Frankreich-Star lobt ÖHB-Team: „Muss meinen Hut ziehen“

Die erste Niederlage bei der EM in Deutschland hat bei Österreichs Handballern keine mentalen Schrammen hinterlassen. Nach dem 28:33 gegen Frankreich reagierte man in der Mixed Zone ebenso abgeklärt wie man zuvor lange Zeit versucht hatte, dem vielfachen Welt- und Europameister Paroli zu bieten. Vom Halbfinalisten gab es durchaus Anerkennung, die Rot-Weiß-Rot ins letzte Hauptrundenspiel gegen Island mitnehmen kann. Dort lebt selbst eine kleine Halbfinalchance noch.

Dazu benötigen Mykola Bilyk und Co. am Mittwoch (15.30) auf jeden Fall einen Sieg gegen die Nordeuropäer, zugleich müssen sie auf Schützenhilfe der bereits abgeschlagenen Kroaten gegen Gastgeber Deutschland hoffen. Dann würde man am Freitag (20.30) im Halbfinale auf Weltmeister Dänemark treffen. Das Spiel um Platz fünf ist ungleich realistischer, es wäre im Falle eines vollen Erfolgs gegen Island sicher.

Eine noch bessere Ausgangsposition wäre zwar möglich gewesen, Frankreichs All-Star-Team, wie es ÖHB-Teamchef Ales Pajovic nannte, ließ sich aber nicht beeindrucken wie zuvor etwa Kroatien, Spanien oder Deutschland. „Wir müssen realistisch sein. Wir sind auf einer Welle, aber es ist fast unmöglich, gegen Mannschaften wie Frankreich oder Dänemark zu gewinnen“, stellte Pajovic klar.

Szenarien: So erreicht Österreich das Halbfinale der Handball-EM

Seine Truppe hatte zur Pause in Köln sogar mit 16:15 geführt, dank großer Ruhe mehrmals einen Drei-Tore-Rückstand aufgeholt und sich erst im Finish abschütteln lassen. „Man hat gesehen, dass sie immer einen Gang raufschalten können. Die spielen das ganze Turnier gefühlt auf Halbgas. Für das haben wir echt gut mitgehalten“, resümierte Rückraum-Mitte-Akteur Lukas Hutecek. Trotz gerade in der ersten Hälfte guter Deckungsarbeit machte der bis dato so glänzend parierende Goalie Constantin Möstl diesmal keinen Stich.

Mahe: „Endlich hat sie jemand geknackt“

„Dass sie mit Kentin Mahe, Dika Mem und Nikola Karabatic fertigspielen, das zeigt schon, wie ernst es ihnen heute war. Sie mussten alles geben“, sagte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser. Frankreichs Altmeister Karabatic konnte das bestätigen. „Wir haben das ganze Spiel kämpfen müssen, um zu gewinnen“, erklärte der 39-Jährige, der seine letzte EM absolviert. Mahe hatte ebenfalls eine verbale Streicheleinheit parat. „Ich muss meinen Hut ziehen vor den Österreichern, was sie bei dieser EM geleistet haben. Endlich hat sie jemand geknackt.“

Österreichs Vorstellung war auch insofern bemerkenswert, als mit Lukas Herburger der Abwehrchef kurzfristig erkrankt ausgefallen war. „Es war klar, dass es irgendwen erwischt, ich war schon gegen Deutschland sehr angeschlagen. Heute war’s besser, aber noch nicht ganz bei 100 Prozent“, bekannte Kreisläufer Tobias Wagner. „Ich hoffe, dass Herburger in zwei Tagen wieder fit ist und wir dann zusammen für den großen Traum weiterkämpfen können. Die Vorfreude auf Island ist sehr groß“, verkündete Bilyk.

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