Salzburger „Bullen-Duell“ mit Emporkömmling Krasnodar

Krasnodar/Wien (APA) – Mit dem FK Krasnodar empfängt Salzburg am Donnerstag (21.05 Uhr/live Sky) zum Auftakt der Europa-League-Gruppenphase einen äußerst erfolgreichen russischen Fußball-Emporkömmling. Ein Attribut, das nach dem Einstieg von Red Bull 2005 gerne auch dem heimischen Meister verliehen wurde. Vergleiche hinken zwangsläufig, eines jedoch teilen sich Krasnodar und Salzburg definitiv: Den Stier als Wappentier.

Ihren rasanten Aufstieg verdanken die „Bullen“ aus der 830.000-Einwohner-Stadt 170 km Luftlinie nördlich der Schwarzmeerstadt Sotschi dem lokalpatriotisch veranlagten Oligarchen Sergej Galizki. Der 49-jährige, geboren in Sotschi, stieg nach der Wende innerhalb von 20 Jahren mit seinen „Magnit“-Märkten zum Eigentümer einer der größten russischen Einzelhandelsketten auf und investierte ab 2008 in den von ihm gegründeten Fußballclub. Der schnelle Vorstoß von der dritten in die erste Liga, vollendet 2011, war nicht zuletzt den finanziellen Probleme diverser Konkurrenten geschuldet.

Krasnodar bereits drei mal in EL-Gruppenphase

Seitdem ist der Erfolg ein ständiger Begleiter. Der fünfte Platz in der Meisterschaft 2013/14 öffnete die Tür zur ersten Europacup-Teilnahme. 2014/15 klassierte man sich in der Liga hinter Zenit St. Petersburg und ZSKA Moskau sogar auf Rang drei, heuer schloss man als Vierter ab. Inklusive der laufenden Saison hat man drei Mal die EL-Gruppenphase erreicht. Höhepunkt war dort im Herbst 2015 ein 1:0-Sieg über Dortmund und der erstmalige Aufstieg ins Sechzehntelfinale. Wenngleich dort mit dem 0:4 (gesamt) gegen Sparta Prag ein jähes Ende des internationalen Höhenflugs kam.

Gemeinsam mit einem anderen Emporkömmling aus dem Süden, dem aktuellen Vizemeister FK Rostow, sorgt Krasnodar für frischen Wind in der Premjer Liga. Noch teilt man sich mit dem wesentlich älteren Lokalrivalen Kuban Krasnodar das Stadion, das eigene 33.000er-Stadion steht aber kurz vor der Vollendung. „Sie arbeiten effektiv, geduldig und spielen ganz nebenbei offensiven, schnellen Kombinationsfußball“, schrieb die „Zeit“ 2014 in einem Porträt. Galizki hat sich umsichtige Transferpolitik ohne „Fantasiesummen“ ebenso auf die Fahnen geheftet wie die Forcierung des Nachwuchses durch die eigene, topmoderne Akademie. Sein Wunsch: „In einigen Jahren soll die Hälfte der Kampfmannschaft aus der Akademie kommen.“

Große Namen sucht man bei Krasnodar vergebens

Derzeit ist es eine Mischung aus russischen Spielern um Nationalteamstürmer Fedor Smolow und Legionären u.a. aus Brasilien oder Schweden (Innenverteidiger Andreas Granqvist), die ganz großen Namen sucht man freilich vergebens. Erst vor wenigen Tagen sicherte man sich die Dienste des brasilianischen Innenverteidigers Naldo von Sporting Lissabon. Auch Krasnodars Coach Oleg Kononow ist (noch) kein Star seiner Branche, trainierte bisher nur die ukrainischen Clubs Karpaty Lwiw und FK Sewastopol. Den Wert des Kaders taxiert transfermarkt.at mit 91 Millionen Euro etwa doppelt so hoch wie jenen von Salzburg (45,9).

2015 wurde Krasnodar wegen Verstößen gegen das Financial Fair Play (FFP) bestraft, Galizki sprach sich in der Folge klar gegen die diesbezüglichen Regeln der UEFA aus. Das FFP mache es Clubs aus Osteuropa unmöglich, in höhere Sphären vorzudringen, argumentierte Galizki, den das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes mit 7 Milliarden Dollar (6,21 Mio. Euro) in seiner Liste der reichsten Menschen der Welt an 219. Stelle reiht.

Beitragsbild: GEPA