Belgien bisher spektakulär – Doch Gradmesser folgen erst

Das überzeugende 5:2 der Belgier genügte selbst royalen Ansprüchen. Belgiens König Philippe eilte nach der Partie gegen Tunesien in die Kabine und gratulierte jedem Akteur. „Das war gut“, kommentierte Kevin De Bruyne die Aktion. Angeführt von Torjäger Romelu Lukaku und Eden Hazard untermauerte Belgien seine großen Ambitionen bei der Fußball-WM in Russland. Erste richtige Hürden folgen aber erst.

Das mit Deutschland offensiv stärkste Team der Qualifikation (43 Treffer) präsentierte eindrücklich, wieso es von Experten zum erweiterten Favoritenkreis gezählt wird. Die große individuelle Klasse der belgischen Offensivakteure zeigte sich auch im Spartak-Stadion von Moskau in regelmäßigen Abständen und endete in überzeugender Manier im sechsten Vorrunden-Sieg nacheinander. Belgien ist seit mittlerweile 21 Partien ungeschlagen.

„Heute dürfen wir feiern. Ganz Belgien sollte feiern“, sagte Erfolgstrainer Roberto Martinez. Der Spanier wusste die Partie aber auch richtig einzuordnen. Die offensive Ausrichtung Tunesiens, das alles auf eine Karte setzte, spielte seiner kombinationsstarken Truppe in die Karten. „Tunesien wollte gewinnen, sie haben hoch gepresst und haben Spieler auch in der Defensive Eins gegen Eins spielen lassen“, analysierte Martinez. „Hier bekommen wir unsere Möglichkeiten – und die haben wir gut genützt.“

Die Offensiv-Reihe rund um Lukaku, Hazard, Dries Mertens oder Thomas Meunier gilt derzeit als Torgarant. Der 25-jährige Lukaku ist überhaupt der erste Spieler seit einem gewissen Diego Maradona vor 32 Jahren, dem in zwei aufeinanderfolgenden WM-Spielen ein Doppelpack gelang. Für den bulligen Stürmer endete der Nachmittag mit Knöchelschmerzen aber unschön. Ihm und Hazard winkt nun eine Pause. „Wir sind qualifiziert und wir haben 23 Spieler. Es wird Wechselmöglichkeiten geben, man kann mehr Spielern Einsatzminuten geben“, erklärte Coach Martinez.

Wie gut Belgien auch ohne die beiden Schlüsselspieler ist, könnte sich bereits im möglichen Duell um den Gruppensieg am Donnerstag gegen England zeigen. Der beiden Pflichtaufgaben gegen Panama und Tunesien haben sich die „Roten Teufel“ ohne Probleme entledigt. Die nächste Partie könnte zum ersten Gradmesser werden. Denn so spektakulär vertikal sie teilweise spielten, so anfällig wirkte die Dreierabwehr ohne den noch immer verletzten Kapitän Vincent Kompany – nicht nur wegen der beiden Gegentreffer.

Für Tunesien, das schon vor der Pause zwei verletzte Spieler (Torschütze Bronn und Syam Ben Youssef) zu ersetzen hatte, waren die Ehrentreffer ein schwacher Trost. Nach dem 13. WM-Spiel in Folge ohne Sieg stehen die Chancen schlecht, dass die Nordafrikaner bei ihrer fünften Endrunden-Teilnahme die Vorrunde erstmals überstehen. „Wir möchten uns bei den tunesischen Fans entschuldigen, die zahlreich in Moskau waren. Wir werden versuchen, uns im nächsten Spiel besser zu präsentieren“, sagte Trainer Nabil Maaloul.

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