Austria-Gegner Astra: Meister-Debüt und Besitzer in Haft

Wien (APA) – Der Stern von Astra Giurgiu ging in der vergangenen Saison auf. Erstmals in der Geschichte krönte sich der Verein aus der 60.000 Einwohner zählenden Kleinstadt an der rumänisch-bulgarischen Grenze zum Meister. Der starke Mann von Astra bekam dies freilich nur aus der Entfernung mit. Der schwer reiche Clubbesitzer Ioan Niculae sitzt seit 2015 im Gefängnis.

Am Donnerstag (19.00 Uhr/live Sky) gastiert die Austria am ersten Spieltag der Europa League bei einem Gegner, dessen Werdegang bezeichnend ist für die Lage im rumänischen Fußball. Abseits der Bukarester Paradevertreter Steaua und Dinamo haben sich im vergangenen Jahrzehnt immer wieder Vereine aus der Provinz aufgeschwungen, um für Furore zu sorgen – und meist ebenso schnell wieder in der Versenkung zu verschwinden.

Astra wurde 1921 in Ploiesti, nördlich der Hauptstadt, gegründet. 1992 spielte der Verein erstmals in der dritten Liga, vier Jahre später kam mit der Übernahme durch Ioan Niculae eine Zäsur. Der heute 62-Jährige machte in der Düngerindustrie mit seiner Firma Interagro Millionen, er verlegte den Vereinssitz 2012 von Ploiesti ins südlich von Bukarest gelegene Giurgiu. Viel mehr Zuschauer brachte dies jedoch nicht ein.

Niculae wegen illegaler finanzieller Unterstützung in Haft

Im März 2015 schien Niculae in der Forbes-Liste noch als reichster Rumäne mit einem Vermögen von 1,2 Milliarden Dollar auf. Heuer war er auf der Liste nicht mehr zu finden. Dazwischen lag ein Schuldspruch: Zu zweieinhalb Jahren Haft wurde Niculae verurteilt, nachdem er 2009 den damaligen Kandidaten auf die rumänische Präsidentschaft, Mircea Geoana, illegalerweise finanziell unterstützt hatte.

Ein Schicksal, das Niculae mit anderen Mäzenen im rumänischen Fußball teilt. So saß vor ihm der wortgewaltige Steaua-Besitzer George „Gigi“ Becali wegen Betrugs im Gefängnis. Insgesamt gibt es seit Anfang der 2000er-Jahre kontinuierlich über Strafdelikte in der rumänischen Liga 1 zu berichten. Clubs öffneten sie für den kurzfristigen Erfolg des öfteren für Geschäftsleute mit oft zweifelhaftem Ruf. „Das Image des rumänischen Fußballs ist im Moment sehr niedrig. Eltern wollen nicht, dass ihre Kinder spielen gehen“, sagte der Präsident der Spielergewerkschaft, Emilian Hulubei, im Februar der BBC.

So holte 2009 Unirea Urziceni drei Jahre nach dem Aufstieg die Meisterschaft und spielte in der Champions League. 2010 verkaufte der Besitzer die besten Spieler, auch um Schulden bei Becali zu begleichen. 2011 war Unirea bankrott und löste sich auf. Otelul Galati gewann den Titel 2011, spielte ebenfalls in der europäischen Königsklasse. 2015 musste Eigentümer Dan Adamescu wegen Betrugs ins Gefängnis, Otelul Galati stieg ab und meldete im diesjährigen Frühjahr Insolvenz an.

Becali: „Will Alibec verpflichten“

Auch Astra droht dieses Schicksal. Im Sommer verließen mit den Brasilianern William de Amorim und Fernando Boldrin zwei Teamstützen den Club Richtung Steaua. Rumäniens Teamstürmer Denis Alibec umwarb der Rekordmeister erfolglos. Vom 25-Jährigen, der als Teenager zu Inter Mailand ging, sich dort aber nicht durchsetzen konnte, droht der Austria die meiste Gefahr. Auch, wenn ihm eine zu lockere Einstellung vorgeworfen wird. „Ich will Alibec verpflichten. Aber nur mit einer Voraussetzung: Kein Coca Cola, kein Rauchen“, sagte Steauas Becali. Der Transfer kam am Ende aber aufgrund der finanziellen Forderungen von Astra nicht zustande.

Bleibt noch ein Kuriosum um Astra-Trainer Marius Sumudica. Der 45-Jährige fasste eine zweimonatige Sperre aus, weil er verbotenerweise Wetten auf Spiele u.a. in der rumänischen Meisterschaft und Champions League gesetzt hatte. In der Europa League darf Sumudica – der über sich selbst gern in der dritten Person spricht – jedoch auf der Bank Platz nehmen. Für die UEFA gilt die Sanktion nur für nationale Bewerbe.

Beitragsbild: GEPA