Neuschnee verhindert Damen-Abfahrt in Crans Montana

(APA) Erneut ist ein alpines Ski-Rennen in diesem Winter dem Wettergott zum Opfer gefallen. Diesmal war es zu viel Neuschnee, der eine Austragung der für Samstag vorgesehenen Weltcup-Abfahrt in Crans Montana unmöglich machte. Das Rennen wurde am Sonntag (10.30 Uhr) neu angesetzt, die Kombination dafür ersatzlos gestrichen. Überschattet war das Geschehen von der Trauer um ÖSV-Teamarzt Michael Sachs.

Ab Freitagmittag gingen im Ski-Ressort in der Westschweiz heftige Schneefälle nieder. Rund 60 Zentimeter Neuschnee ließen FIS-Renndirektor Atle Skaardal und seinem Team letztlich keine andere Wahl, als das Rennen abzusagen. „Es war komplett unmöglich, die Piste herzurichten“, sagte der Norweger. Was die Situation am Samstag noch schwieriger machte, war ein massiver Lawinenkegel seitlich der Strecke. „Zwei Lawinen sind auf die Piste niedergegangen. Eine davon war kontrolliert, die andere unkontrolliert. Die hat auch einige Sicherheitszäune zerstört“, berichtete Skaardal.

Weil laufend Lawinensprengungen durchgeführt werden mussten, sei man in der Früh gar nicht erst hinaufgefahren, sagte ÖSV-Rennsportleiter Jürgen Kriechbaum. „Für die Strecke war das einfach zu viel Neuschnee. Und auch für morgen wird das schwierig“, wusste der Oberösterreicher. „Obwohl die Veranstalter alles unternehmen und wirklich viel getan wird.“ Über 200 Helfer seien seit Freitag fast rund um die Uhr im Einsatz gewesen.

Skaardal hoffte, dass sich das Wetter etwas bessern werde – die Prognosen standen jedoch nicht unbedingt günstig. „Leider sagt der Wetterfrosch, dass es am Nachmittag noch einmal schneien wird. Weitere 30 Zentimeter sind zu erwarten“, führte er an. Man wolle aber vor weiteren Entscheidungen einen detaillierteren Wetterbericht am Nachmittag abwarten, der mehr Auskunft über die Schneemenge geben sollte.

Auch das Rennen am Sonntag ist vor diesem Hintergrund jedenfalls stark gefährdet. Das Organisationsteam um Präsident Marius Robyr versicherte, dass man falls nötig die ganze Nacht durcharbeiten werde, damit die Abfahrt doch stattfinden kann. Alternativ könnte auch von weiter unten gestartet werden, das Rennen also auf verkürzter Strecke stattfinden.

Sollte die Piste bis Sonntagvormittag nicht hinreichend vom Neuschnee befreit werden können, „werden wir alles für den Slalom vorbereiten“, verwies Skaardal darauf, dass am Montag noch ein weiterer Bewerb auf dem Programm steht. Es handelt sich dabei um jenen Slalom, der vor zwei Wochen in Maribor aufgrund massiver Löcher auf der Piste nach 25 Läuferinnen abgebrochen wurde. Ob und wann – im Falle einer Absage – die Abfahrt nachgeholt werden könnte, blieb am Samstag unbeantwortet. „Ich denke, das wird am Ende der Saison schwierig werden“, meinte Skaardal nur.

In den Hintergrund rückten die Entwicklungen um das Weltcup-Rennen für den Österreichischen Skiverband. Im Damenteam herrscht nach der Nachricht über den Tod von Sportarzt Michael Sachs seit Freitagabend tiefe Betroffenheit. „Das war natürlich ein Schock für das ganze Team“, sagte Kriechbaum. „Besonders für mich, weil ich Michael ewig gekannt habe und er ein Jugendfreund von mir war. Wir können den Angehörigen nur unser Beileid ausdrücken. Das ist wirklich sehr, sehr traurig.“

Sachs war am Donnerstag vor dem ersten Training für die Weltcup-Abfahrt der Damen in Crans Montana am im Zielraum kollabiert. Am Freitag verstarb der Mediziner im Krankenhaus in Sion an den Folgen. Sachs, Jahrgang 1973, war in Salzburg als praktischer Arzt und Sportarzt tätig, wobei er sich auf Orthopädie und Unfallchirurgie spezialisiert hatte. Der Kollaps passierte völlig ohne Anzeichen und vorherige gesundheitliche Probleme.

„Da sieht man wieder, wie schnell es gehen kann. Anscheinend ist so etwas wirklich vorherbestimmt“, war auch Michaela Kirchgasser ziemlich fassungslos. „Das zeigt, dass man jeden Tag genießen sollte, den man gesund ist, und das tun sollte, was man am liebsten macht“, meinte Elisabeth Görgl, die Sachs ebenfalls seit längerem kannte.

Teamintern habe man schon am Donnerstag betont, dass die Lage ernst sei, sagte Kriechbaum. „Gestern haben wir eine gemeinsame Sitzung einberufen und über die Umstände gesprochen und darüber, wie es dazu gekommen ist. Wir haben auch ein gemeinsames Gebet gesprochen.“ Am Samstag wollten sich die Ski-Damen mit Tiefschneefahren etwas ablenken.

Titelbild: GEPA