasch