„Wie ein Dammbruch“: Salzburg geht gegen FC Bayern 2:6 unter

Der Umgang mit dem schmerzhaften 2:6 fiel Österreichs Meister sichtlich schwer. 79 Minuten lang brachte der FC Salzburg den großen FC Bayern München in Verlegenheit und musste am Ende doch Bekanntschaft mit der bayrischen Dampfwalze machen. „Das 2:6 zeigt nicht das, was wir verdient haben“, seufzte Mittelfeldspieler Dominik Szoboszlai nach der zweiten Niederlage im dritten Gruppenspiel der Champions League.

Von dem heftigen K.o. gegen den Titelverteidiger war nicht nur Jesse Marsch gezeichnet. „75 Minuten lang waren wir überragend. Es ist schade, am Ende nicht das richtige Ergebnis zu finden. Die Jungs haben über ihrer Grenze gespielt“, sagte der Trainer der Salzburger. „75 richtig gute Minuten“, wiederholte Marsch, als wollte er die Ziffern auf der Anzeigetafel nicht wahrhaben. „Dann kommt ein Standardtor und noch drei mehr. Es war wie ein Dammbruch. Erst ein Loch und dann kommt viel daher.“

Nach der frühen Führung durch Mergim Berisha (4.) und zwei Rückschlägen in Form eines von Robert Lewandowski sicher verwandelten Elfmeters (21.) und dem Eigentor von Rasmus Kristensen unmittelbar vor der Pause (44.), kämpften sich die „Bullen“ im coronabedingt leeren Heimstadion durch Joker Masaya Okugawa (65.) wie schon gegen Lok Moskau und Atletico Madrid zurück. Doch Jerome Boateng (79.), Leroy Sane (83.) und Lucas Hernandez (92.) schenkten Hansi Flick zum ersten Jahrestag als Bayern-Chefcoach den 14. Sieg in der Königsklasse in Folge.

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„Wir waren richtig gut drin, wir haben sie richtig genervt, das hat man auch am Platz gespürt“, trauerte Zlatko Junuzovic einer verpassten Gelegenheit nach. „Beim Stand von 2:2 hatten wir die Chance auf das 3:2, da fehlte die Entschlossenheit“, spielte der Routinier auf eine Chance von Noah Okafor kurz vor dem erneuten Rückstand an. „Das nagt natürlich jetzt.“

Zu Marschs Enttäuschung gesellte sich Schiedsrichterkritik, die für ihn ungewöhnlich harsch ausfiel: „Ich habe nie etwas über den Schiedsrichter gesagt, aber heute müssen wir sagen: Er war nicht gut“, tadelte Marsch den erfahrenen niederländischen Referee Danny Makkelie. Vor allem, dass beim Stand von 1:1 ein Handspiel von Corentin Tolisso im Strafraum unbemerkt blieb, ärgerte die Salzburger. „Ich weiß, wir sind ein kleiner Verein, Bayern München ist ein großer Verein“, sagte Marsch und deutete an, sich solche Pfiffe erst verdienen zu müssen.

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„Es war für den neutralen Zuschauer ein Topspiel, ein sehr unterhaltsames Spiel mit sehr viel Tempo“, analysierte Flick. Der Coach des deutschen Triplesiegers hatte für die „gute Spielanlage“ des Außenseiters viel Lob parat. „Salzburg hat das sehr, sehr gut gemacht von Anfang an. Sie haben die Räume gut zugemacht und bei Ballgewinn ein sehr gutes Umschaltspiel gezeigt. Sie haben uns das ein oder andere Mal wirklich auf die Probe gestellt. Da mussten wir ganz gut verteidigen und Manu (Goalie Manuel Neuer, Anm.) dann auch seine Klasse unter Beweis stellen.“

Mit neun Punkten aus drei Spielen ist der Aufstieg ins Achtelfinale für die Bayern schon fast fix. Der zweite Platz ist für die bei einem Punkt haltenden Salzburger zur „Halbzeit“ aber noch in Reichweite, Atletico Madrid liegt nach einem 1:1 bei Lok Moskau (2 Punkte) drei Punkte voran.

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Das Ergebnis der zuvor gespielten Parallelpartie verleitete Marsch beim Stand von 2:2 zu einem Defensivwechsel, der nicht aufging. Drei Minuten nach der Hereinnahme von Verteidiger Jerome Onguene für Stürmer Berisha fiel das 2:3. „In diesem Moment war das 2:2 ein gutes Ergebnis für uns, vor allem nach Lok gegen Atletico“, sagte Marsch, der den Zug retrospektiv „sicher nicht“ wiederholen würde. „Ich bin nicht zufrieden mit diesem Wechsel.“ Wie in Madrid fiel das dritte Tor nach einer Ecke. Marsch: „Das tut uns weh.“

Anders als ihr Trainer gingen die Spieler offenbar aufs Ganze. „Wir wollten das Spiel gewinnen, wir haben alles auf eine Karte gesetzt“, erklärte Junuzovic. Maximilian Wöber tadelte im Anschluss aber den „zu euphorischen“ Zugang des Teams. „Wir müssen einfach abgeklärter agieren, das beginnt ganz vorne und endet ganz hinten.“ Der ÖFB-Teamverteidiger erinnerte an die Niederlage gegen Atletico Madrid in der Vorwoche. „Die haben das 3:2 gemacht und danach war kein einziger Ball mehr von uns im Sechzehner, weil sie einfach hinten dicht machen. Das fehlt uns einfach.“

Am Dienstag brach Boatengs Kopfballtreffer den Salzburger Widerstand. „Dann waren hängende Schädel, wir haben uns aufgegeben. Das darf natürlich in so einer Partie auch nicht passieren, dass man in den letzten zehn Minuten vier Tore bekommt, dafür gibt es keine Entschuldigung“, monierte Wöber. Er wollte dennoch das Positive rausfiltern. „Wir haben gegen Bayern München 80 Minuten lang mehr als dagegen gehalten, auf Augenhöhe gespielt. Das ist für einen Verein wie Red Bull Salzburg nicht selbstverständlich. Das zeigt auch die Qualität dieser Mannschaft.“

(APA)

Beitragsbild: GEPA