WAC-Ärger über Kontertor: „Selber schuld“

Der WAC hat in der Fußball-Europa-League den ersten Rückschlag hinnehmen müssen. Die 0:1-Niederlage bei Basaksehir Istanbul am Donnerstag war so verdient wie vermeidbar. Der K.o.-Treffer in der Schlussphase aus einem Konter schmerzte die Kärntner, die als nun Gruppen-Dritter weiter alle Aufstiegschancen haben.

Am dritten Spieltag hatten die 130 Schlachtenbummler des WAC erstmals nichts zu feiern, das Team trat mit zwiespältigen Gefühlen die Rückreise an. Denn die spürbare Enttäuschung über die erste Niederlage nach zwei Überraschungen mischte sich mit ein wenig Stolz. Das Team aus dem Lavanttal wollte auf Europas zweitgrößter Fußballbühne erneut eine solide Vorstellung abgeliefert haben. „Ich glaube nicht, dass es ein großer Klassenunterschied war“, sagte Kapitän Michael Sollbauer.

Obwohl der WAC nicht seinen besten Tag erwischte, obwohl laut Trainer Gerhard Struber „Effizienz, Klarheit und Tiefgang“ fehlten, wäre die Mitnahme eines Punkts aus der türkischen Millionenmetropole zu schaffen gewesen. Denn die Wölfe hatten es bei magerer Kulisse, aber erstaunlich guter Stimmung „sehr gut reingeschafft in die Partie“, wie Sollbauer erklärte. „Wir haben uns sehr oft in der Hälfte des Gegners aufgehalten. Uns hat aber das Tor gefehlt, das muss man auswärts nützen.“

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Basaksehirs Qualitäten blitzten erst gegen Ende der ersten Hälfte auf. Einmal auf den Geschmack gekommen, ließ die von Ex-Liverpool-Verteidiger Martin Skrtel dirigierte Abwehr fortan kaum etwas anbrennen. „Es ist uns nicht gelungen, im Umschalten den Gegner im totalen Chaos zu erwischen. Auch weil der sehr geordnet war und viel Verantwortung in der Restverteidigung übernommen hat“, analysierte Coach Struber.

Dass die Kärntner nach einem 4:0 in Mönchengladbach und 1:1 gegen AS Roma im dritten Europa-League-Spiel der Clubgeschichte erstmals nicht anschrieben, kam letztlich nicht überraschend. Basaksehir hatte die besseren Chancen. Die Entstehung des Gegentreffers durch Irfan Can Kahveci (78.) aber – ein fragwürdiger Querpass von Shon Weissman führte zum Ballverlust der weit aufgerückten Gäste – ließ den dabei ausgetanzten Sollbauer nur den Kopf schütten. „Das weniger auf Absicherung Spielen, sondern immer Gewinnen wollen ist in der Mannschaft drinnen. Aber in der Situation, so darf man auswärts nicht agieren.“

Michael Liendl schloss sich an. „Wenn du auswärts bei 0:0 in der 80. Minute in einen Konter rennst, dann bist du einfach selber schuld.“ Der Spielmacher vermisste taktische Disziplin. „Es geht um Konsequenz, um Einstellung. Die haben wir in den letzten zwei Spielen nicht in dieser Ausprägung gehabt, wie wir es vorher gehabt haben. Da müssen wir uns wieder hin entwickeln.“

Basaksehir-Trainer Okan Buruk strich danach hohes Spieltempo heraus. „Höher als in der türkischen Liga“, erklärte der Trainer des Vizemeisters von 2018/19. Seine Truppe sei nun besser als zu Saisonbeginn, als man in der Champions-League-Qualifikation an Olympiakos Piräus (0:3) gescheitert war. „Würden wir jetzt gegen Olympiakos spielen, dann würden wir gewinnen und würden in der Champions League spielen“, sagte Buruk und adelte den WAC: „Rom, Wolfsberg, Mönchengladbach – unsere Gruppengegner sind alle besser als Olympiakos.“

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In jener Gruppe J ist weiter alles offen. Weil die Römer (5 Punkte) im Parallelspiel gegen Gladbach (2) in der Nachspielzeit noch das 1:1 kassierten, liegen sie einen Zähler vor dem gleichauf liegenden Duo Basaksehir und WAC. „Dass wir nach drei Spielen in dem Rennen mittendrin sind, ist eine coole Geschichte“, bemerkte Liendl und erinnerte an zwei folgende Heimspiele.

Bereits am 7. November steigt das „Rückspiel“ gegen Basaksehir. Als Vorentscheidung wollte Liendl das Match nicht bezeichnet wissen. „Aber wenn wir wirklich Erster oder Zweiter werden wollen, ist es natürlich keine unwichtige Partie.“ Drei Wochen danach kommt Borussia Mönchengladbach ins Ausweichstadion nach Graz, ehe der Auswärtstrip zur AS Roma (12. Dezember/auswärts) die Gruppenphase beschließt.

Beitragsbild: GEPA
(APA)