Hirscher winkt zum vierten Mal in Kranjska Gora die große Kugel

Marcel Hirscher wird aller Voraussicht nach am Wochenende bei den Technik-Rennen in Kranjska Gora seinen achten Gesamtsieg im Ski-Weltcup sicherstellen. Es wäre das vierte Mal in Folge, dass der Alpin-Superstar am Podkoren den Coup fixiert. Im ÖSV-Team hofft Stefan Brennsteiner noch darauf, sich im Riesentorlauf für das Weltcupfinale in Andorra zu qualifizieren.

Die Disziplinwertungen im Riesentorlauf und Slalom hat sich der seit einer Woche 30-jährige Hirscher bereits gesichert, zum jeweils sechsten Mal. Im Gesamtweltcup hat er sechs Rennen vor Schluss 1.408 Zähler auf dem Konto und damit 490 mehr als der Franzose Alexis Pinturault und 600 mehr als der Norweger Henrik Kristoffersen. Der damit auch theoretisch keine Chance mehr auf die Kugel hat, weil Hirscher an Saisonsiegen deutlich voranliegt.

Lässt Hirscher also nach dem Riesentorlauf am Samstag (9.30/12.30 Uhr) Pinturault um 500 Zähler hinter sich, darf er das große Kristall fix sein Eigen nennen. Reichen würde wahrscheinlich auch ein Abstand von 400, weil der Franzose sein Antreten in der Abfahrt in Soldeu kürzlich als eher unwahrscheinlich bezeichnete. Es würde dann also nur noch drei Rennen in der Finalwoche bestreiten.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass der Fall Stefan Luitz noch nicht abgeschlossen ist. Der Deutsche zog nach der Aberkennung seines Sieges im Riesentorlauf von Beaver Creek vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS). Er hatte in einem Aufenthaltsbereich an der Rennstrecke Sauerstoff durch eine Maske eingeatmet und damit gegen einen Paragrafen des Anti-Doping-Reglements der FIS verstoßen. Nach der Disqualifikation von Luitz rückte Hirscher auf Platz eins vor. Bekommt Luitz recht, würde das minus 20 Punkte auf der Habenseite von Hirscher bedeuten. Auswirkungen auf den Gesamtweltcupausgang hätte dies wohl nicht, der Zeitpunkt des definitiven Fixierens der großen Kugel könnte sich aber nachträglich um einen Tag verschieben.

„Ich denke, mit der großen Kugel wird nichts mehr schiefgehen. Für mich ist Marcel der beste Skifahrer aller Zeiten, es ist über ihn schon alles gesagt worden. Es kann ihm keiner Paroli bieten, wenn er verletzungsfrei bleibt und seine Leistung so abrufen kann“, sagte ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher zur APA – Austria Presse Agentur. Es wäre die 20. Kugel für Hirscher, er würde mit Rekordhalterin Lindsey Vonn (USA) gleichziehen.

Puelacher hat vor Saisonbeginn stets Pinturault auf der Rechnung für den Gesamtweltcup, weil dieser mehr Disziplinen bestreiten würde und auch überall gut punkten könne. „Dann kommt der Marcel und macht die Big Points.“ Hirscher gewann im Weltcup zehn Saisonrennen, Pinturault und Kristoffersen jeweils eines. „Alexis ist ein Wahnsinns-Skifahrer, aber von der Konstanz her nicht so gut. Sie zerbrechen alle ein bisserl an Marcel.“

In einem Riesentorlauf-Hoch schwebt Kristoffersen, er war zuletzt zweimal en suite erfolgreich. Erst bei der WM und danach in Bansko. Eine Salzpiste wartet nun auf ihn, auf solchen Bedingungen verfügt er über besondere Fähigkeiten. Lokalmatador Zan Kranjec will für ein slowenischen Skifest sorgen, hat er in diesem Winter doch den Riesentorlauf in Saalbach-Hinterglemm gewonnen, zuletzt in Bulgarien war er Fünfter; und so auch bei der WM.

Hirscher gewann sein letztes Weltcuprennen mit dem Nachtslalom am 29. Jänner in Schladming, danach folgte noch der WM-Titel im Torlauf von Aare. In Kranjska Gora kam er bisher insgesamt 14 Mal auf das Podest, sechs Siege feierte er, 2018 gelang ihm das Double. Am 9. März 2008 stand er dort als Slalom-Dritter zum ersten Mal in seiner Karriere auf dem Podest, womit er am Samstag Jahrestag hat – er hält nun bei 68 Siegen und 137 Stockerlplätzen.

Für Österreich sind nach aktuellem Stand im Riesentorlauf Hirscher und Manuel Feller als Disziplin-19. im Finale startberechtigt. Als 28. hofft Brennsteiner noch auf die nötige Verbesserung in die Top 25. In Bansko war er rasant unterwegs im zweiten Durchgang ausgeschieden, verpasste so den möglichen Top-Ten-Rang. „Im Riesen haben wir definitiv noch eine Aufgabe, es wäre schön, wenn Brennsteiner zum Finale kommen würde. Für den Slalom hoffe ich ebenfalls noch auf gute Platzierungen“, sagte Puelacher.

Fehlen bei den Rennen unweit der Kärntner Grenze hinter dem Wurzenpass wird der Radentheiner Marco Schwarz, der dreifache WM-Medaillengewinner hatte sich bei der Kombi in Bansko einen Kreuzbandriss und einen Riss des Innenmeniskus im linken Knie zugezogen und musste seine Saison vorzeitig beenden.

„Er wäre im Gesamtweltcup in Richtung Top Drei unterwegs gewesen. Bei ihm werden wir in Zukunft auch in Richtung Gesamtweltcup denken, das wäre der Plan. Es ist schade, dass er sich verletzt hat, wir müssen das akzeptieren, schauen, dass er gesund wird und hoffen, dass er gleich stark zurückkommt“, erklärte Puelacher. Darüber, wann das sein könnte, wollte er nicht spekulieren.

Seiner Erfahrung nach braucht es bei einem Kreuzbandriss eineinhalb Jahre, meinte Puelacher. Es kann schneller gehen, oder länger dauern. „Brennsteiner war wieder schnell da, die Konstanz fehlt halt noch. Bei Leitinger müssen wir schauen, dass wir das Problem im Knie in den Griff bekommen“, sagte Puelacher.

Brennsteiner riss sich im Februar 2018 bei einem Sturz im Olympia-Riesentorlauf in Yongpyong das vordere Kreuzbandes im rechten Knie, er zeigte schon seit Dezember wieder sehr schnelle Schwünge, wurde auch bei der WM Neunter. Anders liegt der Sachverhalt bei Roland Leitinger, der sich im Jänner 2018 die gleiche Verletzung zuzog. Er konnte oft nur dosiert trainieren und musste mehrfach aussetzen.

(APA)

Beitragsbild: GEPA

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