Ski-WM: Ernüchterung und Kritik bei ÖSV-Damen nach Speed-Flaute

Erstmals seit 2013 ist die Speed-Fraktion der österreichischen Ski-Damen ohne WM-Medaille geblieben. Dabei war man heuer mit einer im Weltcup triumphalen Truppe am Start. Stephanie Venier und Co. haderten nach der Abfahrt mit den Hundertsteln, die Tirolerin übte aber auch Kritik am WM-Ort. „Es ist einfach ein bisschen blöd, wenn sie eh schon wissen, dass Aare ein bisschen ein Wetterloch ist.“

Venier schrammte am Sonntag an einer Medaille in der Königsdisziplin vorbei, hatte im Rennen um Bronze um 0,04 Sekunden das Nachsehen gegenüber Lindsey Vonn. Ein Ärgernis für sie war, dass der Bewerb etwas weniger als eine Stunde vor dem Start um mehr als 500 Meter verkürzt worden war und damit zu einer Mini-Abfahrt mutierte. Die Siegerzeit der Slowenin Ilka Stuhec lag bei 1:01,74 Minuten.

„Da trainierst du den ganzen Sommer und ganzen Winter darauf hin, dass du endlich die WM-Abfahrt fahren kannst, und nachher eine Minute Abfahrt. Es ist einfach schade, da war sogar die Kombi-Abfahrt länger“, sagte Venier. „Natürlich ist es sehr kurz für eine Abfahrt. Die Originalabfahrt ist schon nicht sehr lang, wenn man es vergleicht“, meinte auch Ramona Siebenhofer, die als Siebente zweitbeste Österreicherin war.

Vor allem der Wind im oberen Teil der Strecke haben diesen in den Augen der Jury unbefahrbar gemacht, was zur Verkürzung führte. „Und es war starker Wind“, bestätigte Nicole Schmidhofer. „Das ist schade für uns, aber so, wie die Entscheidung fällt, so nehmen wir es. Wir hätten es trotzdem alle drauf gehabt, auch auf verkürzter Strecke“, sagte die Steirerin. Die zweifache Lake-Louise-Siegerin im vergangenen November war ex aequo mit Tamara Tipper Neunte.

Das Wetter ist in Aare tatsächlich ein gewichtiger Faktor, vor allem Speed-Bewerbe sind meist von Verkürzungen und Verschiebungen betroffen. „Sie haben (bei der WM; Anm,) 2007 schon das Problem gehabt, jetzt bin ich das zweite Mal da und bin erst zweimal von oben gefahren, und das war in den Trainings. Sonst bin ich immer von unten gefahren“, berichtete Venier. Für sie sollten Weltmeisterschaften an Orten stattfinden, „wo es immer gleichmäßig ist“, auch wenn das schwierig sei. „Im Griff hast du es sowieso nie.“

Die Ernüchterung nach fünf Abfahrtssiegen im Weltcup wog beim ÖSV-Quartett gewiss schwer. „Irrsinnig enttäuschend. Jetzt waren wir bei allen Saisonabfahrten auf dem Podest, zumindest mit einer“, sagte Siebenhofer. Die Ursachenforschung für die durchwegs nicht perfekten Fahrten war kurz nach der Abfahrt klarerweise noch nicht weit fortgeschritten. „Es fehlen zwei Mal vier Hundertstel auf eine Medaille, was soll man da noch sagen“, haderte Siebenhofer, die in der Kombination Bronze nur knapp verpasst hatte.

„Wenn man sich über die Weltcupergebnisse in eine gewisse Favoritenrolle manövriert, dann muss man auch cool bleiben und die Leistung abrufen. Das ist nicht ganz so geglückt“, meinte Damen-Rennsportchef Jürgen Kriechbaum. Das Leben gehe aber weiter, versicherte Leidensgenossin Venier. „Das, was wir erreicht haben in der Saison, das kann uns eigentlich keiner mehr nehmen. Es war gut, es hat gepasst.“ Der Trip nach Schweden müsse jetzt so schnell wie möglich abgehakt werden.

„Wir haben schon gesagt, wir gehen durch dick und dünn. Jetzt war es halt einmal nicht so, dass es für uns gelaufen ist, dafür war die restliche Saison sensationell, so gut wie nie“, richtete Tippler den Blick schon nach vorne. „Einfach nüchtern analysieren und versuchen, es das nächste Mal besser zu machen. Wir sind eine gute Truppe, und vielleicht klappt es ein anderes Mal. 2021 ist die WM in Cortina, und man lernt ja nie aus.“

Ein Großereignis sei eine spezielle Erfahrung. „Wenn man als Favorit herkommt, dann erwartet sich jeder was, und ich glaube nicht, dass so viele Leute von uns schon als Favoriten zu einer WM gefahren sind. Mit dem muss man, glaube ich, auch erst umgehen“, führte Tippler aus. „Die Lindsey hat gezeigt, wie es geht. Sie hat so viel gewonnen und ist mit Erfahrung eine Spur voraus.“

(APA)

Beitragsbild: GEPA

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