Mercedes stoppt Werbekampagne

Wien (APA) – Der Streit zwischen Ski-Superstar und dem Österreichischen Skiverband (ÖSV) ist am Dienstag in die nächste Runde gegangen. Grund dafür war eine Werbekampagne von Mercedes mit der Salzburgerin, obwohl Audi offizieller ÖSV-Mobilitätspartner ist. Mercedes-Benz Österreich teilte deshalb am Dienstagnachmittag mit, dass die Werbeaktion mit Fenninger sofort gestoppt werde.

„Da wir in keiner Weise die sportliche Zukunft von Anna Fenninger gefährden wollen, werden wir sofort alle Schaltungen – soweit noch möglich – stornieren“, betonte Bernhard Bauer, Leiter Public Relations Mercedes-Benz Österreich, und kam damit der Forderung von ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel nach. „Uns wurde gesagt, dass im sogenannten Friedensgespräch (am vergangenen Mittwoch, Anm.) mit dem ÖSV die Aktion angesprochen wurde.“ Dies wurde vom ÖSV jedoch bestritten.

„Ihre Behauptung, wonach anlässlich der gemeinsamen Besprechung am 10.6.2015 seitens des Fenninger-Managements dem Österreichischen Skiverband offengelegt wurde, dass es eine Medienkampagne von Anna Fenninger mit dem Mercedes-Konzern geben wird, ist unrichtig“, hieß es in einem von ÖSV-Anwalt Herbert Hübel an Fenninger-Anwalt Markus Wekwerth gerichteten Schreiben.

Aus diesem Grund wurden Fenningers Manager Klaus Kärcher, aber auch die Vittesse Kärcher GmbH aufgefordert, „derart unrichtige und dem wirtschaftlichen Fortkommen des Österreichischen Skiverbandes, sowie seiner angehörigen Sportler schadenden Äußerungen zu unterlassen.“

Die zweifache Weltcup-Gesamtsiegerin Fenninger, die am Donnerstag 26 Jahre alt wird, hatte bereits zuvor mit einer von ihr, Kärcher und Wekwerth gezeichneten E-Mail-Aussendung zur aktuellen Causa Stellung bezogen. „Mit den ÖSV-Vertretern Dr. Klaus Leistner und Hans Pum wurde sehr wohl das Thema ‚Laureus Sports For Good‘, das maßgeblich von Mercedes Benz unterstützt wird, besprochen“, hieß es darin.

Ebenfalls seien die Herren darüber informiert worden, dass es eine Medienkampagne gemeinsam mit Mercedes zur Unterstützung dieses Engagements geben werde. „Wir sind daher sehr überrascht, wie dieses Thema seitens des ÖSV in der Öffentlichkeit dargestellt wird. Wir wollen nochmals festhalten, dass die Mercedes-Kampagne ausschließlich im Zusammenhang mit Anna Fenningers sozialen Engagement für Laureus und ihrer Rolle als Botschafterin für den Cheetah Conservation Fund (CCF) und ihre Unterstützung für die Geparden zu sehen ist.“

Auf der Einschaltung steht klein, dass Mercedes-Benz Fenninger bei ihrem Engagement für die Laureus-Foundation unterstütze. Beworben wird das neben der Salzburgerin entsprechend in den Blickpunkt gestellte Mercedes-Modell CLA 45 AMG Shooting Brake. „Mercedes-Benz unterstützt Anna Fenninger in ihrem privaten Engagement für die Laureus Sport for Good Stiftung. Konkret spenden wir 50 Euro pro verkauften Mercedes-Benz CLA Shooting Brake in 2015“, erklärte Bauer.

Schröcksnadel hatte sich bisher aus dem Clinch mit Fenninger bewusst herausgehalten. Er sah sich aufgrund der Anzeigen-Kampagne mit der Super-G-Olympiasiegerin und amtierenden Doppelweltmeisterin (Super-G und Riesentorlauf) nun aber zum Handeln gezwungen. „Sollte die Kampagne sofort eingestellt werden, ist noch eine Gesprächsmöglichkeit da, ansonsten wird es Konsequenzen geben“, sagte Schröcksnadel zur APA – Austria Presse Agentur. Dieser Forderung kam Mercedes wenige Stunden später nach.

Fenninger und der ÖSV hatten im seit Wochen schwelenden Konflikt am vergangenen Donnerstag per E-Mail eine Einigung vermeldet. Eine Gesprächsrunde habe „wesentliche Ergebnisse“ gebracht, „die den Weg für eine erfolgreiche sportliche Zukunft von Anna Fenninger bereiten“, wurde in einer gemeinsamen Presseerklärung mitgeteilt.

Der Friede hielt aber nicht lange, sehr zum Bedauern von Schröcksnadel. „Für mich war es erledigt und bereinigt. Ich war froh, brauchte mich nicht einzumischen. Der Klaus (Leistner/Anm.) und der Hans (Pum/Anm.) haben verhandelt und sie sind jetzt maßlos enttäuscht. In ihren Worten: sie fühlen sich verarscht.“

An dem Aussprache-Gipfel hatten Fenninger, ihr deutscher Manager Kärcher, ÖSV-Sportdirektor Hans Pum und ÖSV-Generalsekretär Klaus Leistner sowie Anwälte von beiden Seiten – Hübel für den ÖSV – teilgenommen. Laut Schröcksnadel seien „Kampagnen expressis verbis ausgeschlossen worden“. Das Mercedes-Inserat kam für den ÖSV daher völlig überraschend.

Mobilitätspartner des Österreichischen Skiverbands ist Audi, laut Konkurrenzklausel ist eine Kooperation dieser Art mit Mercedes für Fenninger nicht möglich. „Privat können die Athleten aber fahren, was sie wollen“, merkte Schröcksnadel an. Ein Gespräch mit einem Audi-Vertreter habe er auch bereits führen müssen. „Natürlich, aber sie sind ein ordentlicher Partner“, machte sich der ÖSV-Boss keine Sorgen, dass die Zusammenarbeit nun gefährdet sei.

Schröcksnadel berichtete auch von einem Angebot, das Audi Fenninger in der Vergangenheit gemacht habe. „Audi wollte Anna für eine Kampagne und alles. Sie ist aus Gründen, die jetzt verständlich sind, abgelehnt worden.“ Der ÖSV-Boss stößt sich auch daran, dass Kärcher eine Vereinbarung mit Mercedes habe und diese auf seine Klienten erweitere.

Über die Mercedes-Werbung mit Fenninger hatten am Dienstag zahlreiche österreichische Medien berichtet, im Nachrichtenmagazin „Profil“ (Montag) war das ganzseitige Inserat bereits geschaltet.

Zwischen dem ÖSV und Fenninger hatte es gekracht, nachdem am 11. Mai eine von Fenninger an mehrere ÖSV-Vertreter adressierte vertrauliche E-Mail an die Öffentlichkeit gelangt war. Darin hatte die bald 26-jährige Olympiasiegerin und Weltmeisterin die ablehnende Haltung des ÖSV gegenüber Kärcher kritisiert, mit Rücktritt gedroht und eine verbesserte Regelung ihrer sportlichen Betreuung gefordert.

 

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