„Vielleicht wird er noch besser“ – die Stimmen zu Hirschers siebenten Gesamtweltcupsieg

Kranjska Gora (APA) – Wenn der März kommt, Marcel Hirscher seine Weltcupkugeln gewinnt und Andreas Puelacher über den Topstar in seinem Team spricht, bescheinigt er diesem stets die beste Form seines Lebens. Und jedes Mal wusste der Salzburger das noch zu toppen. So auch 2018 mit dem siebenten Gesamtweltcupsieg. „Heuer ist es aber definitiv die beste. Doch wer weiß, vielleicht wird er noch besser“, sagte Puelacher.

Auch der Rennsportleiter der alpinen Ski-Herren im Österreichischen Skiverband staunt über den Rekordmann. „Was er jetzt abliefert… Wenn man allein die Riesentorläufe hernimmt, da ist er der Mann. Ich glaube, die anderen verzweifeln schon ein bisschen, ohne jetzt böse sein zu wollen gegenüber anderen Athleten, die auch super Leistungen bringen. Wie Henrik Kristoffersen. Er liefert auch immer top ab, aber er ist halt immer Zweiter.“

Zwölf Saisonsiege trotz Knöchelbruch

Anders bei Hirscher. Der gewann saisonübergreifend von den vergangenen elf Riesentorläufen zehn, acht im Weltcup, einen bei WM und einen bei Olympia. Einmal war er Weltcupdritter. Die Kristallkugel sicherte er sich am Samstag in Kranjska Gora vorzeitig, am Sonntag legte er mit dem Slalom-Kristall nach, gleichzeitig brachte er vorzeitig zum siebenten Mal und noch dazu in Folge den Gesamtweltcup auf seine Habenseite. Er hält bei zwölf Saisonsiegen – sieben in klassischen Slaloms.

Das alles war nach dem Knöchelbruch vergangenen August und dem Trainingsrückstand nicht zu erwarten gewesen. Ohne Kugeldenken fuhr Hirscher risikoreich drauf los und Sieg um Sieg ein. Sehr zur Freude auch von Puelacher. „Klar, weil ich weiß, er steht sicher am Ski. Was in Pyeongchang im Slalom passiert ist, das kann einmal passieren, aber das waren keine skitechnischen, sondern andere Gründe, Abstimmungsprobleme“, sprach er den einzigen Ausfall an.

Puelacher erinnerte an die vergangene Saison, als Hirscher – bei immer auch noch sechs Siegen – gleich neun zweite Plätze hatte. „Ich weiß noch, den sechsten Gesamtweltcupsieg wollte er unbedingt. Da hat er vielleicht ein bisserl zu viel gerechnet. Was mir heuer so an ihm gefällt, ist das lockere, befreitere Fahren. Du hast das Gefühl, er hat nie Druck. Klar hat er den, wenn er oben steht, aber bei ihm schaut es so leicht und locker aus. Du siehst einfach die Freude am Skifahren.“ Nach dem Knöchelbruch habe „Marcel selbst nicht und keiner von uns“ erwartet, dass es so laufen werde.

„Drei Mal zehn“ für Stenmark-Rekord

„Ich kann nur froh sein, dass ich so einen Athleten in der Mannschaft habe. Und als Trainer musst du auch froh sein, von so einem Mann Trainer sein zu dürfen. Der braucht ein paar Anweisungen und das Umfeld musst du ihm gestalten – und dann fährt er.“

Wo das alles noch hinführen könnte, weiß auch Puelacher nicht. So glaubt auch die schwedische Ski-Legende Ingemar Stenmark, dass Hirscher seinen Weltcupsieg-Rekord von 86 Erfolgen verbessern wird, wenn er nur lange genug weitermacht. „Die Marke ist brutal, aber wenn ich es wirklich einem zutraue, dann diesem Marcel. Kommt drauf an, wie lange er noch fährt“, sagte Puelacher. 29 Siege fehlen aber noch. „Das heißt drei mal zehn. Und dann muss er aber dreimal so eine Saison haben wie heuer“, rechnete der Chef vor.

