Ski alpin: Nach Karriereende wartet „großes Service“ auf Herbst

Auch wenn Slalom-Spezialist Reinfried Herbst am Sonntag in Kranjska Gora seine Karriere beendet hat, bis er sein Privatleben in vollen Zügen genießen und die Weichen für die berufliche Zukunft stellen wird, muss sich der 37-Jährige noch gedulden. Ende März steht eine Knieoperation an. „Ein großes Service“, sagte der zweifache Familienvater, der auf eine erfolgreiche Zeit im Skisport zurückblickt.

Der Gewinner der Slalom-Kristallkugel von 2010, von neun Weltcuprennen und Olympiasilber 2006 in Turin/Sestriere hat in seiner Abschiedssaison nur zweimal gepunktet, auch am Sonntag war mit Startnummer 66 für den Fischer-Piloten nichts mehr zu holen (63.) – außer eine Sektdusche durch seine Teamkollegen im Zielraum. Zum Abschied durfte der „Herbstl“ vor dem zweiten Durchgang noch einmal außer Konkurrenz über den Podkoren herunterfahren und sich gebührend feiern lassen. Im Zielraum wurde er dann von seiner Familie empfangen.

In einem Youtube-Video, dass der ÖSV online stellte, verabschiedeten sich die Weggefährten vom Neo-Pensionisten. „Ich möchte mich für die genialen Jahre bedanken, ich habe viel von dir lernen dürfen. Speziell am Anfang meiner Karriere, als wir Markenkollegen waren, warst du wirklich eine sehr große Hilfe für mich“, sagte Marcel Hirscher. „Die ganze Mannschaft wird dich sehr vermissen“, versicherte Salomtrainer Marko Pfeifer.

„Lieber Herbst, ich werde dich im Winter ganz schön vermissen. Im Frühling werden wir sicher miteinander deinen Abschluss feiern, und im Sommer werden wir uns des öfteren sehen. Halt die Ohren steif, Burschi, es war eine überragende Zeit mit dir“, meinte der Deutsche Felix Neureuther, einer von vielen internationalen Stars, die Herbst für seinen weiteren Lebensweg alles Gute wünschten.

Nicht nur die Zukunftshoffnungen Manuel Feller und Marco Schwarz, sondern auch die Skipensionisten Benjamin Raich, Mario Matt („Das Leben danach ist gar nicht so schlecht“) und Manfred Pranger schickten Grußbotschaften. „Du warst immer ein fairer Konkurrent. Alles Beste für das neue Leben“, meinte der Kroate Ivica Kostelic, den selbst der Sportruhestand ruft.

Herbst, der mit zehn Jahren in die Skihauptschule und ins Gymnasium kam, sehnt sich nach 27 Jahren, „in denen ich mehr oder weniger unterwegs“ war, nach „ein bisschen Ruhe“. Das Slalomfahren und die Skifamilie werde ihm sicher abgehen. „Aber es kommt die Zeit, wenn man körperlich merkt, dass man nicht mehr das letzte Risiko gehen kann. Dann hat man keine Chance mehr, vorne mitzufahren. Jetzt weiß ich, dass der Zeitpunkt aufzuhören, der richtige ist.“

Bergauf, bergab, das sei sein Karriereweg gewesen, er hadere aber auch nicht mit den vielen Verletzungen, denn dadurch habe er sehr viel Lebenserfahrung gewonnen. „Mein Motto war immer: Lebensfreude und Spaß dürfen nicht vom Erfolg abhängig sein.“ Aus sportlicher Sicht hat für ihm die Slalom-Kristallkugel die größte Wertigkeit, in der Öffentlichkeit wiege die OIympia-Medaille mehr. „Schön, dass ich beides habe. Ich bin sehr happy, wie alles verlaufen ist.“

Wie seine berufliche Zukunft aussehen wird, weiß der Polizist noch nicht, es gebe einige interessante Bereiche. „Ich brauche aber was, wo ich aufleben kann“, weiß Herbst, der sich indes nicht um die Zukunft seines treuen Fanclubs sorgen muss. „Zum Teil sind sie schon zu Roland Leitinger gewechselt. Das ist superschön. So sehen sie auch einmal ein paar Riesentorlauf-Orte. Roli ist grad in einer Phase, wo ich glaube, dass er den Durchbruch schaffen kann.“ Herbst lebt in Wals, fährt aber für den SC Unken, Leitinger für den SC Sankt Martin bei Lofer.

Reinfried Herbst und seine Lebensgefährtin Manuela haben mit der sechsjährigen Lilly und dem achtjährigen Felix zwei Kinder. „Lilly hat Energie und Kraft, ist sehr aktiv. Sie geht beim Walser Ringerclub Turnen, aber so das Richtige haben wir noch nicht gefunden. Der ‚Bua‘ spielt Fußball in der U10 bei SV Grünau“, sagte Herbst, der gern beim Koordinationsüben hilft.