ÖHB-Männer gehen gegen Island noch einmal „All in“

Die Aufgabe ist ebenso schwer wie klar: Österreichs Handball-Männer brauchen im letzten Hauptrundenspiel gegen Island am Mittwoch (15.30 Uhr) einen Sieg, um die Chance auf das EM-Halbfinale am Leben zu erhalten. Stunden später (20.30) muss man auf Schützenhilfe der Kroaten gegen Gastgeber Deutschland hoffen. „Wir gehen ‚All in'“, kündigte Teamchef Ales Pajovic an. Für eine sensationelle Endrunde will man sich zumindest mit dem Spiel um Platz fünf belohnen.

Der wäre Österreich im Falle eines Erfolgs gegen den EM-Dritten von 2010 sicher, auch ein Remis könnte reichen, falls Ungarn nicht gegen Frankreich gewinnt. Auf Rechenspiele hat bei Rot-Weiß-Rot aber ohnehin keiner Lust. „Wir sind alle am Limit, aber das ist was fast Einmaliges, für so ein Turnier zerreißt man sich“, versprach Regisseur Lukas Hutecek vor dem siebenten Spiel. „Wir werden wieder alles reinwerfen. Ich bin zuversichtlich, dann erarbeiten wir uns noch ein Spiel.“

Es wäre unzweifelhaft schade, wenn man die wohl beste Leistung bei einer Endrunde nicht auch mit der besten Platzierung krönen könnte. Rang acht von der Heim-EM 2020 steht als Bestmarke in den Annalen, im Falle einer Niederlage droht der Rückfall auf Platz fünf der Hauptrundengruppe, das wäre dann aller Voraussicht nach Endrang neun. Auch daran verschwendet man keinen Gedanken. Das 28:33 gegen Frankreich am Montag, die erste Niederlage im Turnier, habe „absolut nicht auf die Stimmung gedrückt“, versicherte Hutecek. „Wir sind so glücklich und stolz, was wir hier zeigen durften. Wir werden genauso heiß sein.“

Szenarien: So erreicht Österreich das Halbfinale der Handball-EM

Frankreich stellte gegen Österreich unter Beweis, dass man gemeinsam mit Dänemark und Schweden zu den absoluten Topteams gehört. Erst mit gewissem Abstand folgt Europas „zweite Tranche“, zu der – so wie Island – nun auch Rot-Weiß-Rot gehört. Zwei Punkte gegen den Sechsten der EM 2022 bzw. WM-Zwölften 2023 sind also ein durchaus realistisches Szenario. Auch wenn die beiden Tests gegen Island Anfang Jänner mit 28:33 und 30:37 verloren gingen.

„Da haben wir gesehen, wie gut sie sind“, erinnerte sich Pajovic, dessen Team aber gerade im zweiten der Testduelle mit einer starken Leistung schon einen Vorgeschmack auf Kommendes gab. Für die Truppe von der Vulkaninsel lief die Endrunde danach hingegen nicht ganz nach Plan. In der Vorrunde gab es einen hauchdünnen Sieg über Montenegro und ein Remis gegen Serbien sowie eine klare Niederlage gegen Ungarn. In der Hauptrunde ging man gegen Deutschland und Frankreich als Verlierer vom Platz, einzig gegen die Kroaten gelang am Montag ein Erfolg.

Auch der Ausfall von Star-Rückraum Gisli Kristjansson, der sich im Kroatien-Match am Fuß verletzte, hilft Island, das für schnelles Spiel und die Gefahr im Eins-gegen-Eins steht, nicht weiter. „Sie spielen keine perfekte EM“, konstatierte auch Pajovic, der die Gunst der Stunde nutzen will. „Wir sind jetzt ‚on fire‘, und wir glauben daran.“

Die Österreicher bangen wiederum weiter um Abwehrchef Lukas Herburger, der schon gegen die Franzosen erkrankt fehlte. „Eine Prognose ist relativ schwierig“, betonte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser, der der Truppe vor Spiel sieben innerhalb von 13 Tagen trotz der Belastungen weiterhin alles zutraut. „Jeder hat Schmerzen, jeder ist natürlich kaputt. Aber so viel Euphorie und Wille, dass jeder noch einmal alles reinhauen wird. Auch die Isländer sind müde.“

(APA)

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