Um Ziele gehe es bei Hirscher nicht mehr, glaubt Puelacher. „Er hat Freude am Wettkampf und Freude am Skifahren. Wenn ich Freude daran habe, mich mit anderen zu messen, wenn ich gesund bleibe, dann macht das Spaß, dann brauche ich mir kein großes Ziel mehr aussuchen.“ Hirscher sei keiner, der im Zielraum Purzelbäume schlage, aber einer, der einen Riesenspaß habe, wenn er gut Ski gefahren sei.

Die Stimmen zum 7. Gesamtweltcupsieg von Hirscher:

Marcel Hirscher (Gesamtweltcupsieger): „Es ist nicht zum Packen. Es ist so schräg. Der Sommer heuer war nicht ganz ohne – da mit dem Haxen herumhupfen, teilweise vom Karriereende bis hin zur besten Saison. Unfassbar. Ich checke es nicht, dass es möglich ist und dass es geht. Es ist so schwer da herunter. Da sind Löcher, da sind ‚Wandln‘. Und zu wissen, dass der Henrik (Kristoffersen) da wieder vorgelegt hat. Der lässt ja auch nicht locker. Hut ab – die Zukunft gehört diesem Mann. Der performt, performt, performt und macht einfach keinen Fehler. Es ist sehr mühsam mit dem Herrn Henrik.“

Hirscher zu seinen Zielen: „Ich weiß es nicht. Ehrlich gesagt freue ich mich, dass ich jetzt einmal nach Hause fahren kann. Ich muss mir selber Gedanken machen, wo die Reise hingeht. Ich verstehe es selber nicht, dass es so geht.“ Auf die Frage, ob er in der nächsten Saison noch im Weltcup fahren wird: „Ich weiß es nicht.“

Henrik Kristoffersen (NOR/Zweiter im Gesamtweltcup): „Ich bin wirklich motiviert, das ist sicher. Aber er ist der beste Skifahrer, also ist es ganz okay, dass ich Zweiter bin. Im Moment ist er besser, dann ist es auch okay, wenn er die Kugeln gewinnt.“

Ramon Zenhäusern (SU//Dritter in Kranjska Gora): „Es ist mir eine Riesenehre, dass ich heute mit den beiden am Podest stehen kann. Das sind Legenden beide, vor allem Marcel. Das ist ein Musterathlet, von dem kann man viel lernen.“

Heinz-Christian Strache (Vizekanzler und Sportminister): „Marcel Hirscher hat nach seiner schweren Verletzung in der Vorbereitungsphase heuer die beste Saison in seiner glanzvollen Karriere hingelegt. Mit zweimal Olympia-Gold, dem Rekordsieg im Gesamtweltcup und dem Gewinn der Spezialwertungen in Riesentorlauf und Slalom hat Marcel Hirscher abermals seine herausragende Stellung im alpinen Skisport unter Beweis gestellt.“

Ferdinand Hirscher (Vater): „Das liegt sicher in Marcels Kindheit, dass er so stark ist. Er ist auf der Alm aufgewachsen, er war immer koordinativ sehr gut. Das kommt ihm heute zugute. Man lernt einem Kind nicht Skifahren, damit es Weltcup fährt, sondern wegen der Freude an der Bewegung. Es ist eine Überraschung, dass diese Saison so ausgegangen ist.“

Andreas Puelacher (Herren-Rennsportleiter im ÖSV): „Jede Nation hat einen Superstar, wir sind froh, dass wir Marcel haben. Ich habe mir nie vorstellen können, dass jemand sieben Mal den Gesamtweltcup gewinnt, weil die Dichte bei den Herren so groß ist.“

Michael Pircher (Trainer): „Ich habe das alles noch nicht verarbeitet, weil es nach dem Knöchelbruch nie ein Ziel war, auf den Gesamtweltcup loszugehen. Es ist die größte Saison, weil wir das Ziel Olympiagold erreicht haben.“

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