Überragender Prevc siegt bei 64. Vierschanzentournee

Bischofshofen (APA) – Peter Prevc hat die sieben Jahre andauernde Siegesserie der ÖSV-Skispringer bei der Vierschanzen-Tournee beendet und bei der 64. Auflage als zweiter Slowene triumphiert. Der 23-Jährige schaffte mit seinem dritten Tagessieg am Mittwoch in Bischofshofen sogar den Hattrick. Der deutsche Auftaktsieger Severin Freund lag in der Gesamtwertung 26,5 Punkte zurück, Michael Hayböck erreichte Rang drei.

Die Österreicher blieben erstmals seit zehn Jahren ohne Tournee-Tagessieg, ein zweiter Rang in Oberstdorf und ein dritter in Bischofshofen jeweils durch Hayböck waren diesmal das Maximum. Peter Prevc gewann das Finale mit 139 und 142,5 m vor Freund, Hayböck und Stefan Kraft, dem Titelverteidiger.

Erster Titel für Prevc

Peter Prevc hat die Konkurrenz auf den vier Tournee-Schanzen deutlich überflügelt. Der mit der Adler-Trophäe belohnte Gesamtsieg war der erste große Titel für den introvertierten Slowenen, dessen Leistungen auch den Rivalen Bewunderung abringen. Dank seiner Qualitäten hat der 23-Jährige eine große Zukunft vor sich.

Prevc war in der 64. Auflage in sieben der acht Durchgänge der Beste. Den bisher nur von Sven Hannawald (2001/02) geschafften „Grand Slam“ verhinderte wohl nur eine windbedingte Anlaufveränderung der Jury in Oberstdorf, die dem Halbzeit-Spitzenreiter die Siegchance raubte.

Der mehrfache WM- und Olympiamedaillengewinner spricht nicht viel, doch während der Tournee taute er etwas auf und gewährte wie etwa in Innsbruck sogar Einblicke in sein Gefühlsleben. Enorm groß sei der Druck gewesen, der auf dem Bergisel auf ihm gelastet habe, gab Prevc zu.

„Mir sind wegen des elften Platzes im Vorjahr viele Dinge durch den Kopf gegangen. Aber ich konnte die negativen Gedanken beiseiteschieben und mich auf das Positive konzentrieren“, betonte Prevc. Der zweite Tagessieg war die Vorentscheidung, beim Finale in Bischofshofen gelang ihm sogar der Hattrick.

„Nur mit Perfektion zufrieden“

Bewunderung seiner Qualitäten kommt von Team-Kollegen und Rivalen. „Er ist nur mit absoluter Perfektion zufrieden“, weiß Jurij Tepes (Slowenien). Ex-Tourneesieger Anders Jacobsen (Norwegen) verglich Prevc mit einer Rakete. „Er braucht nur eine Sekunde, um die optimale Flugposition einzunehmen.“

Der jüngste Erfolg des dreifachen Sportlers des Jahres sorgte in Slowenien natürlich für Schlagzeilen, doch selbst nationale Medien erfahren wenig von seinen über das Skispringen hinausgehenden Interessen. Prevc liebt jedenfalls das Reisen, nach der Saison absolvierte er mit seiner Freundin mehrwöchige Touren im Mietwagen durch die USA.

Seine Erfolge bei der Tournee kommen nicht von ungefähr. Doch anders als etwa Gregor Schlierenzauer, der gleich bei seiner Premiere auf Tourneeschanzen gewann (2006/07 Sieg in Oberstdorf und am 17. Geburtstag in Bischofshofen), musste sich Prevc die Spitzenstellung über einige Saisonen hart erarbeiten.

Seit 2013 sammelt der am 20. September 1992 geborene Athlet jedoch Medaillen bei Winterspielen und Weltmeisterschaften. Silber und Bronze im Val di Fiemme 2013 (WM) und ebenso in Sotschi sowie Bronze bei der Skiflug-WM (jeweils 2014) zeugten von der Klasse Prevc‘.

Bereits zweimal Weltcup-Zweiter

Beständigkeit bewies der aktuelle „Überflieger“ auch schon in den vergangenen zwei Saisonen als Weltcup-Zweiter. Da gewann er jeweils auch die „kleine“ Kristallkugel im Skifliegen. Dass er seinen ersten von bisher zwölf Weltcupsiegen vor fast genau zwei Jahren auf dem Kulm feierte, mag ihm als gutes Omen dienen für die ab 14. Jänner folgende Skiflug-WM im steirischen Salzkammergut.

Zum Skispringen kam Prevc durch seinen Vater, der selbst über die Schanzen ging. Mittlerweile eifern ihm drei seiner vier Geschwister nach – Cene, Domen und Nika profitieren zum Teil von den enorm verbesserten Bedingungen durch das Leistungszentrum in Planica und die Sportschule in Kranj. Stams diente als Vorbild, „aber mit diesen Einrichtungen liegen wir nun sogar vor der Konkurrenz“, sagte Primoz Peterka.

Der zuvor einzige Tourneesieger aus Slowenien (1996/97) arbeitet nun als Co-Trainer des Damen-Teams. Peterka hatte den Tourneesieg von Peter Prevc prognostiziert, kündigte ihm aber auch baldige interne Konkurrenz durch den 16-jährigen Bruder Domen an, der beim Doppelsieg in Engelberg schon Weltcup-Zweiter war. „Er springt mit der Technik von morgen.“

 

Endstand – Springen in Bischofshofen:
1. Peter Prevc (SLO) 297,6 Pkte (139 m / 142,5 m)
2. Severin Freund (GER) 290,5 Pkte (136 m / 141 m)
3. Michael Hayböck 282,6 Pkte (134 m / 139 m)
4. Stefan Kraft 278,0 Pkte (136 m / 138 m)
5. Kenneth Gangnes 273,3 Pkte (131,5 m / 137 m)

 

Endstand – 64. Vierschanzentournee:
1. Peter Prevc (SLO) 1139,4 Pkte
2. Severin Freund (GER) 1112,9 Pkte
3. Michael Hayböck (AUT) 1081,6 Pkte
4. Kenneth Gangnes (NOR) 1073,5 Pkte
5. Stefan Kraft (AUT) 1036,2 Pkte

Bild: GEPA