Rapid will gegen Inter das „Unmögliche möglich machen“

Mit einem 0:1-Rückstand im Gepäck hat Fußball-Rekordmeister Rapid am Mittwoch die Reise zum Sechzehntelfinal-Rückspiel der Europa League bei Inter Mailand angetreten. Auch wenn die Aufstiegschancen gering sind, wollen die Hütteldorfer am Donnerstagabend (21.00 Uhr) im Giuseppe-Meazza-Stadion die „Restchance nutzen“, wie Coach Dietmar Kühbauer vor dem Abflug betonte.

Rapid steht mit dem Rücken zur Wand, da Lautaro Martinez im Hinspiel im Allianz Stadion einen umstrittenen Elfmeter (39.) verwertete. Der Sieg der Gäste war aufgrund der starken ersten Hälfte aber verdient. „Wir haben gesehen, dass sie eine sehr gute Mannschaft sind. Unsere Chancen sind nicht größer geworden, trotzdem werden wir nicht hinfahren und sagen: ‚Wir wollen nur das San Siro sehen, die Stimmung mitnehmen und ein Spiel mehr haben'“, meinte Kühbauer.

Deshalb wird auch auf das Sonntag-Ligaspiel gegen Salzburg, das im Kampf um einen Meisterrunde-Startplatz unbedingt gewonnen werden muss, keine Rücksicht genommen. „Wir spielen so, dass wir eine Chance haben, das Unmögliche möglich zu machen. Ich habe nicht das Sonntagsspiel im Kopf, sondern das Spiel am Donnerstag“, erläuterte der 47-jährige Burgenländer. Abgesehen vom gesperrten Stürmer Veton Berisha kann der Rapid-Coach auf den selben Kader wie im Hinspiel bauen. Für den Norweger könnte der Serbe Andrija Pavlovic an vorderster Front beginnen. Der 25-Jährige schoss sich mit einem Doppelpack beim 5:2-Erfolg gegen Hartberg im ÖFB-Cup-Viertelfinale warm.

Der Einzug ins Cup-Halbfinale war enorm wichtig für die Wiener, um sich in Ruhe auf das Inter-Spiel vorbereiten zu können. Ein Portion Selbstvertrauen brachte er noch dazu. „Die Gefühlslage ist nicht allzu schlecht, weil wir am Wochenende einen guten Schritt gemacht haben und zumindest national gut gestartet sind. Für Donnerstag bedeutet das aber nichts“, sagte Kühbauer. Inter ist als 18-facher italienischer Meister und aktuell Dritter der Serie A ein ganz anderes Kaliber als die Obersteirer.

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„Eine normale Leistung wird nicht reichen, weil die Truppe von Inter einfach zu gut ist, ohne dass ich sie glorifiziere und sage, dass sie unglaublich ist“, verlautete Kühbauer. Offen ist, wer bei den „Nerazzurri“ zum Einsatz kommen wird. Luciano Spalletti könnte den einen oder anderen Akteur für das Liga-Duell beim Achten Fiorentina am Sonntag schonen. „Sie haben einen so riesigen Kader mit so viel Qualität. Es ist ganz gleich, wer da aufläuft“, machte Kühbauer deutlich.

Martinez habe etwa seinen Stürmerstar-Landsmann Mauro Icardi in Wien gut ersetzt. Es ist davon auszugehen, dass dies auch am Donnerstag der Fall sein wird. Icardi dürfte wegen Knieproblemen wie beim 2:1 in der Liga gegen Sampdoria Genua, dem dritten Pflichtspielsieg in Folge, fehlen. Mit Innenverteidiger Milan Skriniar und Mittelfeldspieler Marcelo Brozovic stehen dafür zwei in Wien gesperrt gewesene Stützen zur Verfügung.

Inter zu Hause gegen österreichische Teams unbesiegt

Die Statistik spricht klar für Inter. Die Mailänder haben in sieben Heimpartien noch nie gegen ein österreichisches Team verloren. Zu Hause sind sie auch allgemein bärenstark, haben nur eines ihrer jüngsten 15 Pflichtspiele verloren. Im Europacup sind sie vor eigenem Publikum zudem fünf Partien lang unbesiegt. Keine guten Aussichten also für die Wiener, die bei elf Anläufen in Italien noch nie gewinnen konnten und allgemein gegen italienische Teams seit dem 2:1 gegen Inter in der 1. UEFA-Cup-Runde 1990 zehn Spiele sieglos sind. „Statistiken sind dazu da, um verändert zu werden“, betonte Kühbauer.

Damit das gelingt, muss Rapid am Donnerstag vom Start weg hellwach sein. „Ich glaube, dass es vom Spiel her ähnlich sein wird, wie in Wien. Wir müssen genauso gut verteidigen, und von Beginn an mutiger und präsenter sein“, gab der Ex-ÖFB-Kicker die Marschroute vor. Statt einem Sturmlauf sei vielmehr „kontrollierte Offensive“ gefragt. „Wir können nicht mit offenem Visier spielen, denn ich bin überzeugt, dass es dann sehr schnell in die falsche Richtung gehen kann“, schilderte Kühbauer seine Sicht.

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Rapid hat bisher elfmal ein Hinspiel auf UEFA-Ebene zu Hause verloren, zehnmal kam danach das Aus. Nur 2004 konnte man in der zweiten UEFA-Cup-Quali-Runde ein 0:2 gegen Rubin Kasan noch mit einem 3:0-Erfolg in Russland drehen. Diesmal würde aufgrund der Auswärtstorregel jeder Rapid-Sieg mit mindestens zwei Rapid-Toren den Aufstieg bringen.

Das 80.000 Zuschauer fassende und als San Siro bekannte Stadion wird bestenfalls halbvoll sein. Die 5.000 mitreisenden Rapid-Anhänger haben gute Chancen, sich stimmlich in Szene zu setzen. Fünf Fan-Flieger wurden organisiert, der Rest nimmt die mehr als achtstündige Anreise via Auto oder Bus in Kauf. Es ist die größte Rapid-Fan-Karawane seit dem EL-Duell beim HSV am 2. Dezember 2009 (mehr als 8.000).

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